Doodseskader Artwork

Review Doodseskader – Year Two

Die Mitglieder der belgischen Post-Metal-Institution Amenra sind auch außerhalb ihres Hauptwirkungskreises recht umtriebig: Sänger Colin H. Van Eeckhout und Gitarrist Mathieu Vandekerckhove gemeinsam mit Scott Kelly (Ex-Neurosis) und Schlagzeuglegende Igor Cavalera (Sepultura, Cavalera Conspiracy) in Form der Post-Metal-Abrissbirne Absent In Body… oder auch Basser Tim De Gieter, der mit Schlagzeuger Sigfried Burroughs DOODSESKADER ins Leben gerufen hat – und in eine völlig andere musikalische Kerbe schlägt als seine Bandkollegen.

Es würde zu weit gehen, die Musik auf „Year Two“ als positiv zu bezeichnen. Im Vergleich zu Amenra sind DOODSESKADER jedoch wesentlich leichter verdaulich. Die neun Tracks sind eine verdammt gelungene Mischung aus (Nu) Metal, Industrial, Rap und Hardcore (der elektronische aus Rotterdam, aber auch der mit Gitarren aus New York) und wissen durchgehend zu gefallen. Die beiden Singleauskopplungen „Pastel Prison“ und „I Ask With My Mouth, I’ll Take With My Fist“ zeigen ziemlich gut die von Deftones-artigen Melodien über Rap-Passagen, die an Die Antwoord erinnern (klanglich gibt es Ähnlichkeiten zwischen Belgisch und Afrikaans), bis zu finsterstem Industrial Death Metal reichende musikalische Bandbreite auf.

Dass De Gieter und Burroughs in ihren Kompositionen vollständig auf Gitarren verzichten und neben geschmackvollen elektronischen Spielereien ausschließlich Bass und Schlagzeug für ihre Kompositionen nutzen, tut der Sache keinen Abbruch. Im Gegenteil: „Year Two“ bietet vermutlich den großartigsten, fettesten und abwechslungsreichsten Basssound des Musikjahres 2024, da De Gieter in Sachen Basseffektauswahl und -spiel keine Rücksicht auf andere Instrumente nehmen muss und die gesamte (Stereo-)Bühne nutzen kann. Das ist schon unfassbar fies, gerade in Verbindung mit seinen markerschütternden Shouts und Screams. „The Sheer Horror Of The Human Condition“ ist ein schönes Beispiel dafür – da vermisst man auch keine Gitarren mehr.

Apropos Vocals: Sowohl Burroughs als auch De Gieter singen, schreien und rappen auf DOODSESKADERs zweitem Longplayer und beide machen ihren Job ausgesprochen gut. Nicht zuletzt die Variation in Sachen Gesang macht „Year Two“ zu einer abwechslungsreichen und spannenden Sache. Mit „Peine“ und „Future Perfect“, zwei eher balladeske Stücken (na ja, fast, letztgenanntes endet wieder sehr böse), gibt es zur Albumhalbzeit sogar fast so etwas wie eine Atempause zwischen technoidem Hardcore-Geballer (das Finale von „Sheer Horror…“), groovigen Hiphop-Beats („People Have Poisoned My Mind to A Point Where I Can No Longer Function“) und Death-Drone-Irgendwas (die zweite Hälfte von „Pastel Prison“). Einfach großartig!

Mit „Year Two“ haben DOODSESKADER einen echten Überraschungshit geliefert. Wirkte die stilistische Mischung auf dem Vorgänger „Year One“ noch etwas weniger experimentell und ausgereift, bietet der aktuelle Longplayer eine extrem gut funktionierende und vor allem einzigartige Interpretation von zeitgemäßem, unkonventionellem Crossover – mit spürbaren Neunziger-Jahre-Reminiszenzen, aber ohne dabei altbacken zu klingen. Sehr cooles Album!

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Wertung: 10 / 10

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