Das Cover von "Wired" von Eclipse

Review Eclipse – Wired

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Hard Rock

Wie würden Bon Jovi klingen, wenn sie in den 2020er Jahren noch Eier in der Hose hätten? Diese Fragen können ECLIPSE wohl auch nicht beantworten, aber vielleicht sind sie ja selbst die Antwort. Die Schweden musizieren nun bereits seit über 20 Jahren, 2001 erschien ihr Debütalbum „The Truth and a Little More“. Mit dem Vorgängeralbum „Paradigm“ (2019) konnten sie dann auch in den Mainstream vorstoßen, vor allem „Viva La Victoria“ wurde zum großen Hit, den fast jeder schon mal irgendwo gehört haben dürfte.

Da ist es nur wenig überraschend, dass ECLIPSE ihren eingeschlagenen Weg auch auf ihrem achten Album „Wired“ konsequent fortführen. Die Combo zelebriert melodischen Hard Rock mit klassischem Heavy-Metal-Einschlag, dabei sind die Songs auch gerne mal poppig und radiotauglich. Überwältigend ist dabei vor allem die Menge an eingängigen Hooklines und sich in die Gehörgänge fressenden Refrains, die oft schon nach dem ersten oder zweiten Hören sitzen. Die ECLIPSE-Erfolgsformel steht und funktioniert famos.

Direkt zu Beginn wird dem Hörer mit dem Dreierpack „Roses On Your Grave“, „Dying Breed“ und „Saturday Night (Hallelujah)“ ein Gute-Laune-Rock-Paket geschnürt, das einfach wahnsinnig viel Spaß macht und gar nicht direkter ins Ohr gehen könnte. Das sind diese für ECLIPSE ganz typischen Melodic-Rock-Nummern, die Freude verbreiten und gleich hängen bleiben. So viele gute Melodien und Hooks, wie ECLIPSE hier in unter zehn Minuten produzieren, bekommen andere Bands auf drei Alben nicht zu Stande.

Die Hitdichte ist auch im weiteren Verlauf von „Wired“ wieder extrem hoch, fast jeder Song bietet einen klebrigen Ohrwurm. Zu einem großen Teil liegt das auch am charismatischen Frontmann Erik Mårtensson. Seinen kraftvollen, angerauten Gesang trägt er so leidenschaftlich und überzeugend vor, dass es einfach nur fesselnd ist, ihm zuzuhören. Mårtensson schafft es, alles etwas „größer“ klingen zu lassen, als es vielleicht ist, und ist damit die herausragende Figur bei ECLIPSE. Nicht nur ist er ein großartiger Sänger, er schreibt außerdem noch Musik und Lyrics und hat das Album dazu noch druckvoll und differenziert produziert.

Dass die Formel auf Albumlänge aufgeht und sich (noch) nicht selbst überholt hat, liegt auch an genügend Abwechslung: Midtempo-Stampfer der alten Schule mit 80er-Heavy-Metal-Färbung („Bite The Bullet“), softe Stadionrocker („Poison Inside My Heart“) oder Balladen für die große Bühne („Carved In Stone“) sorgen für ein vielfältiges Klangbild. Auf ausgelutschte Elemente wie das schon von unzähligen Bands benutzte „Ode an die Freude“ („Twilight“) oder „Oh-oh-oh“-Chöre („We Didn’t Come To Lose“) hätten ECLIPSE gerne verzichten dürfen, diese wenigen Momente trüben den starken Gesamteindruck aber nicht.

ECLIPSE beweisen mit „Wired“ einmal mehr, dass sie eine der besten Hard-Rock-Bands der Gegenwart sind – gleichzeitig aber trotz des „Viva La Victoria“-Riesenerfolgs nach wie vor eine der unterschätztesten. „Wired“ ist nicht unbedingt das beste Album der Schweden, dafür aber das hoffnungsfrohste und fröhlichste. Das sind genau die Klänge, die wir bei einer (hoffentlich) ausklingenden Pandemie mit Blick in eine (hoffentlich) bessere Zukunft mit tollen Liveerlebnissen manchmal einfach brauchen.

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Wertung: 8 / 10

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