Review Disillusion – Back To Times Of Splendor

Ich bin ja schon im Vorfeld immer überaus kritisch gegenüber einem Album, welches von allen Seiten her nur Lob und Begeisterung einfährt. So war es in jüngster Zeit zum Beispiel mit den neuen von Machine Head oder Into Eternity, und so war das auch mit „Back To Times Of Splendor“, der nach zwei im Underground abgefeierten MCDs ersten richtigen Scheibe von Disillusion. So hab ich mich dann mal blind zu einem Kauf durchgerungen, da schon das Cover wirklich gelungen ist, und was soll ich sagen? Jedes verdammte Wort, dass diese verdammte Scheibe kilometerweit nach oben gepusht hat ist einfach nur verdammt richtig und des Werkes – wenn überhaupt – einigermaßen gerecht.

„Back To Times Of Splendor“ ist voller verschiedenster und gegensätzlicher Gefühlen, ist voller verrückter und unglaublicher Ideen und nahezu allen denkbaren Stilrichtungen des Metal (und darüber hinaus).
Hier muss ich auch gleich mal ganz dreist bei einem Kollegen klauen: Wo es schon andere Bands verstehen, Gefühle und Emotionen zu erzeugen, begehen Disillusion vor allem mit der ersten halben Minute des Titeltracks grobe Körperverletzung, was die hier mit den Streichern anstellen, ist schon fast unmenschlich genial.

Von Liebe, Zärtlichkeit, Traurigkeit und Melancholie über zauberhafte Schönheit und Fröhlichkeit bis hin zu Aggression, Hass und rasender und erdrückender Wut wird hier die ganze Palette an Emotionen aufgefahren und spektakulär miteinander verwoben. in einem Moment verdammt hart und knallend, im nächsten wieder zuckersüß und gefühlvoll, nur um mit einem Schlag wieder alles zu zerstören und den Hörer in ein seelisches Chaos zu stürzen – das scheinen die Drei in nie geahnten Sphären zu beherrschen. Man wird ständig hin- und hergerissen, man weiß einfach nicht, wie man sich gerade fühlt oder was in einem vorgeht, wenn man sich total auf die Musik einlässt.

Es gäbe hier sooo viel über dieses Meisterwerk zu schreiben, allein über „Back To Times Of Splendor“ (14:39 Minuten) und „The Sleep Of Restless Hours“ (17:03) könnte man seitenlang referieren. Sind schon der Opener “And The Mirror Cracked” (8:27), dass rockige und nahezu schon ohrwurmige “Fall” (4:54) und das mit elektronisch verzerrten Vocals (kaum einer Band gelang das mal so gut!!) versetzte und hochdramatische „Alone I Stand In Fires“ schon ein Auftakt wie man ihn nicht alle Tage zu hören bekommt, setzen die beiden Überlängesongs noch eins drauf. Zwischen denen steht mit „A Day By The Lake“ (4:54) ein Stück, dass zwar auch nicht straight ist, aber dafür auf wirre Breaks und ähnliches weitgehend verzichtet. Das ruhigere Lied tut an dieser Stelle auch ziemlich Not, denn bei der ganzen Anstrengung schadet eine kurze Erholungspause nie.

Habe ich schon erwähnt, wie genial das Artwork ist? Ich mag diese Booklets zum Aufklappen ja eigentlich mal gar nicht, aber hier haben Disillusion mich von der einen zur anderen Sekunde komplett umgestimmt… Erst mal aufgefaltet, entfaltet es sich auf 12 mal 96 cm zu einem Portrait von unfassbarer Schönheit und einem Glanz, wie es leider viel zu selten ist. Von links nach rechts entwickelt sich das Bild wie auch das dazugehörige, akustische Klangwerk und beinhaltet so unglaublich viele Stimmungen und Gefühle… Vielleicht merkt man’s ein wenig, aber ich kann kaum in Worte fassen, wie genial dieses Stück Musikgeschichte mit dem ganzen Drumherum ist.

Habe ich schon erwähnt, wie genial die Musik ist? Ja, bestimmt schon ein paar mal. Zum Nebenbeihören ist „Back To Times Of Splendor“ natürlich absolut verboten, da muss man sich schon hineinversetzen und sich auf das Album und die Texte einlassen, um die wahre Pracht zu begreifen und zu verstehen. Möglich, dass ich da selbst noch nicht mal so weit bin und im Laufe der nächsten Monate noch einige neue Facetten entdecken könnte.

Und nun macht es eh keinen Sinn mehr, hier noch viel weiterzuschreiben – ich finde keine Worte mehr!
Ein zeitloses Meisterwerk, dass jeder aufgeschlossene Metaller kennen sollte.
Ein Soundtrack, zu dem der Film erst geschrieben werden muss!
Der Innbegriff des akustischen Breitwandkinos.
Ein zeitloses Meisterwerk.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

Ein Kommentar zu “Disillusion – Back To Times Of Splendor

  1. Am 29. Mai 2015 spielen DISILLUSION in Wien ihr 2004er Machtwerk Back to Times of Splendor live, exklusiv und in voller Länge! Auch bisschen Gloria und ein paar andere Überraschungen wirds geben.

    Support: YURI GAGARIN (Heavy Psychedelic Spacerock, SWE) + ANGOR (Blackened Doom Metal, AUT)

    Link zum Event: https://www.facebook.com/events/424992824329898/

    Flyer:
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