Review Dool – Love Like Blood (EP)

Mit ihrem 2017er Debüt „Here Now, There Then“ gelang den niederländischen Dark-Rockern DOOL ein geradezu kometenhafter Aufstieg. Dass die Newcomer, die bereits im Vorhinein einen Vertrag mit Prophecy Productions an Land ziehen konnten, im Dunstkreis des Labels plötzlich in aller Munde waren, lag jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bloß an ihren eingängigen, schlüssigen und mitreißenden Songs, sondern auch an ihren unfassbar intensiven Live-Shows. Behält man diese Vorgeschichte im Hinterkopf, kann man die neue EP „Love Like Blood“ eigentlich nur als vollkommen logischen Zwischenschritt ansehen, um den Fans die Wartezeit auf ein Nachfolgealbum zu versüßen: Das Kurzalbum setzt sich nämlich aus einem neuen Track und zwei Live-Mitschnitten zusammen.

Ganz so neu ist der titelgebende Song allerdings wiederum nicht, handelt es sich dabei doch um eine Cover-Version des gleichnamigen Killing-Joke-Klassikers aus dem Jahr 1985. Gerade mit dieser Neuinterpretation stellen DOOL jedoch einmal mehr ihr Gespür für ansprechende Arrangements unter Beweis. Anstatt den Song einfach nur unverändert zu reproduzieren oder ihn so weit zu verfremden, dass dadurch sein Kern abhanden ginge, adaptiert die fünfköpfige Band das Stück schlicht auf ihre eigene, markante Weise. Den peppigen Stakkato-Rhythmus des Originals haben DOOL zu diesem Zweck beiseitegeschoben und den Track im Gegenzug mit hellen Keyboardklängen und brodelnden Tremolo-Gitarren ausgeschmückt, was dem entschleunigten Cover eine tiefere Atmosphäre verleiht.

Den Balanceakt zwischen Stiltreue und Weiterentwicklung, der insbesondere bei der Überarbeitung eines bereits existierenden Musikstücks nicht leicht zu bewältigen, aber für ein gutes Resultat praktisch unerlässlich ist, haben die Niederländer somit hervorragend gemeistert. Wer bereits in den Genuss der energiegeladenen Konzerte der Dark-Rocker gekommen ist, weiß freilich, dass DOOL vor allem im Live-Setting zu Höchstform auflaufen, sodass die beiden in der EP enthaltenen, auf dem Rock Hard Festival aufgenommenen Live-Tracks eine nette Zugabe darstellen.

Die Intensität des hautnahen Konzerterlebnisses konnten DOOL hiermit zwar nicht zur Gänze einfangen, dennoch ist deutlich herauszuhören, wie sehr sich die Gruppe auf der Bühne ins Zeug legt, ohne dabei technische Ungenauigkeiten aufkommen zu lassen. Tatsächlich könnten sowohl das fetzige „She Goat“ als auch das finstere, trübsinnige „In Her Darkest Hour“ gemessen an ihrer Tonqualität und Performance fast schon als Studioaufnahmen durchgehen – mögen die ursprünglichen Versionen des Debüts auch unübertroffen bleiben.

Den begierig auf neues Songmaterial wartenden Fans mag „Love Like Blood“ mit seinem Cover-Song und seinen zwei Live-Nummern auf den ersten Blick wie ein enttäuschend magerer Appetizer vorkommen. Über die Botschaft, die DOOL mit dem einfallsreich aufbereiteten Titeltrack und den Live-Mitschnitten vermitteln, sollte sich aber eigentlich jeder Bewunderer der Band freuen. Die Niederländer signalisieren damit nämlich einerseits, dass ihnen noch lange nicht die Ideen ausgehen und andererseits dass sie den Menschen ihre Kunst auch weiterhin mit vollem Einsatz von Angesicht zu Angesicht darbieten wollen. Damit sollte feststehen, dass „Here Now, There Then“ nicht bloß ein vorübergehendes kreatives Aufflackern, sondern der Auftakt zu einer grandiosen, noch in der Zukunft liegenden Diskographie war.

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