So sehr die Corona-Lockdowns auch die Nerven strapaziert haben, auf die Kreativität diverser Künstler scheinen sie wie Steroide gewirkt zu haben. Nachdem die Berliner Szenegrößen Kadavar erst vor gut einem Jahr ihr letztes Album „The Isolation Tapes“ veröffentlicht haben, steht nun das nächste Werk an: Gemeinsam mit den deutsch-amerikanischen Elder heben sie das Projekt ELDOVAR aus der Taufe und veröffentlichen dieser Tage das Debüt „A Story Of Darkness & Light“ über das hauseigene Label Robotor Records. Damit treffen zwei der aktuell wohl spannendsten Rock-Acts aufeinander und schrauben die Erwartungen in beinahe unermessliche Höhen.
„A Story Of Darkness & Light“ ist dabei natürlich kein gewöhnliches Album, vielmehr vereint es sieben Momentaufnahmen der diversen Jam-Sessions der beteiligten Bands. Die einzelnen Songs folgen nur selten nachvollziehbaren Strukturen, sondern geben den Musikern Raum für immer neue Improvisationen und psychedelische Ausflüge. Besonders beeindruckend gelingt ELDOVAR dies bei den beiden überlangen Tracks „From Deep Within“ und „Blood Moon Night“. Ein musikalisches Thema dient aus Ausgangspunkt, von aus sich die sechs Musiker in einen regelrechten Rausch spielen. Wo eben noch sphärische Gitarren und entrückte Vocals das Klangbild bestimmt haben, brechen plötzlich Kadavar-typische Riffwände hervor, nur um kurz darauf in eine betörende psychedelische Passage zu münden. Wie auch schon auf „The Isolation Tapes“, stellen Kadavar ihre Hardrock-Seite auch diesmal ziemlich in den Hintergrund und lassen sie nur stellenweise von der Leine. Sehr schön zu hören im Mittelteil von „Blood Moon Night“, der ein wahres Hardrock-Groove-Monster ist. Gerade diese Brüche sind einer der Gründe, weshalb „A Story Of Darkness & Light“ so spannend ist.
Ein weiterer Grund ist der, dass sich ELDOVAR keine stilistischen Grenzen gesetzt haben. Experimentelle Songs wie „El Matador“ oder „Rebirth Of The Twins“ leben nicht von E-Gitarren und kraftvollem Drumming, sondern von Synthies, Ambient-Klängen und hallendem Gesang. Gerade Fans der typischen Kadavar-Riffs dürften an dieser Experimentierfreude einiges zu knabbern haben, Elder-Hörer sind solche Klänge längst gewohnt. Es dürfte vor allem der Einfluss letztgenannter sein, der „A Story Of Darkness & Light“ an vielen Stellen deutlich zugänglicher macht, als es Kadavars erster Psychedelic-Ausflug „The Isolation Tapes“ war. Mit „In The Way“ gelingt dem Projekt eine wunderbar leichte Folk-Nummer, die sich zum Ende hin in ein Proto-Metal-Finale steigert und auch die abschließende Piano-Nummer „Cherry Trees“ ist gleichzeitig experimentell und doch absolut nachvollziehbar.
ELDOVAR vereinen auf „A Story Of Darkness & Light“ die doch ziemlich gegensätzlichen Klänge von Kadavar und Elder und erschaffen daraus ein wahrhaft zeitloses Album. Das Debüt strotz nur so vor Kreativität und Ideen, die zum Teil nur kurz angerissen werden, um sofort in die nächste Klangwelt überzugehen. Experimentell, fantasievoll und absolut stimmig klingt das Resultat. Bleibt abzuwarten, ob dies das einzige Lebenszeichen von ELDOVAR bleibt und in welche Richtung sich vor allem der Sound von Kadavar in Zukunft entwickeln wird.
Wertung: 9 / 10