Der will doch nur spielen! Was man von Hundebesitzern bezüglich ihrer (vermeintlich) angriffslustigen Vierbeiner schon mal zu hören bekommt, gilt in gleichem Maße auch für Jan Axel Blomberg. In der Tat, auch mit mittlerweile stolzen 45 Jahren hat Schlagzeug-Legende Hellhammer nichts von seiner Freude an der Attacke verloren. Sein aktuelles Kind hört auf den Namen DYNASTY OF DARKNESS, stilistisch geht es auf dem Debüt „Empire Of Pain“ wenig überraschend in die symphonisch-schwarzmetallische Richtung (die jedoch nach Belieben erweitert wird) und ein paar alte Weggefährten sind auch dabei.
So spielt beispielweise King Ov Hell den Live-Bass, zudem hat Attila Csihar (Mayhem) einen Gastauftritt als Sänger, Keyboarder Pzy-Clone ist in der Szene auch als Blackheart oder Psy-Coma u.a. von The Kovenant bekannt. Gemeinsam hat das Trio mit der Unterstützung durch die Sessionmusiker ein durchaus anspruchsvolles, auf den ersten Blick sogar komplexes Werk Musik geschaffen. Auf den ersten Blick deshalb, weil die meisten Songs eine opulente Spielzeit aufweisen und die Musik zunächst einmal nach so viel technischem Niveau klingt, dass eine rasche Eingängigkeit ausgeschlossen scheint.
Dem ist jedoch nicht so, nach einem zugegeben ziemlich unnötigen Intro, bei dem vier Minuten lang außer wenigsagender Schreierei nicht viel passiert, zeigen DYNASTY OF DARKNESS nicht nur spielerische Raffinesse, sondern auch ein Händchen für spannendes Songwriting. Dabei legt man sich in Sachen Geschwindigkeit nicht fest, tendenziell sind die kürzeren Songs eher schnell, während die längeren mehr auf Kraft und Mächtigkeit setzen. Bestes Beispiel ist der Titeltrack, bei dem die Band ein ordentliches Drama aus episch-elegischen Momenten auffährt, welches den Hörer, vor allem Dank einer gewaltigen Produktion, regelrecht überrollt. Zu Beginn noch soundtrackartig mit Chören und einem Stabspielinstrument (der Keyboardeffekt geht dabei stark in Richtung Xylophon), entfaltet es im Folgenden eine brachiale Urgewalt.
Aber auch flott können es DYNASTY OF DARKNESS, wobei hier das sehr tighte Spiel der Musiker noch mehr Bedeutung gewinnt. Natürlich achtet man bei einer Persönlichkeit wie Hellhammer speziell auf deren Instrument. Allzu progressiv geht der Norweger nicht vor, aber man hört deutlich heraus, dass er in all den Jahren vor allem erkannt hat, wie man das Schlagzeug einsetzen muss. Frickeln können viele, schnell können noch mehr, aber punktgenau das zu spielen, was der Song braucht, gelingt wohl nur wenigen, Blomberg ist einer von ihnen.
Puristen werden sicher den federführenden Einsatz der Keyboards bemängeln. Natürlich stehen die Tasten fast durchgängig im Vordergrund und sorgen somit für einen extrem symphonischen Klang, aber es ist sicher nicht der Anspruch von „Empire Of Pain“, die Geist des ursprünglichen, in aller Regel primitiven Black Metal einzufangen. Dafür ist auch der Gesang in vielen Bereichen zu sehr dem Death Metal entliehen, dies kann man sogar als Kritikpunkt verstehen, das tiefe Growlen passt zwar, aber die Songs hätten mit etwas mehr Gekeife sicher auch nicht schlecht geklungen. Des Weiteren lässt die Qualität der Platte im letzten Drittel doch etwas nach. Das dem alten Weggefährten Per „Dead“ Ohlin gewidmete „The Scribe Of The Gods“ und der Rausschmeißer „Frozen“ ziehen sich zusammen weit über eine Viertelstunde hin und dauern gefühlt länger als die Songs zuvor.
Unter dem Strich ist „Empire Of Pain“ ein Album, welches sich keine Grenzen setzen will. So regiert zwar der Black Metal, aber neben dem deathmetallischen Gesang gibt es auch Einflüsse aus der Industrial-Ecke, einige Gitarrenriffs verstecken sich gar thrashig hinter den federführenden Keyboards. DYNASTY OF DARKNESS machen schon Appetit auf mehr, das Opus Magnum eines Hellhammer ist es aber nicht.
Wertung: 7 / 10