Ehrlich gesagt, Black Metal Bands machen es einem nie ganz einfach. Überaus häufig wird versucht, den Unmut, Melodien in die Songs zu integrieren (oder schlicht schockierende Ideenlosigkeit) damit zu erklären, dass man eben auf hypnotische, monotone Riffs setze. Was aber nun, wenn sich so ein Musiker andersherum in seinem Soloprojekt scheinbar nicht mehr traut, Black Metal zu spielen?
So ein Fall liegt mit ELFFOR vor, wo sich der vielleicht von Suffering Down und Numen bekannte Eöl kreativ austobt. Northern Silence bezeichnet das Album als „Medieval Black Metal“, hieran mögen einem beim Blick auf die Besetzung erste Zweifel kommen. Und tatsächlich: Hier wird der Spieß umgedreht, die zaghaften Keyboards, die sich ab und zu im Sound etwas Melodie-orientierter Black Metal-Truppen finden, dominieren die Songs hier. Verzeihung, sie sind das ausschließlich verwendete Element.
Wie das klingt? Man nehme flächendeckende Keyboard-Flächen, ergänze diese durch nach Klavier klingende Melodien und packe beides in ein manchmal mittelalterlich anmutendes Gewand mit dezentem (aber etwas ödem) Summoning-Touch und unscheinbaren Gitarren. Der Gedanke an das erwähnte Duo wirkt natürlich schon durch das hauptsächlich verwendete Instrument nicht fern, aber auch in der Melodieführung wird an die Österreicher erinnert.
Was die Bilder angeht, die ELFFOR musikalisch im Kopf erzeugen will: Es wird auf das typische Wald und Winter-Szenario Bezug genommen, das zumindest bei mir durch hohes, verspieltes Klavier über Keyboard-Wänden fraglos erzeugt wird. Innerhalb dieser Vorgabe wird recht frei zwischen bedrohlichen, bedeutungsschwangeren und fröhlicheren Passagen variiert.
Hört sich soweit alles super an, doch, ich habe es oben angedeutet, die Sache hat einen Haken. Freut man sich nämlich während der ersten zwei oder drei Songs diebisch darauf, dass eine der Melodien bald in ein metallisches Gewand gekleidet, die Geschwindigkeit angezogen und außerdem Kreischgesang hinzugefügt wird, keimt während weiteren sechs Songs eine Vorahnung hoch, die sich im finalen „Endless Dark Flames“ schließlich bestätigt: Hier passiert nichts mehr. Eigentlich ist das untertrieben, denn schließlich passiert allgemein auf dem ganzen Album absolut gar nichts. Man bewegt sich keinen Millimeter zu weit vom zu Beginn des Albums definierten Prinzip weg, über weite Strecken muss man auf hörbare Gitarren verzichten und auch das Schlagzeug wirkt allerhöchstens nervig-akzenturierend. Das macht die gesamte Musik austauschbar und nach spätestens der Hälfte von „Son of the Sahdes“, die gut hörbar ist, wirkt das Ganze auch nervtötend und bemüht atmosphärisch. „Infernal Woods“ ist mit endlich sägender Gitarren-Begleitung, präsenterem Schlagzeug und Gesang (sechs der zehn Songs sind Instrumentale) ein Beispiel, wie es besser hätte klingen können, obwohl auch auch das Lied eigentlich keine Eier hat.
Eöls Ansatz gefällt mir eigentlich: Schwelgende, schöne Melodien zu einem Album zusammenfügen, das die emotionale Seite des Black Metal in den Vordergrund stellt. Weniger gefällt mir dagegen, dass darüber vollkommen vergessen wird, auch tatsächlich Black Metal zu machen. Im Endeffekt ist „Son of the Shades“ nämlich auch nicht viel besser, als eine Dresch-Kapelle, die sich auf der anderen Seite eben Melodien spart. Besser gesagt haben sie etwas von zentraler Bedeutung gemeinsam: Beides klingt über einige Songs wirklich nett, um dann in absolute Irrelevanz abzugleiten und einen positiven Ersteindruck erfolgreich zu zerstören. So reicht es für eine Kaufempfehlung beim besten Willen nicht.
Eöl hat übrigens schon vier solche Solo-CDs herausgebracht, die jetzt nach und nach durch Northern Silence neu herausgebracht werden, wofür die Songs auch nochmal neu aufgenommen wurden. „Son of the Shades“ ist das zweite Album, das eigentlich schon 2002 erschien.
Wertung: 4 / 10