EDEN’S CURSE – das ist auf den ersten Blick nur eine weitere Band im mittlerweile viel zu übersättigten Melodic Rock- und Power Metal-Bereich. Doch ähnlich wie ihre Genre-Kollegen Audiovision zeichnet sich die Combo dadurch aus, dass christliche Inhalte in ihren Songtexten verarbeitet werden. Dies geschieht zwar nicht so deutlich und offensichtlich wie bei Audiovision, Gott an sich kommt in den Lyrics nur selten vor. Dennoch beschäftigt sich die Band mit christlichem Gedankengut und den Sorgen und Problemen der Menschen der heutigen Zeit. Songtitel wie „Heaven Touch Me“, „We All Die Young” oder „Eden’s Curse” weisen bereits leicht darauf hin und Textzeilen wie „so heaven help us, they’re falling under eden’s curse” oder „I wanna feel how wonderful love is, heaven, heaven touch me“ machen in etwa klar, auf welche Art und Weise die Jungs ihre Themen bearbeiten. Die Texte wirken oberflächlich und platt, dennoch wird klar deutlich, dass sie eine Message haben. Bassist Paul Logue und Sänger Michael Eden hoffen, dass die Musik von EDEN’S CURSE Mauern zwischen Menschen einreißt und sie zum Nachdenken und Nachfragen anregt. Ob sie das schaffen, muss jeder für sich selbst beantworten.
Genauso wichtig wie die Texte, wenn nicht sogar wichtiger, ist bekanntlich die Musik. Und in dieser Disziplin räumen die vier Jungs einiges ab. 14 Songs warten auf den werten Hörer, insgesamt 60 Minuten Musik. In Europa gibt es als zusätzlichen Bonustrack noch den Song „What Are You Waiting For“ in einer alternativen Version. Dass die einzelnen Tracks bei einer solchen Gesamtspielzeit nicht besonders lang sind, dürfte klar sein. Im musikalischen Cocktail irgendwo zwischen Hard Rock und Melodic- und Power Metal bleibt also kaum Raum für ausführliche Solo-Spielchen. Dafür trumpft man mit einem ganzen Topf voller Ohrwurmmelodien auf, die zudem von Sänger Michael Eden wunderbar intoniert werden. Natürlich gibt es ein dramatisches Spoken Word-Intro, das gehört zum guten Stil. Wer im Hause EDEN’S CURSE Eigenständigkeit sucht, wird sie nicht finden, dennoch wird hier das Handwerk melodischer Rockmusik so perfekt beherrscht, wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Klischees werden eben mit großem Stolz bedient, sind aber hier nicht reine Blenderei, denn die Musik dahinter weiß eben durchgehend zu überzeugen. Neben Stampfern wie „Judgement Day“ oder „The Eyes Of The World“ gibt es auch schöne Balladen wie „The Voice Inside“ oder „We All Die Young“. Gelegentlich löst man sich aus der Melodic-Ecke und fährt etwas schroffere Riffs auf, die beinahe schon als Heavy Metal bezeichnet werden können („Don’t Bring Me Down“). Die recht harmonische, weiche und warme Produktion richtet diese Riffs in ihrer Wirkung aber schnell wieder zurückgründe. EDEN’S CURSE sind eben keine Fantasie-Power-Metal-Kapelle, die über Drachen und Schwertkämpfe singt – sie haben grundlegendere Themen, die sie mit eine hoffnungsvollen und positiven Vibe vermitteln, weshalb allzu böse Allüren hier ausbleiben. Gut so! Die instrumentalen Darbietungen an der Gitarre und den Keyboards wissen durchgehend zu gefallen. Insbesondere hervorzuheben ist, dass Keyboarder Ferdy Doernberg es zu vermeiden weiß, allzu quitschige und käsige Sounds zu benutzen. Er begleitet stilvoll und zurückhaltend. Bassist Paul Logue und Schlagzeuger Pete Newdeck machen ihren Job mit Routine, ohne besonders aufzufallen.
Die leicht christlichen Inhalte der Band werden übrigens schon ein wenig vom gelungenen Cover-Artwork vorweggenommen, das eine „Metal-Eva“ zeigt, die sich gerade am Baum der Erkenntnis zu schaffen macht. Das passt zum Bandnamen (der auch noch gute Promo für den Sänger der Band ist…). Das passt wie so ziemlich alles hier. 80er-Freunden, Melodic Rock-Anhängern und Menschen mit Hang zu Melodien sei diese Songsammlung empfohlen. Kurzweilig, unterhaltsam und richtig gut gemacht. Nicht mehr und nicht weniger ist das hier – wann kommt der Nachfolger?
Wertung: 8 / 10