Review Dzö-nga – Thunder In The Mountains

Trotz seiner offenkundigen Mängel handelte es sich bei dem 2017 veröffentlichten „The Sachem’s Tales“ um eines der aufregendsten Black-Metal-Alben der letzten Jahre. Die Produktion war rudimentär, die vielfach auf dem Keyboard simulierte Instrumentierung alles andere als natürlich und der Frauengesang oftmals arg kitschig – und doch wohnte den von den Mythen der amerikanischen Ureinwohner inspirierten Liedern von DZÖ-NGA ein eigentümlicher, unvergleichlicher Charme inne. Mit dem Nachfolgealbum „Thunder In The Mountains“ legen DZÖ-NGA drei Jahre später nunmehr die Weichen für den Sprung von einem praktisch gänzlich unbekannten Geheimtipp hin zu einer respektierten Band mit zumindest in ihrem Genre moderater Bekanntheit.

Die Folk-Black-Metaller haben sich auf ihrem dritten Album nämlich unüberhörbar weiterentwickelt. Schon das malerische Artwork und das elegante neue Bandlogo signalisieren eine gewisse Abwendung vom ungeschliffenen, wenn auch in gewisser Weise liebenswerten DIY-Charakter der früheren Platten in Richtung einer professionelleren Arbeitsweise. Ebendiese macht sich – zumindest teilweise – auch in der Musik per se bemerkbar. Die auffälligsten Fortschritte haben DZÖ-NGA seit „The Sachem’s Tales“ in Bezug auf die Tonqualität gemacht. Hinfort sind der kratzbürstige, rauschende Sound der Screams und Gitarren sowie das im Hinblick auf das urtümliche Naturell der Songs unpassend maschinelle, künstliche Drumming.

An ihrer Stelle steht auf „Thunder In The Mountains“ ein deutlich organischerer, druckvollerer Klang, der problemlos den Standard modernen Underground-Black-Metals einhält. Die aufpoliertere Produktion hat jedoch ihren Preis. Mochte man DZÖ-NGA die Imitation von Streichern und sogar Akustikgitarren mittels Keyboard zuletzt noch als sympathisch-kauzigen Wesenszug auslegen, so kann man sich die beschränkten instrumentalen Ressourcen des Projekts nun nicht mehr so leicht schönreden. Vor allem die neu ins Repertoire hinzugetretenen Ethno-Flöten irritieren mit ihrem unechten Sound und verleiten sogar zu der Überlegung, ob DZÖ-NGA sich hiermit nicht doch ein wenig zu sehr der kulturellen Aneignung schuldig gemacht haben.

Die wahre Stärke von DZÖ-NGA lag jedoch ohnehin stets in den Kompositionen an sich – und diesbezüglich zeigt sich Mastermind Cryvas hier einmal mehr in Höchstform. Ausnahmslos jeder Song auf „Thunder In The Mountains“ hat etwas Besonderes an sich – seien es nun Frontfrau Grushenka Ødegårds pompösen, diesmal nicht zu schwülstigen Gesänge und das zarte Piano auf „Heart Of Coal“, die rasenden Riffs und Drums auf „Flames In The Sky“, der beschwingte Refrain von „A Soul To Burn“ oder die unverschämt lässigen Orgeln gegen Ende des abschließenden Elfminüters „The Death Of Minnehaha“.

Konträrerweise haben sich DZÖ-NGA mit der ausgefeilteren Aufnahmequalität von „Thunder In The Mountains“ keinen Gefallen getan, sondern eher eine Verschlimmbesserung herbeigeführt. So zeigt sich insbesondere in dem feinfühligen Zwischenspiel „Starlight, Moonlight, Firelight“, in welchem das Cello zur Abwechslung nicht per Keyboard, sondern im Original von Raphael Weinroth-Browne (Leprous) eingespielt wurde, dass es für DZÖ-NGA nun an der Zeit wäre, auf „echte“ Folk-Instrumente umzusteigen, um ihre Musik nicht der Albernheit preiszugeben. Dank seiner mitreißenden und unmittelbar ins Ohr gehenden Arrangements kann „Thunder In The Mountains“ letztlich aber trotzdem zweifelsohne mit seiner außergewöhnlichen Vorgängerplatte mithalten.

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Wertung: 7.5 / 10

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