Review Dryad´s Tree – Comfort In Silence

Junge Bands mit eigenem Gesicht findet man heutzutage nicht unbedingt wie Sand am Meer, im metallischen Untergrund tummeln sich leider zahlreiche Plagiate. Umso erfreulicher, wenn dann ganz unerwartet eine Gruppierung wie die Münchner DRYAD’S TREE auftaucht und mit „Comfort In Silence“ ein überraschend hochwertiges Album vorlegt. Qualitativ sowie quantitativ, denn ganze 69 Minuten Spielzeit bietet dieses Debütalbum.

Die Qualität fängt hier angenehmerweise bereits bei der Verpackung an, ein schönes und stimmiges Artwork ziert die Scheibe, das Beiheft beinhaltet dazu auch alle Liedtexte. Nimmt man die CD aus der Halterung, wird man von den Worten „Open your mind, try to understand“ begrüßt, und das sollte man hier auch wirklich beherzigen. DRYAD’S TREE machen keine Musik, die beim ersten Hören direkt ins Ohr flutscht und halten sich weder an musikalische Grenzen noch an eine durchgehende Gefühlslage.
Rauf und runter geht es dann auch von Anfang an. „Source“ ist ein einminütiges Pianointro und wird gefolgt von „Life“, eine Melange aus progressivem und melodischem Metal, die sogar einen ziemlich eingängigen Refrain vorzeigen kann. Das anschließende „In These Moments“ dagegen basiert auf akustischen Gitarren und betört mit einschmeichelnd-emotionaler Gesangsdarbietung. Gesanglich wird von Frontmann Reinhard Klein eh schon großes geleistet, klare und aggressive sind auf hohem Niveau und vor allem sein Gesang bei den ruhigen Momenten ist fesselnd.

Stimmungs- und abwechslungsmäßig sind DRYAD’S TREE wieder auf hohem Level. In den ruhigen Momenten, vor allem bei „In These Moments“ und „Clouded Emotions“, verbreiten die Süddeutschen melancholische, psychedelische und bedrückende Klänge wie man sie auch von Bands wie Opeth, Pain Of Salvation oder Moonsorrow („Verisäkeet“) kennt. Von den Riffs und dem Gitarrenspiel her werde ich hier nicht selten an „Back To Times Of Splendor“ von Disillusion und „Evening In Valhalla“ von Helangar Helangår erinnert, wobei man die Musik auf „Comfort In Silence“ damit nicht wirklich vergleichen kann, ebenso wenig wie mit der Musik anderer Gruppen. Bei einigen Liedern gibt es dazu noch skandinavische Melodic Death-Anleihen, welche sich sehr gut in den Sound einfügen.
Mutig übrigens ist es, mit „Disdream“, „Touched By Temptation“ und „Stay!?“ gleich drei überlange Lieder mit einer Spielzeit zwischen elfeinhalb und sechzehneinhalb Minuten auf den ersten Silberling zu bannen. Das Experiment aber glückt, die Lieder weisen so gut wie keine Längen auf und langweilen nicht.

„Comfort In Silence“ bietet darüber hinaus sehr interessante und gut gemacht Lyrics, die sich allesamt dem melancholischen Grundthema fügen und meist von Einsamkeit handeln. Musikalisch fordern DRYAD’S TREE den Hörer die meiste Zeit über, richtige Eingängigkeit findet man eigentlich nur im Opener „Life“, ansonsten muss man sich den Zugang mit mehreren aufmerksamen Durchgängen erarbeiten. Das ist aber nicht wirklich Arbeit, die Musik gefällt außerordentlich gut und wenn man einmal richtig Zugang gefunden hat, mag man das Album immer wieder sehr gerne anhören. Ein „Problem“ aber haben die Münchner: Dank der Eigenständigkeit ihrer Mischung könnten sie für die meisten Labels schlicht zu schwer vermarktbar sein. Eine Band für Feinschmecker, die sich gerne mit der Musik beschäftigen, und das über einen langen Zeitraum. Klasse Debüt einer hochgradig vielversprechenden Truppe!

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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