EA gehören zu jener Kategorie von Bands, die so wenig wie möglich von sich preisgeben und Geheimniskrämerei im großen Stile praktizieren. Welche Motivation hinter dieser Methode steckt, lässt sich nur vermuten – entweder wollen die amerikanischen Musiker (die Recherche ergab, dass es sich offenbar um US-Amerikaner handelt) die Aufmerksamkeit der Hörerschaft ganz auf ihre Musik lenken oder man versucht mehr von selbiger zu erheischen, indem man sich so geheimnisvoll wie nur eben möglich gibt und so den menschlichen Urinstinkt Neugier aktiviert. Wer weiß! Solange EA nicht beschließen, den undurchsichtigen Vorhang zu lüften, der sie umgibt, wird man in dieser Hinsicht nicht mehr erfahren.
So bleibt mir also nichts anderes übrig als mich voll auf die Musik zu konzentrieren, die „Ea Taesse“ beinhaltet. Funeral Doom Metal steht hier auf dem Programm – es geht laaaaangsam, schwermütig und düster zu. Zur obligatorischen Instrumentenriege von Gitarre, Schlagzeug, Bass und höllisch tiefem Grunzgesang gesellen sich spärliche Klaviereinsätze, massenhaft sphärische Keyboardklänge (meist in Teppichform), Windhauchen, ein Glockenspiel (schafft einen tollen Kontrast zum sonst so morbiden Grundklang und verstärkt dessen Wirkung noch), Orgelakkorde und „Aaaah“-Chöre. Speziell letztere beiden geben der Musik einen kräftigen sakralen Anstrich, der eine gewisse Totenmessen-Stimmung aufkommen lässt – sehr gelungen, möchte ich meinen! Mitunter lockern cleane Gitarrenparts oder Nur-Keyboard-Passagen den zähen Riffbrei auf.
Grundsätzlich wurde hier also schonmal nichts falsch gemacht, möchte man meinen – doch jetzt komme ich zu dem Punkt, der mir das Album einigermaßen versaut. EA behaupten im Booklet folgendes: „“Ea Taesse“ is based on the sacral texts of ancient civilizations. These texts were composed using the dead language recreated on the basis of results of archeological researches. EA is voices of ancients that reached us through centuries.“ Okay, Texte in einer ausgestorbenen oder zumindest uralten Sprache zu schreiben klingt ja durchaus sehr interessant; das hat ja auch in Filmform bei Werken wie „Apocalypto“ (Azteken, Inkas, irgendwas aus der Gegend) oder „Die Passion Christi“ (ist klar, oder?) einigermaßen funktioniert. Doch was in drei Teufelsnamen habe ich davon, wenn ich die abgrundtief gerülpsten Texte zu keinem Zeitpunkt verstehe und sie gleichzeitig nicht im Booklet niedergeschrieben und übersetzt oder zumindest grob erläutert sind?! Richtig: Nichts, null, niente. EA könnten theoretisch gerade meiner Mutter eine Beschäftigung im horizontalen Gewerbe und meinem Vater mangelnde Zeugungsfähigkeit unterstellen und ich würde es nicht merken. An dieser Stelle hat die Band es meiner Meinung nach mit der Heimlichtuerei doch gewaltig übertrieben.
Man muss schon eine Menge Fantasie haben, um sich hier in die Tempel irgendwelcher ausgestorbenen Zivilisationen zurückdenken zu können; ich fühle mich, wie gesagt, meist eher an einen katholischen Gottesdienst oder sowas erinnert, und die christliche Gemeinschaft ist nun wirklich alles andere als tot. Mit ein bisschen Mühe und Geduld ist es aber durchaus möglich, sich zum Beispiel am Anfang von „Laeleia“ eine apokalyptische Szene auf einer Inkapyramide vorzustellen, auf der gerade der Hohepriester mit in religiöser Ekstase verzerrtem Gesicht ein Menschenopfer darbringt, während die untergehende Sonne den Himmel in blutrote Farbtöne taucht. „Ea Taesse“ weiß also schon zu faszinieren, wenn man sich darauf einlässt – aber allein, weil das Nichtvorhandensein von Erläuterungen zu den Texten den inhaltlichen Sinn des Albums ad absurdum führt, gibt es hier einen dicken Abzug. Am Ende bleiben für ein mehr als solides, teils sogar recht eigenständiges Funeral Doom-Scheibchen mit sinnfreiem lyrischem Konzept:
Wertung: 7 / 10