Review Dimmu Borgir – Forces Of The Northern Night

Vor sieben Jahre stand mit „Abrahadabra“ das bis dato letzte Studioalbum von DIMMU BORGIR in den Läden, welches die altbekannte Anklage des Sell Outs zurück auf die Agenda der Norweger brachte. Glücklicherweise bemüht sich das Trio seit „Enthrone Darkness Triumphant“ (1997) nicht um eine vermeintliche Schadensbegrenzung, sondern zementiert seinen Ruf stattdessen durch weitere gute wie erfolgreiche Veröffentlichungen – zumindest bis „Abrahadabra“, denn danach folgten sechs stille Jahre. Shagrath vertrieb sich die Zeit an der Gitarre von Chrome Division, während sich Silenoz und Galder auch mit ihren Nebenprojekten musikalisch bedeckt hielten.

2017 beendeten DIMMU BORGIR ihr selbstauferlegtes Schweigegelübde und brachten nicht nur eine gleichnamige Compilation auf den Markt, sondern auch die Gerüchte in Umlauf, dass der Nachfolger von „Abrahadabra“ bereits in der Mache sei. Wesentlich interessanter ist allerdings die Veröffentlichung von „Forces Of The Northern Night“: Diese wartet mit einem besonderen Inhalt auf, denn darin befinden sich die beiden Konzerte, welche DIMMU BORGIR mit Orchester im Osloer Spektrum (2011) sowie auf dem Wacken Open Air (2012) gespielt haben. Zwei Shows in unterschiedlichen Ländern, drei verschiedene Chöre, eine identische Setlist: „Forces Of The Nothern Night“ erscheint zwar fünf bzw. sechs Jahre nach den Konzerten, klotzt dafür aber reichlich, anstatt nur zu kleckern. Doch bevor sich zu beiden Konzerten geäußert werden soll, verdient der Bonus-Teil besondere Aufmerksamkeit.

Dieser umfasst einen knapp halbstündigen Blick hinter die Kulissen des Konzertes in Oslo, gesplittet in fünf verschiedene Themengebiete. Im einleitenden Part äußern sich die Mitglieder der Band zum Black Metal, zu den kriminellen Aktivitäten in dessen Dunstkreis Mitte der 90er und gehen auf die Wandlung ihrer Musik ein – soweit unspektakulär, da die Thematik forciert und eingebaut wirkt. Erst im zweiten Part wird es mit Hinblick auf das eigentliche Thema dieser DVD – DIMMU BORGIR trifft live auf Chor und Orchester – richtig spannend, denn darin wird die Zusammenarbeit des Trios mit dem norwegischen Orchester gezeigt: das Zusammentreffen des preziösen Metals, dem stimmungsvollen Chor und der Symphonie des Orchesters offenbart erst wirklich, welche Meisterleistung wenig später auf der Bühne präsentiert werden wird – und baut eine immer größere Erwartungshaltung sowie Vorfreude auf. Im dritten Teil werden die Vorbereitungen für das Konzert gezeigt, während im folgenden Teil die Fans vorgestellt werden, die das Publikum des Abends bilden werden und hierfür extra aus Japan, der Türkei, Dänemark, England und Chile angereist sind. Das Finale des Bonus-Teils zeigt DIMMU BOGIR bei ihren Vorbereitungen für ihren Bühnenauftritt. Und genau aufgrund dieser Reihenfolge im Bonus-Teil sei es jedem DVD-Käufer geraten, dass, wenn er sich schon für die Variante mit Bonus entscheidet, er diesen auch zuerst schaut; die Stimmung sowohl von den Fans als auch von der Band vor dem Auftritt in Norwegens Hauptstadt ist spannend, erwartungsvoll und bereitet auch die nötige Ehrfurcht vor diesem hervorragenden Projekt.

Was folgt, ist ein Konzert der Extraklasse in allen Punkten: Abgenommen mit über 180 Mikrophonen, verteilt an den Instrumenten und im Chor, spielen sich DIMMU BORGIR durch einen glasklar abgeschmischten Auftritt, der die einzelnen Stärken von Band, Chor und Orchester hervortreten lässt. Während die symphonische Instrumentierung für die Atmosphäre und der Chor für die Dichte sorgen, betten die Norweger ihre Hits souverän darin ein. Dabei werden die ersten 40 Minuten des Konzertes vordergründig von „Abrahadabra“ (2010) dominiert, ehe sich die zweite Hälfte von „Forces Of The Northern Night“ den Alben „Death Cult Armageddon“ (2003) sowie „Puritanical Euphoric Misanthropia“ (2001) widmet. Lediglich Fans der ersten beiden, rein auf norwegischer Sprache verfassten Alben dürften die Tracklist mit einem weinenden Auge betrachten, da sich keinerlei Tracks aus der 1995/96er Schaffensphase darauf finden.

Im direkten Vergleich mit dem zweiten Konzert auf „Forces Of The Northern Night“, DIMMU BORGIRs Auftritt auf dem 2012er Wacken Open Air, ändert sich weder die Setlist noch die die Brillanz der beteiligten Musiker, dafür aber das Setting, in dem das Konzert stattfindet. Wurde der Auftritt in Oslo in einem stimmigen düsteren, mystischen Licht gehalten, konnte dies bei dem Open-Air-Auftritt nicht gewährleistet werden. Im Gegenteil, die Norweger beginnen ihre 80-minütige Show bei Tageslicht, ehe sich die abendliche Stimmung auf die Bühne legt und den Tracks sowie der Show damit den gebührenden Rahmen verleiht. Kann man diesen visuellen Fauxpas verzeihen, offeriert „Forces Of The Northern Night“ ein voll auf die Kraft der musikalischen Wirkung setzendes Konzert in doppelter Ausführung, welches besser kaum klingen könnte.

Die mit langen Kutten bedeckten Chöre und die imposanten Outfits der Band stellen allerdings die einzigen Höhepunkte für das Auge dar, denn DIMMU BORGIR setzen bei ihrer Live-DVD auf Klasse anstatt Masse und haben die Auftritte schlicht anstatt künstlerisch-anspruchsvoll schneiden lassen. Liebhaber wechselnder Farbspiele oder einer mitreißenden Performance dürfte das Zusehen auf Dauer fad erscheinen, allerdings gilt zu bedenken, dass das Zusammenspiel von Band, Chor und Orchester im Vordergrund steht – und das ist hervorragend eingefangen wurden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

3 Kommentare zu “Dimmu Borgir – Forces Of The Northern Night

  1. Hey ihr Zwei,
    vielen Dank für die Schellte – frech von mir, die „The Invaluable Darkness“ einfach zu unterschlagen, aber glücklicherweise dürfen wir so aufmerksame Leser wie euch unser eigen nennen! :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert