Immer wenn in der Bandinfo mit großen Namen um sich geworfen wird, ist das ein Warnsignal! Und auch bei DIE YOUNG (TX) aus Texas bewahrheitet sich dies wieder einmal. Die groß angekündigte Nähe zur sozialkritischen Sichtweise von Trial entpuppt sich beim näheren Hinsehen oft als mehr oder weniger plattes Phrasendreschen. Nicht das Shouter The Rev. White Devil sich Mühe geben würde, hier etwas verständlich rüber zu bringen, doch bietet die HP der Band immerhin die Möglichkeit alles in Ruhe durchzulesen. Dort trifft man dann auf alt bekannte Gassenhauer wie „fuck the imperialists, call them what they are – they’re terrorists“. Wo sich hier jetzt die philosophische Nähe zu Nietzsche oder Chomsky versteckt hat, konnte ich nicht ausmachen, jedenfalls nehmen die Jungs kein Blatt vor den Mund. Musikalisch wirft man die Texaner in ein Boot mit Terror, Integrity und Black Flag, womit man ihnen keinen Gefallen tut. Es ist zwar keinesfalls schlecht, was einem auf „Graven Image“ geboten wird, doch mit solchen Referenzen tut sich auch ein starkes Album schwer und das ist „Graven Image“ leider auch nicht.
In fast ausnahmslos hoher Geschwindigkeit wird eine Hardcore-Salve nach der anderen abgefeuert und die Hasswalze DIE YOUNG (TX) rast nur so durch die Landschaft … und ohne großen Eindruck zu hinterlassen an mir vorbei. Zu wenig Abwechslung ist das Hauptmanko, welches man dem Alveran-Debut anlasten muss. Was live sicher hervorragend funktioniert und sofort alle Lichter ausbläst, führt auf CD eher zum Einschlafen. Dabei haben die Jungs – gerade was den Live-Sektor angeht – schon einige Erfolge zu verbuchen. Fast überall in den USA, in Costa Rica und Ost-Asien hat man schon Gelegenheit gehabt, der Meute einzuheizen und seine Meinung kund zu tun. Doch auf einem Album braucht es schon etwas mehr um die Leute richtig zu begeistern, den der Funke springt an keiner Stelle über.
Wer Musik nach ihrer Moshpit-Tauglichkeit aussucht, bekommt von DIE YOUNG (TX) einiges geboten; wer einen hohen musikalischen oder lyrischen Anspruch hat, eher weniger. Zu prolllastig ist die Darbietung der Texaner, auch wenn durchaus der Versuch unternommen wird, Abwechslung in die Musik zu bringen. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang die Verschnaufpause durch das ruhige Zwischenspiel in Form des achten Tracks „Desperate Hope“ oder auch die gelegentlich eingestreuten Soli, mit denen versucht wird, eine gewisse Nähe zu Integrity herzustellen. Ausreichen um eine fesselnde Atmosphäre zu erschaffen, tut dies allerdings bei Weitem nicht.
Alles in allem also ein solides Labeldebut, dass den geweckten Erwartungen oder dem formulierten Anspruch nicht ganz gerecht werden kann. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall für alle die es gern voll auf die Fresse haben…
Wertung: 6.5 / 10