Review Disarmonia Mundi – The Isolation Game

Jetzt ist es also so weit, das italienische Melodic Death Metal Outfit DISARMONIA MUNDI ist „wirklich“ zurück. Erst dieses Jahr wurde ich auf die Band aufmerksam, als ihr Debutalbum „Nebularium“ (ein großartiges Stück experimentellen, progressiven Death Metals, kann ich nur jedem empfehlen) neu aufgelegt wurde. Aber zusammen mit diesem Album kam auch die „The Restless Memoirs“-EP, eine Sammlung von alten und neuen Songs, die den Weg für das kommende Album weisen sollte. Und – man verzeihe mir den Vergleich – angesichts dieser neuen Stilrichtung wäre ich am liebsten auf einen Berg gestiegen und hätte dem Mond mit zu Klauen verkrampften, hochgereckten Händen ein schmerzerfülltes „WIESO?“ entgegen gebrüllt.
Björn „Speed“ Strid, seines Zeichens Chef von Soilwork und mittlerweile so ungefähr „Dauergast“ bei DISARMONIA MUNDI (die Metal Archives listen ihn als festes Bandmitglied, aber der Promozettel weiß es besser) hat seinen Einfluss geltend gemacht, anstatt den großartigen Stil von „Nebularium“ weiter zu verfolgen, haben die Italiener sich immer weiter zu einem Soilwork-Klon entwickelt (die ja einigen Meinungen zufolge selbst eigentlich nur ein In Flames-Klon sind…). Dementsprechend war mir etwas angst und bange, was das neue, mittlerweile vierte Album von DISARMONIA MUNDI, „The Isolation Game“, anging…

Und meine Befürchtungen sollten sich bewahrheiten. „The Isolation Game“ ist eine Melodic Death Metal CD wie sie „moderner“ nicht sein könnte. Ungeniert kokettiert das Ding hier und da mit dem Metalcore-Genre, flächtet elektronische Spielerein ein, bietet musikalische Raserei inklusive heftigem gutturalen Tonlagen in den Strophen, im Refrain darf Claudio Ravinale dann in hymnenhaften Klargesang ausbrechen. Überall prangt hier ein dicker fetter (wenn auch unsichtbarer, hehe) In Flames oder Soilwork-Schriftzug drauf. DISARMONIA MUNDI klingen so geklont, wie man nur klingen kann…
Sind den „Vorbildern“ aber überraschenderweise locker überlegen. Hier wird kein Rad neu erfunden, keine einzige Innovation in die Musik gepackt, nein Sir, das ist prinzipiell alles so einfallslos, wie’s nur geht. Aber die Italiener sind innerhalb ihres Genres so gut wie man nur sein kann. Mitreißende Refrains, nettes Riffing in den Strophenparts, hier und da noch ein wenig schnieke Atmosphäre (das Zwischenspiel „Glimmer“ ist sehr cool) und Ettore Rigotti und Claudio Ravinale sind zwei begnadete Sänger, die Anders Fridén mit seinem Emo-Gewinsel extrem alt aussehen lassen. Rigotti zieht die extremen Gesangslagen mit unheimlich viel Druck durch, kreischt und keift, dass man wirklich blass bei werden kann. Und Ravinale haut hymnenhaften Klargesang mit einer extraportion Eier raus („Building An Empire Of Dust“ und „Losing Ground“ sind wahrlich stark), ohne jemals selbstmitleidig zu klingen. Was Björn Strid angeht… der Promozettel verrät nicht, wo er seinen Gastgesang beisteuert, ich kann ihn auch absolut nicht raushören, wenn er da irgendwo ist, dann macht er seine Sache auch gut, aber dazu kann ich jetzt wirklich nicht so viel sagen.

Egal, DISARMONIA MUNDIs viertes Album ist also gut, oder? Jain. Wie gesagt, im Kontext ihres Genres sind sie so gut wie man nur sein kann, trotzdem ist „The Isolation Game“ keine makellose CD, weil – und jetzt wird’s subjektiv – eben letzten Endes halt doch „nur“ moderner Melodic Death Metal gespielt wird und das ist ein Genre, das sich selten durch lange Halbwertszeit der Musik oder irgend welche besonderen Emotionen, Erfahrungen, whuteva damit verbunden auszeichnet, sondern – zumindest für meine Begriffe – eigentlich immer eher ein wenig anspruchsloses Geballer mit netten Melodien zu bieten hatte, das sich schnell abnutzt und auf Dauer einfach nur nervt. Ich hatte jetzt nicht die Gelegenheit, „The Isolation Game“ so intensiv zu hören, um sagen zu können, ob und wenn ja wie schnell die Scheibe sich abnutzt, deswegen (und wegen den subjektiven persönlichen Vorbehalten dem Genre gegenüber) vergebe ich keine Punktwertung und belasse es bei der Empfehlung: Fans des Genres müssen das Ding gehört haben, alle anderen können sicher auch eine Weile ihren Spaß damit haben.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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