Review Die Apokalyptischen Reiter – Have A Nice Trip

(Heavy Metal/Folk/Death Metal/Hard Rock) Die Apokalyptischen Reiter sind sicherlich eine der unkonventionellsten, aber auch originellsten Bands der Szene. Seit dem Debut „Soft & Stronger“ Mitte der 90er Jahre erhalten die Ostdeutschen eigentlich durchweg gute Kritiken und konnten sich im Laufe der Jahre eine sehr treue Fangemeinde erspielen. Mit dem inzwischen vierten Album sollte sich daran nicht viel ändern. Im Gegenteil: Bei „Have A Nice Trip“ sollte theoretisch so ziemlich jeder auf seine Kosten kommen, vom truesten Headbanger bis hin zum Freund moderner Klänge. Alles, was dem Hörer abverlangt wird ist ein Hauch von Offenheit, den die Reiter mit diesem Album im Idealfall noch um einiges vergrößern könnten.

Die gesamte Bandbreite des Albums bewegt sich im weitesten Sinne zwischen Black Metal-artigem Gekloppe („Vier Reiter stehen bereit“) und klassischerem Heavy Metal („We Will Never Die“), wobei die Reiter zwischen diesen beiden Punkten unzählige Schattierungen und Verknüpfungen schaffen, die mit Einflüssen aus verschiedensten musikalischen Stilen zu einer Vielfalt angereichert werden, die mir in der gesamten Metalszene so noch nicht begegnet ist! Jedes Stück scheint sich komplett von seinem Vorgänger zu unterscheiden, dennoch hört man überall die selbe Handschrift durch, was den Stücken definitiv die benötigte Authentizität gibt.

Während man bei Songs wie „Ride On“ einfach nur unendlich cool rockt, wird bei „Wo die Geister ganz still sterben“ sehr düster und aggressiv geknüppelt. Dazwischen tummelt sich plötzlich eine spanische Liebeserklärung mit Latinoflair („Baila Conmigo“), pure Lebensfreude mit herrlich verspielten Melodien („Du kleiner Wicht“) oder einfach nur der Wunsch, Menschen wach zu rütteln, mit schweren Riffs und modernen Synthies („Warum?“) oder groovendem Rock („Komm“).
In die selbe Kerbe schlägt auch „Das Paradies“, das mit seinem Sprechgesang (!!!) vielen Metallern eher bitter aufstoßen könnte, aber wer sich daran tatsächlich stört, ist selber schuld und soll sich halt bei gitarrenlastigeren Nummern wie „Terra Nola“ abreagieren. Hier begeistert ebenso wie bei „Sehnsucht“ die Kombination von schweren Riffs, intelligenten Tempowechseln und angenehmen Keyboardsounds.
Ein weiteres Highlight an Originalität ist definitiv „Fatima“ mit seiner Mischung aus orientalischen Melodien und Blastbeats, bevor man bei „Seid willkommen“ und beim abschließenden Manowar Cover „Master Of The Wind“ schließlich wieder ruhigere Töne anschlägt.

Alles in allem kann man sagen, dass den Reitern mit ihrem vierten Album ein kleines Meisterwerk gelungen ist, das sich von keiner Genregrenze oder Norm (schlimm genug, dass es die im Metal gibt!) beschneiden lässt. Ganz großes Kino! „Have A Nice Trip“ macht einfach einen Höllenspaß, selbst wenn man mit den oftmals naiv-idealistischen Texten (und das ist meiner Meinung nach auf keinen Fall ein Kritikpunkt!) nichts anfangen kann. Wie schon eingangs gesagt, hier kommt so ziemlich jeder auf seine Kosten!

(Alexander)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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