Gerade im Bereich des Post Rock muss eine Band schon wirklich sehr gut sein, um Aufmerksamkeit zu erlangen, muss dieses gewisse Quentchen Eigenständigkeit besitzen. Kopiert man einfach nur seine Vorbilder und setzt darauf, dass zuckersüße Melodien, ein langsamer und ruhiger Songaufbau sowie eine laute Eruption der Instrumente und der Gefühle den Zweck erfüllen, wird man in der Masse der gleich klingenden Bands unweigerlich untergehen müssen. Die junge Band DOOMINA aus Österreich spielte auf ihrem Debütalbum „Elsewhere“ eine durchaus ansprechende Mischung aus Sludge, Doom und Stoner, sodass derartige Klippen weiträumig umschifft wurden. Nach einem Besetzungswechsel blieb lediglich der Kern der Band bestehen – das zweite Album „Beauty“ verlässt nun den halbwegs sicheren Hafen des Sludge und begibt sich in die höchst gefährlichen Gewässer des Post Rock. Und auch wenn sich DOOMINA lediglich mit ihrem kleinen Segelboot durch den Sturm hindurchwagen, können sie sich – von einigen Schäden abgesehen – sicher an der Wasseroberfläche halten.
Den Einstieg in das Album liefert die knisternde Aufnahme einer Frauenstimme, die das Emily-Dickinson-Gedicht „I Died For Beauty“ rezitiert – musikalisch wird der Hörer darauf von der eben angesprochenen Klanglandschaft aus perlenden Gitarrenmelodien, verschlepptem Songaufbau und einer ruhigen Grundstimmung, die sich langsam hocharbeitet und dabei stets an Bands wie Mogwai und Explosions In The Sky erinnert, begrüßt – schlechte Voraussetzungen also? Prinzipiell ja. Doch sind da im Verlauf des Openers immer wieder einige Momente, die aufhorchen lassen. Dann ist da dieses an Godspeed erinnernde Interlude am Anfang von „Soyuz I“ – und dann ist da der umwerfende zweite Song „Gizmo“. Die für eine Eigenproduktion schier unfassbare Qualität der Aufnahme unterstützt diese Blaupause eines gelungenen Post-Rock-Songs im Sinne von Mogwai oder EITS hervorragend, klingt dabei spannender und emotionaler als Mogwai es auf ihren letzten eher durchwachsenen Releases taten und erinnert einen daran, warum man ursprünglich Gefallen an dieser Musikrichtung gefunden hat, bevor man sich daran totgehört hatte. Ganz großes Kino.
Auch wenn DOOMINA immer wieder aufblitzen lassen, wozu sie eigentlich fähig sind, können die restlichen drei Songs dieses hohe Niveau leider nicht halten. Der bereits erwähnte Opener „Beauty“ wirkt – neben den bereits erwähnten Momenten – häufig etwas zu sehr in die Länge gezogen und baut zu stark auf Repetition, eine Krankheit, an der auch „Soyuz I“ in der ersten Hälfte leidet. Dieser Song entschädigt dafür nach zu zähem Beginn mit einem fetten Riffgewitter im Mittelteil, welches sich schließlich sogar fast wieder in heftigere Sludge-Bereiche vor- oder eben zurückwagt, bevor nach einer weiteren Wiederholungs-Eskapade ein nahezu episches Finale aufwartet. Auch der leider insgesamt unspektakulärste Song auf „Beauty“, der Closer „Sigma Kappa Pi“, bedient sich mehr schlecht als recht allzu oft gebrauchter Muster, bis das große Finale auch hier noch einmal richtig einschlägt.
Insgesamt bleibt festzuhalten, das DOOMINA sich zwar nicht wirklich vom großen Einheitsbrei absetzen können, den Post Rock heutzutage darstellt – alleine „Gizmo“ sowie einzelne Momente in ihren anderen Zehnminütern zeigen aber, dass die Band extrem großes Potential besitzt, welches sie noch voll auszuschöpfen lernen muss. Wie bereits am Ende der Review zu „Elsewhere“ heißt es auch im Fall von „Beauty“: weniger auf Wiederholungen setzen, die Songs gesund zurechtstutzen und sich auf die eigenen Stärken besinnen.
Wertung: 6.5 / 10