Obwohl die Musikgesellschaft etwas offener geworden sein mag, im Prinzip ist es doch immer noch so: Der Bassist gilt in seiner Band gerne mal als das fünfte Rad am Wagen, derjenige, der nichts zu sagen hat, und leider an seinem Instrument auch nichts drauf hat. Und tatsächlich: Gerade im Metalbereich ist wohl kaum eine Band für ihren tollen Bassisten bekannt. Gitarre, Schlagzeug, Gesang, ja, können alles Kennzeichen einer Metal oder Hard Rock-Band sein, aber Bass? Naja, wie gesagt, ein paar prominente Beispiele, mehr nicht.
Das merkte 1998 auch Duff McKagan, obwohl der es mit Guns n‘ Roses trotz Bassistentum sogar zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hatte. Inzwischen war ihm die Gitarre dann aber doch lieber, und damit es auch einen echten Grund gibt, den eigenen Namen in den Bandnamen zu integrieren, übernahm er den Gesang auch gleich mit. Gespielt wird klassischer Sleaze / Hard Rock, der vor allem gute Laune vermitteln und nebenbei noch ziemlich lässig sein will.
Das Album lässt sich qualitativ sehr klar in zwei Bereiche einteilen: Der eine Teil sind die Songs, die eben Laune machen, eingängige Melodien und gröhlbare Refrains haben. Gegen diese Nummern gibt es auch überhaupt nichts zu sagen, mit dem Umstand, dass das ganze inzwischen nunmal etwas verkalkt ist, muss man sich abfinden, aber Spaß machen sie allemal. Straighte Hard Rock-Nummer eben, wie sich das gehört. Der andere Teil nervt leider. Das liegt daran, dass hier folgerichtig eben keine schlüssigen Refrains, etwas seltsame Melodien oder schlicht öde Riffs geboten werden. Hier sticht es dann natürlich umso negativer ins Auge, dass das Konzept an sich schon sehr verbraucht ist.
Handwerklich lässt sich gegen beide Teile nichts sagen, da ist für diese Musikrichtung alles im grünen Bereich und Drummer Geoff Reading und gerade Bassist Jeff Rouse wissen als Rhythmusabteilung mit sehr abwechslungsreichem Drumming bzw. sehr schön ausgearbeiteten Basslinien geradezu zu begeistern. McKagan singt auch sehr annehmbar, wenngleich es für meinen Geschmack teils etwas rauer sein dürfte.
Wir haben also eine Menge guter, aber auch einige nervige Songs auf diesem Album, die aber allesamt gut verpackt sind. Für viele Leser dieser Reviews mag dann noch der Nostalgiebonus hinzukommen, der auch durchaus angebracht ist, „Sick“ hätte auch gut um die 20 Jahre früher erscheinen können. Lässt man diesen mal außenvor bleibt dennoch ein nettes Rock-Album für zwischendurch, das zwar ohne echte Gassenhauer auskommt und damit natürlich ein Stück weit hinter den Klassikern zurückbleibt, aber dennoch durchweg spaßig ist. Für McKagan-Fans sicher kein Fehlkauf und für alle anderen die nicht genug von Steinzeit-Rock bekommen können auch voll in Ordnung.
Wertung: 7 / 10