2009 von Erlend Hjelvik (Kvelertak – Gesang), Trond Ciekals (NettleCarrierer, ehemals Ljå – Gitarre), Mannevond (Koldbrann, NettleCarrierer – Bass) und Dirge Rep (u.a. Gehenna, NettleCarrierer, ehemals Enslaved – Schlagzeug) gegründet, wurde für DJEVEL (vor)schnell der Begriff der Black-Metal-Supergroup bemüht: Zwar lieferte das Quartett vier anständige Alben ab – wirklich außergewöhnlich war der Black Metal der Truppe aber nie.
Nach zwei im Jahr 2017 durchgeführten Besetzungs- beziehungsweise Positionswechseln ist zumindest der Begriff Supergroup nun passender denn je. Neben Trond Ciekals, der weiterhin als Gitarrist fungiert, darf Mannevond nun nicht länger nur am Bass, sondern endlich auch in seiner Paradedisziplin, dem harschen Gesang, glänzen, während am Schlagzeug der aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit nicht unumstrittene Bård Guldvik Eithun alias Faust (ehemals Emperor) Platz genommen hat.
In dieser Besetzung veröffentlichen die Norweger nun „Blant Svarte Graner“, das nunmehr fünfte DJEVEL-Album. Auf eine kurze, in Norwegisch gesprochene Einleitung folgt direkt die erste Überraschung: Mit dem Akustikgitarren-Intro „Saa Begynner Det“, das sich nur unschwer als Reminiszenz an Dissections „Crimson Towers“ („The Somberlain“, 1993) zu erkennen gibt, begrüßen DJEVEL den Hörer überraschend melodiös, ehe in „Her Er Ikke Spor Af Mennesker“ die Verstärker angeschmissen werden.
Bereits mit den ersten Riffs und Versen dieses Stückes geben sich DJEVEL als Bastard aus Koldbrann und Taake zu erkennen: Während erste vornehmlich durch Mannevonds Gesang in der Musik von DJEVEL durchscheinen, springen Taake dem Hörer – wie schon auf früheren DJEVEL-Werken – mehr als nur einmal aus den Riffs entgegen. Die bisweilen frappierende Ähnlichkeit (man vergleiche nur mal „Naa Er Hele Livet Paa Ravnens Bord“ mit Taakes „Hordaland Doedskvad IV“) gereicht „Blant Svarte Graner“ nicht zum Schaden: Zum einen orientieren sich DJEVEL an einer Schaffensphase von Taake, an die Hoest selbst qualitativ schon lange nicht mehr anknüpfen konnte, zum anderen beschränken sich DJEVEL nicht aussschließlich auf diese Schlagrichtung: Die schneidigen Riffs sind nur ein Aspekt von vielen, die „Blant Svarte Graner“ zum bislang stärksten DJEVEL-Werk machen.
Besonders gut kommt das im Zehnminüter „Paa Vintersti Skal Hun Synge En Gravsang Som Aldrig Ender“ zur Geltung: Erneut erklingt hier zunächst die Akustikgitarre, ehe DJEVEL den Hörer mit packendem Midtempo-Riffing, eingängigen Melodien und schlussendlich der gelungenen Zusammenkunft aus Zerr- und Akustikgitarre fesseln. Diese Vielseitigkeit ist zwar auch für „Blant Svarte Graner“ einzigartig – langweilig wird es in den insgesamt 52 Minuten dennoch nicht.
Geschickt gesetzte Tempowechsel, ein erfreulich präsenter Bass, der sich nicht bloß auf das Mitspielen der Grundtöne beschränken muss und Fausts lebendiges Schlagzeugspiel sorgen dafür, dass DJEVEL diesmal musikalisch auf ganzer Linie überzeugen können. Davon, dass Mannevond als einer der talentiertesten Black-Metal-Sänger Norwegens das Album mit seiner eiskalten Stimme (gerade im Vergleich zum eher ausdruckslosen Screaming von Erlend Hjelvik natürlich bereichert, braucht man da gar nicht mehr viele Worte verlieren …
Vier Alben und eine kleine Besetzungs-Rochade waren nötig, um DJEVEL zu der Band zu machen, die man sich schon 2009 unter dieser Supergroup vorgestellt hatte. Als Trio, mit Mannevond am Gesang und Faust am Schlagzeug, gelingt es den Norwegern mit „Blant Svarte Graner“ nun endlich, den hohen Erwartungen gerecht zu werden: Wem Taake in den letzten Jahren und mit Alben wie „Stridens Hus“ oder „Kong Vinter“ zu langweilig und Koldbrann seit „Vertigo“ zu experimentell geworden sind, der ist mit DJEVELs „Blant Svarte Graner“ nun genau recht beraten.
Wertung: 8 / 10
Ich kann mich da ebenfalls Moritz und Simon anschließen. Ihre Ausführungen sind logisch und vorallem fair. Ich höre Burzum sehr gern, auch habe ich mit Gaahl kein Problem, und Djevel finde ich auch super. Wichtig ist mir, das eine Band in ihrer Musik keine rechtsideologischen Werte propagiert, gleiches gillt für Kinderpornografie. Schlimm genug, das diese Dünnpfiff-Ideologie so weite Teile der Szene mit ihrem NS“BM“ verseucht hat, der nicht nur schlecht, sondern meist noch peinlich ist. Ich frage mich bis heute, warum Absurd ne Kultband sein soll? Ich höre jetzt seit über 25 Jahren BM, da kann man sich teilweise schon für viele „Bands“ fremdschämen. Und kommt mir hier jetzt nicht mit dem ausgelatschten Schuh der „Provokation“! Wer so provozieren muss, ist leider nicht über die Pubertät hinaus.
