Wer in der Alternative-Rap-Szene ein Pendant zu Lady Gaga sucht, wird mit Yolandi Visser von DIE ANTWOORD schnell fündig: Extravagantes Auftreten, provokative Texte und eine einzigartige, charakteristische Stimme zeichnen die Sängerin der südafrikanischen Rap-Rave-Band aus. Gemeinsam mit ihren Bandkollegen Watkin Tudor „Ninja“ Jones und DJ God (ehemals DJ Hi-Tek) veröffentlicht Visser nun das vierte DIE-ANTWOORD-Album: „Mount Ninji And Da Nice Time Kid“.
Stilistisch haben DIE ANTWOORD bereits seit ihrer Gründung 2009 einen einzigartigen Sound, den man tatsächlich eigentlich nur hassen oder lieben kann. Schuld daran ist vor allem Visser selbst, deren piepsiges Organ wie kaum ein anderes menschliches Stimmlein Geschmackssache ist: Kann man sich damit jedoch anfreunden, legen DIE ANTWOORD mit „Mount Ninji And Da Nice Time Kid“ ein Album vor, das durch Vielfalt, Einzigartigkeit und Qualität besticht.
Wie man es bereits von anderen Releases der Formation her kennt, besteht auch „Mount Ninji And Da Nice Time Kid“ aus einer bunten Mischung aus Tracks mit Hörspielcharakter („We Have Candy“, „U Like Boobies?“, „Jonah Hill“), Hip-Hop-Songs („Shit Just Got Real“) und Rave-Nummern („Banana Brain“). Von der Stimmung her reicht das Resultat damit von witzig über authentisch bis hin zu skurril – meist jedoch alles zugleich. Gerade der Gastauftritt von Lil Tommy Terror – hörbar noch im Grundschulalter – der „Wings On My Penis“ rappt, gehört dazu. Das folgende „Rats Rule“, das mit einem Gastauftritt des amerikanischen Sängers und Schauspielers Jack Black streckenweise eher nach Disney-Filmmusik denn nach DIE ANTWOORD klingt, allerdings ebenso.
Jack Black ist übrigens nicht der einzige prominente Gast: Neben dem Rapper Sen Dog („Shit Just Got Real“) ist auch Burlesque-Queen Dita von Teese („Gucci Coochie“) auf dem Album zu hören. Mehr als ein Indiz dafür, dass man DIE ANTWOORD trotz aller Absurditäten nicht als Spaßband abstempeln sollte.
Das nämlich würde der Band, aber auch dem Album nicht ansatzweise gerecht – stellt das Werk doch nicht nur die unbändige Kreativität seiner Erschaffer unter Beweis, sondern auch deren Talent, was Flow, Beats und Arrangement angeht. Offensichtlich wird das insbesondere in den leisen, ruhigen Stücken wie „Alien“ oder mehr noch „Darkling“, in denen sich die sonst stets selbstsicher und oft anstößig agierende Visser von einer ganz anderen, zarten und verletzlichen Seite zeigt. Seinen Höhepunkt jedoch findet „Mount Ninji And Da Nice Time Kid“ erst im letzten Track, dem mehr als gelungenen Cover des russischen Kinderliedes „Если с другом вышел в путь“ von Vladimir Shainsky. Unter dem schlichten Titel „I Don’t Care“ machen DIE ANTWOORD aus der Nummer das vielleicht schönste Liebeslied des Jahres: Perfekt ergänzen sich der fast schon schnulzig romantische Text, herrlich prolliger Techno und ein Faithless-Reminiszenz in Form eines Features von Produzent God „as a DJ“ zu einem so eingängigen wie sentimentalen Meisterwerk.
Mit „Mount Ninji And Da Nice Time Kid“ gelingt Visser und DIE ANTWOORD ein so vielseitiges wie stimmiges Album, das dabei vor allem eines ist: einzigartig. Eine Band wie DIE ANTWOORD findet sich so schnell keine zweite. Das war schon immer so, und das allein verschafft der Truppe aus Kapstadt Beachtung. Doch auch innerhalb ihres eigenen Kosmos gelingt DIE ANTWOORD mit „Mount Ninji And Da Nice Time Kid“ ein großer Wurf: Wie kein Album zuvor bringt „Mount Ninji And Da Nice Time Kid“ die Stärken der Band auf den Punkt und macht die verschrobene Ideenwelt der Südafrikaner überraschend leicht zugänglich. Fazit: Für Fans ein Muss, für alle anderen das perfekte Einsteigeralbum.
Wertung: 9 / 10
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