Djunah

Review Djunah – Femina Furens

Die Noise-Rock-Band DJUNAH aus Chicago dürfte hierzulande noch etwas unbekannter sein. Zu Unrecht, präsentiert das Duo doch lärmige, hochemotionale und großartig produzierte Songs mit einer Glaubwürdigkeit und Leidenschaft, die ihresgleichen suchen. Auf musikalischer und textlicher Ebene sind gleich mehrere Faktoren auf „Femina Furens“, dem Zweitwerk der Gruppe nach dem schon durchaus ansprechendem „Ex Voto“, bemerkenswert.

Um das Ganze erst einmal einzuordnen, bieten sich ohne Frage Vergleiche mit PJ Harveys früheren Werken an. DJUNAH sind allerdings deutlich wütender, emotionaler und härter, ohne dabei nach Riot-Grrrl-Punk zu klingen. Alternative-Metal wäre wohl eine passendere Umschreibung für den musikalischen Unterbau, zumal dieser von Converges Kurt Ballou angenehm fett gemischt und von Alan Douches (u. a. The Dillinger Escape Plan, Nile) entsprechend gemastert wurde. Aber auch Reminiszenzen an den frühen New Yorker Noise-Rock à la The Jesus Lizard sind hörbar.

Textlich ist „Femina Furens“ aber auf jeden Fall auch ein feministisches Statement, welches sich kritisch mit der klassischen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft, aber auch selbstbewusst mit weiblicher Sexualität und Gedankenwelt beschäftigt. Grundlage für die poetisch anmutenden Texte sind Gedichte von Frontfrau Donna Diane, die kindheitsbedingt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und ihre Musik als Ventil und zugleich als Therapieansatz nutzt. Die emotionale Glaubwürdigkeit der zehn Tracks (das kurze, aber intensive Intro mitgezählt) ist entsprechend hoch.

So startet „Femina Furens“ mit „Grooming“ und dem unmittelbar daran anknüpfenden ersten „richtigen“ Song „Phaethon“ ausgesprochen wütend, während bei „Lopsided“ oder „Suicidal On Christmas“ auch mal zugunsten der Atmosphäre und Melancholie der Fuß vom Gas genommen wird. Apropos Fuß vom Gas: DJUNAH kommen ohne Bass im klassischen Sinne aus, denn neben Vocals und Gitarre spielt Diane mit den Füßen einen altehrwürdigen Moog-Taurus-Pedal-Synthesizer, der für seine tieffrequenten Sounds durchaus berühmt ist. Multitasking auf ganz hohem Niveau. Drummer Jared Karns unterstützt die Multiinstrumentalistin bei jedem Song absolut passend, egal ob Geprügel, Groove oder Zurückhaltung erfordert werden.

Mann kann es nicht anders sagen: Jeder gitarrenmusikliebende Mensch, egal welchem metallischen Subgenre er oder sie sich zugehörig fühlt, sollte „Femina Furens“ hören. Das Album ist perfekt, bietet keinen einzigen schwachen Song, zusätzlich präsentiert die Band sich unglaublich sympathisch. Auch ein Highlight des Jahres, ganz großes Kino, bitte mehr davon (und gleich auch noch eine kleine Deutschlandtour wäre super).

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Wertung: 10 / 10

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2 Kommentare zu “Djunah – Femina Furens

    1. Vielen Dank, sehe ich absolut genauso, in jeder Hinsicht. Ich schlage die ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit fürs Roadburn-Festival vor, dass wäre ein großartiger Europa-Einstand… Das (übrigens auch sehr gute und interessante) Interview hatte ich vor einiger Zeit gelesen ;-)

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