Review Dragonlord – Rapture

  • Label: Spitfire
  • Veröffentlicht: 2001
  • Spielart: Black Metal

Eric Peterson ist kein Unbekannter in der modernen Metal-Landschaft, gründete er doch eine der bekanntesten Thrash Metal Bands dieses Planeten, namentlich Testament, mit und spielt bei eben diesen schon lockere haste nicht gesehen viele Jahre Gitarre und das ziemlich erfolgreich. Allerdings scheint es beinahe so, als ob er mit seiner Arbeit bei dem Bay-Area-Urgestein nicht ausgelastet genug wäre, denn im Jahre 2000 schnappte er sich ein paar Gleichgesinnte und stellte ein neues Projekt auf die Beine. Erst nannte man sich Dragonheart (welche Band die mit Dragon anfängt hieß nicht schon mal Dragonheart? Dragonforce fingen ja auch unter dem Namen an…), dann gab’s Copyright-Probleme und flugs rief man sich von nun an DRAGONLORD.

Klingt nach Power Metal, richtig? Vom Namen her ja, von dem, was der fünfer auf der ersten CD „Rapture“ (und der zweiten „Black Wings Of Destiny“ übrigens auch…) zusammenspielt, aber nicht im Geringsten. Black Metal wird hier geboten, mächtig dreschender, allerdings auch mit Platz für Melodien und symphonische Schlagseite. Was dann der komische Drachenname soll? Wie ich irgendwo mal laß ist DRAGONLORD wohl eines von unzähligen Pseudonymen für den guten alten Deibel, also irgendwo doch nicht so unpassend. Und wie ich auch noch in einem Interview mit der Band laß, war Peterson sowieso schon immer großer Black Metal-Fan (wobei ich immer dachte, dass der BM erst in letzter Zeit so wirklich Fuß fassen konnte in den US of A), auch schon als Jungspund, der sich wohl gerne mal einen Pandabären ins Gesicht schmierte und dann Fotos auf Friedhöfen schoss. Wem’s Spaß macht…

Wenn man jetzt aber mal ein Ohr in „Rapture“ riskiert, dann glaubt man dem Mann gerne, dass er was von Black Metal versteht. Nach dem kurzen aber verdammt stimmungsvollen Intro „Vals De La Muerte“ (ist wohl die italienische Übersetzung für „Todeswalzer“, warum zum Geier hier aber italienische Titel auftauchen, man weiß es nicht…) langen die Amerikaner direkt in die Vollen und prügeln mit „Unholyvoid“ ein extrem fettes Ding durch die Anlage. Die Abmischung ist dabei wohl der größte Pluspunkt, die Gitarren sägen sehr ordentlich, das Schlagzeug hämmert extrem druckvoll daher, das Keyboard hält sich relativ weit im Hintergrund und sorgt größtenteils einfach nur für einen epischen Anstrich des Materials. Und wie schon vorher gesagt, Peterson scheint wirklich schon ein paar Tage länger Black Metaller zu sein, denn was er hier für heftiges Gekeife einfach mal so aus dem Ärmel schüttelt ist schon beachtlich.

Um jetzt gleich mal etwas zu relativieren: DRAGONLORD erfinden das Rad absolut nicht neu, aber man muss auch dazu sagen, sie versuchen es gar nicht erst. Was sie einfach machen wollen (und auch verdammt gut schaffen) ist ziemlich fetten, leicht symphonischen Black Metal zu spielen. Vergleiche mit anderen Bands der gleichen Zunft gehen etwas holprig von der Hand. Dimmu Borgir werden ganz gerne herangezogen, aber zumindest was das neuere Zeug betrifft (mit den alten Dimmu kenn ich mich so überhaupt nicht aus, mit den neuen zwar auch mehr schlecht als recht, aber doch schon ein wenig mehr) kann ich da eine relativ klare Absage erteilen, DRAGONLORD klingen einfach heftiger, bösartiger. Und wenn man zu Anorexia Nervosa rüberschielt, dann liegen da auch Welten dazwischen, dazu ist das Material, mit dem die Amerikaner arbeiten, einfach zu kompakt, zu geradeheraus und zu schnell auf den Punkt.

Und da liegt auch die Crux des Albums. Um es mal unumwunden in Worte zu fassen: Die Scheibe ist zu kurz. Neun Tracks sind drauf (Intro inklusive) und kaum einer knackt überhaupt die fünf Minuten Marke. Macht dann Summa Summarum eine Lauflänge von 35 Minuten und diese 35 Minuten sind toll, hier wird mal heftig geballert und mal einen Gang runtergeschaltet um eine geradezu okkulte, geisterhafte Atmosphäre aufzufahren (hier sei nur mal der Anfang von „Tradition And Fire“ genannt, bei dem Peterson etwas ganz Großes abliefert), aber ja, dann ist die halbe Stunde auch schon wieder um und man möchte eigentlich noch mehr… Kurzum: DRAGONLORDs erste CD „Rapture“ ist ein kurzes Vergnügen für jeden Freund des leicht symphonisch angehauchten Black Metals. Gute Produktion, gute technische Werte, verdammt guter Sänger, leider alles in zu kleinem Maße vorhanden, aber da man die Scheibe heutzutage quasi schon hinterher geworfen bekommt, braucht man sich eigentlich beim Kauf nicht mehr über mangelnde Value-for-Money beschweren.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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