Drei Jahre sind vergangen, seit DIE HARD ihr Debüt „Nihilistic Vision“ vorgelegt haben. Drei Jahre, in denen im Bandlager viel passiert ist: Nicht nur Drummer Håkan hat das Weite gesucht, um sich mehr seiner Familie und seiner Hauptband Watain zu widmen, nein, mit Hasse hat im letzten Jahr sogar der Sänger und einzige Gitarrist der Gruppe den Rücken gekehrt. Was macht man also als Bassist, wenn einem sämtliche Mitglieder wegrennen? Nun, wenn man nicht gerade Lemmy Kilmister oder Tom Angelripper heißt, wahrscheinlich überhaupt nichts, aber der zumindest obenrum unhaarige Harry dachte wohl gemäß Bandname gar nicht ans Aufhören, sondern übernahm kurzerhand selbst das Mikrofon. Das teilt er sich nun mit dem neuen Klampfer Simon, mit Perra fand sich außerdem ein neuer Drummer – schon konnte es weitergehen.
Bei all den personellen Veränderungen könnte man nun meinen, das habe sich auch auf den Sound und den Stil merklich ausgewirkt. Aber weit gefehlt: Die Innovationsresistenz, die ich den Schweden schon zur ersten Platte bescheinigte, wird hier konsequent fortgeführt. Während „Nihilistic Visions“ nach Venom, Possessed, frühen Sodom und Celtic Frost klang, klingt „Conjure The Legions“ nun eben nach „Nihilistic Visions“. Während der Erstling mit ausgelutschten „Hail Satan“-Rufen eingeleitet wurde, wird der Zweitling nun mit ausgelutschtem, Hell-Awaits/Raining-Blood-schwangerem Gitarrengekrächze eingeleitet.
Fairerweise muss man nun sagen, dass die aktuelle Scheibe durch das Mixing und Mastering von Harris Johns dem Debüt produktionstechnisch ein Stück weit voraus ist und definitiv knallt. Auch habe ich den Eindruck, dass die Jungs auf „Conjure The Legions“ ein Quäntchen mehr Gespür in puncto Songwriting reingesteckt haben. Eine Unzulänglichkeit besteht aber weiterhin: Das Trio beginnt die Tracks zunächst mit einem interessanten Einstieg – sei es ein rockiges Old-School-Riff oder ein hymnischer Instrumentalpart – um dann aber doch nur in wüste, öde Knüppelorgien im Standard-Ufta-Ufta-Rhythmus überzugehen. Titel wie „Thrash Them All“, „Satanic Uprise“ und „Antichrist“ sagen es schon – stumpf ist Trumpf im Hause von DIE HARD. Das gilt ebenso für die Vocals. Während man das Organ des ehemaligen Sängers noch lobenswert finden konnte, können sich die beiden aktuellen Stimmbandverbieger weder mit prolligem Geschrei noch mit schwarzmetallischem Gutturalgegurgel sonderlich profilieren – noch gut genug, um nicht aktiv zu nerven, aber auch keine Glanztat. Ja, das ist old school, das gehört so. Ist klar.
So bleibt am Ende ein Thrash-Album der alten Schule, das man einerseits im Grunde ganz gut durchlaufen lassen kann, andererseits aber ebenso schnell wieder vergessen hat. DIE HARD bieten hier nichts, was man nicht schon auf dem Vorgängeralbum oder von den oben genannten Bands gehört hat. Und um mehrmals das quasi gleiche Album zu aufzunehmen, wie es zum Beispiel AC/DC oder die Ramones taten, fehlt ihnen einfach der Wiedererkennungswert. „Conjure The Legions“ ist so abwechslungsreich wie die Wahlprogramme der CSU und trägt einen so dicken, staubigen Achtziger-Stempel, dass man Angst haben muss, Tom Angelrippers Topfhaarschnitt kommt jeden Moment aus den Boxen gehüpft. Kann man gerne anchecken, ich persönlich verzichte aber lieber auf solch eindimensionale Bezirksligisten und höre dafür die Originale.
Wertung: 6 / 10