Der Death Metal Markt ist heute voll von Bands, die sich gegenseitig an Brutalität und Schnelligkeit überbieten, dennoch gibt es einige, deren Sound unverkennbar ist. Die vier Hessen von DISBELIEF zählen für mich zu dieser Gruppe. Nach dem kurzen Abstecher zu Nuclear Blast sind sie wieder zu ihrem alten Label Massacre Records zurückgekehrt, jedoch ohne Gründungsmitglied Oliver Lenz, der aus beruflichen Gründen 2006 aus der Band ausgestiegen ist. DISBELIEF vereinen Härte mit absoluter Hoffnungslosigkeit und Depression, sie stellen meterhohe Soundwälle auf, die den Hörer von aller Hoffnung fernzuhalten scheinen.
Gleich der Opener „Navigator“ walzt langsam, fast doomig über alles was sich der Band in den Weg stellt. Jägers gutturaler Gesang fährt dem Hörer brutal um die Ohren und der cleane Gesang strahlt Hoffnungslosigkeit aus. Das darauf folgende „When Silence Is Broken“ ist danach fast als partytauglich zu beschreiben. Der Groove und die Melodie machen den Song bei aller Härte eingängig und zwingen zum Headbangen. Unterstützt werden die Refrains durch apokalyptische „ooooh“-Chöre. Der Wechsel zwischen schnellem Spiel und zähen Doom-Riffs macht auch beim nächsten Track „The One“ den Reiz aus. Einen Grund, warum die Band nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie wahrscheinlich verdient hätte, zeigen die cleanen Strophen dieses Tracks eindrucksvoll: Die Musik ist aufgrund der tiefgehenden Depression nicht alltagstauglich.
„The Thought Product“ startet danach wieder etwas schneller. Beim Einstieg erinnert mich Jäger an einen Prediger, der den Weltuntergang voraussagt. Der Song entwickelt sich schließlich zum aggressivsten der Platte. Auch wenn sich ab und zu die Geschwindigkeit steigert, bleiben die Riffs doch stets im Midtempobereich und ziehen zäh durch die von DISBELIEF zerstörte (geistige) Landschaft. Sehr spannend sind die Übergange zwischen langsameren und schnelleren Passagen gestaltet, wie es einige Male bei „It’s Simply There“ vorkommt. Startet es noch bedächtig, hört man gegen Ende förmlich die Genicke der Fans bei den Konzerten brechen. Die kurz eingestreuten melodischen Riffs sorgen dabei immer wieder für Abwechslung und Überraschungen, wie zum Beispiel beim Intro zu „Falling Down“, das nach etwas einer Minute Andacht auf den Hörer einbricht, wie die Wellen, die auf dem Cover zu sehen sind. Und da ist sie auch wieder, diese absolute Hoffnungslosigkeit und der Welthass, die diese Platte und auch den nächsten Song „Passenger“ so schwer verdaulich machen. „Selected“ lässt die nun deprimierten Gemüter wieder etwas in Schnelligkeit baden und die Gitarren grooven nur so am Ohr vorbei. Auch der Rausschmeißer entlässt den Hörer ohne einen Funken Hoffnung. Die gesprochenen und gut verständlichen Passagen sollen uns noch mal vor Augen führen, dass unser ödes Dasein ausweglos ist, aber, wie der Albumtitel schon sagt, wir unsere eigenen Geschicke in den Händen halten.
Das größte Manko der Band ist gleichzeitig ihre Stärke. Keine andere Death Metal Band verpackt Depression und Hoffnungslosigkeit derart gut in ihrer Musik, wie es die Deutschen von DISBELIEF vorzeigen. Sogar manche Doom-Bands müssen sich sputen, um mit der Band mithalten zu können. Doch das ich eben auch der Nachteil dieser Musik: Das Album findet nur zu ganz bestimmten Anlässen den Weg in den CD-Player, die aber viel zu selten auftreten. Auch ist die Musik sehr oft im gleichen Tempo gehalten. Mehr Abwechslung hätte da sicher nicht geschadet. Was man der Band aber ganz sicher nachsagen muss, ist ihr großes Können. Wie ausgangs erwähnt stellen die Hessen Soundcollagen auf, die einem eine Stimmung vor Augen und Ohren führen, die auch perfekt auf dem stimmungsvollen Cover festgehalten wurde: Apokalypse, Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit. Jäger grunzt aus den Tiefen seiner Seele und die Instrumentalabteilung liefert den passenden sehr bassbetonten Sound. Ich kann das Album jedem Death-Fan ans Herz legen, der auch mal nichts gegen etwas bedrücktere Stimmung hat.
Wertung: 8 / 10