Ja, man muss eine Grenze ziehen, und das sollte man auch. Es ist oft schwierig, aber metal1.info findet doch meist einen akzeptablen Weg. Ein Zugewinn für die Sachlichkeit. Weiter so!!!
„Ich würde Vikernes heute definitiv ebenfalls die zweite Chance geben die man auch anderen gibt die gleichermaßen schreckliche Dinge getan haben.“
Nochmals, wie Moritz bereits erläutert hat: Eine zweite Chance verdient bei uns jemand, der für seine Taten gebüßt hat und darüber hinaus nicht mehr auffällig geworden ist. Vikernes wird hier eben nicht boykottiert wegen seines Mordes, sondern weil er noch immer aktiv rassistische Thesen verbreitet, beispielsweise auf seinem YouTube-Channel ThuleanPerspective, der dir hoffentlich bekannt ist.
Danke dir ebenfalls für deine ausführliche und nachvollziehbare Antwort.
Ich persönlich sehe es dennoch ein wenig anders. Während Vikernes meiner Meinung nach für Notwehr verurteilt wurde, hat Eithun aus purem Hass gegen Homosexuelle einen solchen getötet. Egal wie, in beiden Fällen ist die Strafe abgesessen und damit erledigt. Wie du selbst schön argumentiert hast.
Trotzdem kann man Musik rezensieren ohne das Private des Menschen zu beurteilen. Ich persönlich respektiere Schwule zwar, wirklich gut finde ich es aber nicht. Trotzdem würde ich Musik von Ghaal anhören. Ich distanziere mich genau wie jeder nicht hirntote Mensch von rechtem Gedankengut. Trotzdem mag ich Burzum und sehe keinen Grund das nicht zu tun. Würde Vikernes privat Sodomie ausüben dann bitteschön. Verboten, ja. Ekelhaft, ja. Ausblenden und seine einzigartige Musik rezensieren? Ja.
Ich würde Vikernes heute definitiv ebenfalls die zweite Chance geben die man auch anderen gibt die gleichermaßen schreckliche Dinge getan haben.
Wie kann es sein, das eine durchaus renommierte Seite wie metal1.info, den Mörder eines Homosexuellen passiv promoted und seine Inhalte rezensiert, während man im gleichen Atemzug sämtliche Burzum Musik verunglimpft?
Meiner Meinung nach ist das Heuchelei auf ganz hohem Niveau und das bin ich von euch nicht gewohnt.
Hallo. Danke zunächst für deine Anmerkung! Der Unterschied ist meines Erachtens folgender:
– Burzum wird hier boykottiert, weil er über Jahre offen faschistisches und rassistisches Gedankengut propagiert hat. Das Besprechen seiner Musik, zumindest aller Nach-Gefängnis-Veröffentlichungen, geht deswegen nicht losgelöst vom Kontext dieser Ideologie. Und rechter Ideologie räumen wir auf Metal1.info keinen Platz ein.
-Burzum wird hier NICHT boykottiert, weil er ein verurteilter Mörder ist. Dafür hat er seine Strafe abgesessen, deswegen bin ich der Ansicht, dass man einen Menschen darüber hinaus dafür nicht ins Abseits stellen sollte, das ist nicht die Aufgabe einer Gesellschaft und erst recht nicht eines Musik-Magazins.
Und genau damit sind wir bei Fällen wie Jon Nodtveidt oder Faust: Für ihre Verbrechen haben beide die gerechte Strafe erhalten und abgesessen – allein des Mordes wegen gibt es also keinen Grund, ihr musikalisches Schaffen davor oder danach zu boykottieren.
Eitun hat zugegebenermaßen auch später noch in Interviews schwer vertretbare Sachen von sich gegeben, sich davon mittlerweile allerdings halbwegs glaubhaft distanziert (und zB. eine Brasilianerin geheiratet).
Hauptargument für die Besprechung hier war für mich allerdings, dass Eitun im Kontext von Djevel keine problematischen Aussagen getätigt hat und die Musik von Djevel in keinerlei Hinsicht rechtes Gedankengut propagiert, wie das bei Burzum durch Vargs (zwar nicht in, aber neben der Musik) ständig offen zur Schau getragene rechte Ideologie eben der Fall ist.
Den Vorwurf der Heuchelei würde ich deswegen gerne von mir weisen – dass man beim Ziehen solcher Grenzen immer wieder in Schwierigkeiten kommt, ist allerdings kaum zu vermeiden. Am Ende kann man in die Menschen nicht hineinschauen, und irgendwo muss man ja eine Grenze ziehen. Die liegt bei uns bei der offenen Propaganda für rechtes Gedankengut, ob nun in den Texten oder, parallel dazu, in von der Musik nicht abkoppelbaren Statements (Interviews etc.)
Ich hoffe, dir damit halbwegs verständlich dargelegt zu haben, wie wir im konkreten Fall zu der Entscheidung gekommen sind, Djevel zu rezensieren.