Review Dimmu Borgir – Death Cult Armageddon

Lange haben die Fans darauf gewartet, aufs sechste Dimmu Borgir Album. Es wurde viel geschrieben, gestritten, diskutiert, doch seit dem 8. September 2003 steht „Death Cult Armageddon“ seinen härtesten Kritikern gegenüber – den Fans.
Im großen und ganzen hat sich am Sound des Vorgängers „Puritanical Eurphoric Misanthropia“ nicht sonderlich viel geändert. Warum auch? Schließlich war man damit erfolgreicher denn je zuvor, und das wird sich auch mit dem neuen Output so fortsetzen, wenn nicht alles in der Welt schief läuft. Eine große Bereicherung für den Sound ist das Prager Symphonieorchester, die 46 Mann dieser Truppe hat zu einigen der Songs und dem Gesamtbild einen nicht unwesentlichen Anteil beigetragen.

Los geht „Allegiance“ mit einem einminütigem Intro, das richtig old-school mäßig wirkt, aber der Song an sich ist quasi die logische Fortführung des Vorgängers. Nick Barkers geniales Drumming spielt hier wieder eine wichtige Rolle, wie auch mehr denn je das Zusammenspiel der Gitarristen Silenoz und Galder, dazu hat hier gleich das Orchester seinen ersten, großen Auftritt. Selbiges gilt auch für „Progenies Of The Great Apocalypse“, dramatischer und bombastischer kann man das Orchester fast nicht einsetzen. Auch sonst zeigt jedes einzelne Bandmitglied die volle Bandbreite seines Könnens auch, einen großen Teil zur Wirkung des Songs steuert natürlich auch Shagrath bei, der sich die Seele wieder wunderbar aus dem Leib zu kotzen versucht.
Eher spärlich eingesetzt wird dagegen die clean Voice von Vortex, die nur beim Track 2 und 7 verwendet wird. Da man hier nicht zu oft wie bei „Spiritual…“ oder „Puritanical…“ darauf zurückgreift, kann Vortex sein ganzes Potential ausschöpfen. Finde ich persönlich viel besser gelöst als bisher!

Nachdem die ersten beiden Tracks schon sehr abwechslungsreich waren, wird man mit „Lepers Among Us“ erst recht geplättet. Nach einem Beginn mit fast schon Fear Factory ähnlichem Drumming jagt ein wahnsinniges Break das andere. Klar, in King Crimson-Gefilden bewegen sich Dimmu nicht, aber für dieses Genre ist das schon wirklich übermäßig oft und dazu auch noch unglaublich passend umgesetzt, ein absoluter Killer!
Und auch mit „Vredesbyrd“ gibt’s Überraschungen im Ohr zu vermelden: Es war ja schon lange bekannt, dass es zwei norwegisch gesungene Titel geben würde, dieser hier ist der erste davon. Aber das die Melodielinien und Atmosphäre ebenso gut von der „Stormblast“ stammen könnte, hätte wohl niemand ernsthaft erwartet. Hier ist es jedenfalls so, und ich kann mir vorstellen, mit einer 96er Produktion würde es auf dem zweiten Dimmu-Werk ebenso klasse ins Gesamtwerk passen.

Insgesamt gesehen ist aber der elektrische Anteil am Album gestiegen, auch wenn der bei der „Puritanical…“ doch schon recht hoch war. Ich mag so was eigentlich nicht gerne, vor allem nicht die verzerrten Stimmen – aber die ganze Spielzeit über passt es einfach perfekt und hört sich klasse an. So auch beim beängstigenden Dampfhammer „For The World To Dictate Our Death“ und dem legitimen „Puritania“-Nachfolger „Blood Hunger Doctrine“. Letzteres beginnt übrigens wieder verdammt old-school-mäßig, bis sich alles ganz unscheinbar in ein modernes und elektronisches Glanzstück verwandelt.
Auch „Allehelgens Død I Helveds Rike” ist unschwer zu erkennen wieder in norwegisch verfasst und kann ebenso überzeugen. Bei „Cataclysm Children“ wird mal so ne richtig knallende, bombastische Granate ausgepackt, die vor allem durch die Wechsel von langsameren und thrashigen Parts so richtig gut kommt. Ist aber mit 4 Minuten unter dem Durchschnitt von 5 bis 7 Minuten auf diesem Album, und hätte gut und gerne auch etwas länger sein dürfen.

Jetzt kommt aber auch noch mal das Orchester zu seinem Spaß, und mit ihm wird „Eradication Instincts Defined“ zu einem nahezu perfekten Paradebeispiel für den Soundtrack eines Horrorfilms und die düstere Grundstimmung des Albums würde bei diesem Song zusammen mit entsprechenden Bildern wohl so manch gestandenen Mann zum gruseln bringen.
Ein anfangs deplaziert wirkendes Intro leitet dann „Unorthodox Manifesto“ ein. Schritte, Hubschrauber, Schüsse, Sirenen sind zu hören, bis nach knappen 80 Sekunden ein herrlich niedlich gehauchtes „Gentlemen – destroy!“ eine gewaltige und herrlich bösartige Hymne einleitet, die sofort ins Blut übergeht und auch nicht vor geschmackvollen Nackenwirbeln halt macht. Der eingängigste Track der auf „Death Cult Armageddon“, aber auch einer der überzeugendsten! Den Abschluss bildet „Heavenly Perverse“, auf dem zum einzigen mal auf dem gesamten Album zu Beginn ein paar sanfte Frauenstimmen zu hören sind. Hier wird ohne Kompromisse der wohl dramatischste, beängstigendste und apokalyptisch wirkendste Abschnitt der gesamten CD aufgefahren – einfach nur noch genial!

True werden Dimmu nimmer, aber das wollen sie auch gar nicht. Mit „Death Cult Armageddon“ haben sich die Norweger seit dem „Puritanical…“-Vorgänger weiterentwickelt, und haben hiermit ihr bisher bestes und ausgereiftestes Werk abgeliefert, ein wahres Meisterwerk. Wo auf den beiden Vorgängerscheiben noch vieles oft zu überladen wirkte, wo manche Stellen nur noch vollgestopft wurden mit irgendwelchen Klängen, um das eigene Können zur Schau zu stellen, ist hier schon alles anders. Jedes einzelne Tönchen ist an seinem richtigen Platz, hier wird nichts zusammengepresst und übereinandergelegt, sondern genau das gespielt, was auch nötig ist. Nicht mehr und nicht weniger. Mit dem Orchester hat man dazu ein bisher in diesem Genre wohl unerreichtes Maß an Atmosphäre und Dramatik geschaffen.
Etwas negatives gibt es aber doch noch zu vermelden, und so leid es mir tut, muss ich das Thema Kommerz noch mit einbringen: Von dieser einen CD gibt es die normale Version, Digipack, ein Ringbuch, eine DVD-Audio, eine limitierte Metallbox und wahrscheinlich noch mehr. Das muss nicht sein, vor allem da auf jeder Edition noch irgend ein anderes Extra dabei ist. Bei allen Versionen ausser der normalen in der Jewel-Case ist aber immerhin das Bathory-Cover „Satan My Master“ enthalten.Das wars dann aber auch schon an Kritik von meiner Seite. Dimmu Borgir haben mit „Death Cult Armageddon“ ihr Meisterstück abgeliefert und sind auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt. Ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, wie sie das noch toppen wollen. Aber bis dahin sind ja noch mindestens zwei Jahre Zeit, jetzt erfreuen wir uns erstmal an diesem grandiosen Werk, das wohl auch in ferner Zukunft noch nicht vergessen sein wird.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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