„Supergroup“ ist bekanntermaßen ein ganz fürchterlich kommerzieller Begriff, der üblicherweise dazu dient, aus dem Bekanntheitsgrad der Beteiligten Profit zu schlagen. Im Fall von DOLD VORDE ENS NAVN ist man jedoch versucht, das verhasste Wort ausnahmsweise wohlmeinend zu gebrauchen. Dødheimsgard, Ulver, Satyricon, Ved Buens Ende, Strid, Manes, Code, Nidingr – die Liste der Bands, in denen die Mitglieder der norwegischen Gruppe involviert waren und teilweise noch sind, ist lang und prestigeträchtig. Noch erfreulicher ist jedoch, dass das Quartett sich auf seinem Debüt „Mørkere“ nicht einfach auf seinen Vorschusslorbeeren ausruht und sich selbst zitiert, sondern neue Wege geht.
Dabei klingt der Black Metal, den DOLD VORDE ENS NAVN spielen, insbesondere im Hinblick auf das bahnbrechende Wirken der vier Musiker in früheren Projekten im Grunde überraschend konventionell. Wäre da nicht Frontmann Vicotnik, der den Songs mit seinen stellenweise verstörend wahnsinnigen Screams („Determinismens Paradoks“) und schrägen Clean-Vocals ein gehöriges Maß Exzentrik einflößt, wäre man sogar geneigt, die Tracks handzahm zu nennen.
Dabei mangelt es „Mørkere“ keineswegs an dem mächtigen Riffing und Blasting, das Black Metal im Allgemeinen zu solch einer musikalischen Naturgewalt macht. Das Album beginnt damit sogar wie aus heiterem Himmel („Jeg Vil Ha Det Mørkere“) und beeindruckt an einigen Stellen mit besonders imposanten, dramatischen Wendungen („Arvesynden“). Allerdings nehmen DOLD VORDE ENS NAVN auch nicht selten den Fuß vom Gaspedal. Vor allem in diesen Passagen wird allzu deutlich, dass es dem Black Metal der Band gehörig an Biss mangelt, was auch an der zwar schön abgerundeten, aber nicht gerade schlagkräftigen Produktion liegt.
Interessant wird es hingegen, wenn DOLD VORDE ENS NAVN vom schwarzmetallischen Genre ablassen. „Det Falt Et Lys I Min Mørke Krok“ beginnt etwa mit einer ausgedehnten, eleganten und geheimnisvollen Einleitung auf der Akustikgitarre und wartet gegen Ende mit mysteriösem Klavierspiel auf. Das Markanteste an „Mørkere“ sind jedoch die Streicher, die das Album über weite Strecken begleiten und manchmal sogar anführen. Mit Geige, Bratsche und Cello verleihen zwei Gastmusikerinnen der Musik einen schwermütigen Grundton und zugleich eine Anmut, die in dieser Musikrichtung üblicherweise keinen Platz findet.
Vergleicht man das Debüt von DOLD VORDE ENS NAVN mit dem radikal unkonventionellen Output der Beteiligten in anderen Projekten, steht „Mørkere“ ein wenig armselig da. Die Band hat hiermit nichts fundamental Neues geschaffen und Vicotniks gewohnt extreme Performance will mit dem allzu gediegenen Songwriting und Sound der Platte nicht ganz zusammenpassen. Eines muss man DOLD VORDE ENS NAVN jedoch lassen: Kaum einer Band ist es bislang gelungen, Black Metal auf derart grazile Weise zu interpretieren, ohne in schwülstige Symphonic-Gefilde abzurutschen. So ist die dreiviertelstündige Platte in gewisser Weise doch etwas Besonderes – wenn auch nicht so, wie man es von den vier Musikern erwartet hätte.
Wertung: 7.5 / 10