„Shaytan Productions – releasing exclusively oriental black metal and oriental dark ambient“, so hat es sich Labeleigner Shahid auf die Fahnen geschrieben. DHUL QARNAYN fallen dann wohl in zweitere Kategorie. Das ist insofern verwunderlich, als dass alles, was über die Band im Internet zu finden ist, ein Eintrag in den Metal-Archives darstellt, der eine druchweg schwarzmetallene Ausrichtung des Projektes suggeriert. Möglicherweise bildet „Jilwah“, wie der Release betitelt ist, auch eine Ausnahme und ist in keiner Weise repräsentativ – mit Metal hat jedoch zumindest das, was auf der im folgenden besprochenen CD zu finden ist, nichts zu tun.
Hinter einem schön gestalteten Artwork, welches mich an Soulflys „Back To The Primitive“-Cover denken lässt, verbirgt sich dabei im Endeffekt eine Ein-Track-Single, die mit knapp 27 Minuten jedoch eine durchaus beachtliche Spielzeit aufweist. Doch verhält es sich mit der Spielzeit einer CD wie mit dem Ballbesitz beim Fussball: Vermag man sie nicht in Erfolg umzusetzen, hat sie wenig Wert. Doch während im Fussball der Erfolg klar am Endstand abzulesen ist, ist er im Bereich der Musik stets subjektiv.
Fakt ist, dass DHUL QARNAYN 27 Minuten mit arabischen Reden, begleitet von sehr dezenten, sphärischen Klängen im Hintergrund, auf traditionellen Saiten- und Flöteninstrumenten dargebotenen Interludes und orientalisch anmutenden Gesängen gefüllt haben. Und um ehrlich zu sein, klingt das, zumindest für einen Europäer, der dem möglicherweise dramatischen Handlungsverlauf der erzählten Geschichte aus Ermangelung eines Babelfisches nicht folgen kann, weit weniger spannend, als man vielleicht erwartet. So lässt sich in der halben Stunde Musik weder eine Struktur noch eine Entwicklung feststellen, bisweilen klingen die Passagen wie unbeabsichtigt mit einem mitlaufenden Kassettenrecorder mitgeschnitten und schließlich wahllos zusammengesetzt…vor allem die Tatsache, dass nach einer beliebigen Passage komplett ausgefadet wird und mit etwas gänzlich anderem weitergemacht wird, stößt mir hier sauer auf, da dadurch nicht nur jegliche Atmosphäre, sondern auch die Berechtigung, das Material in einem monströs langen Song unterzubringen, flöten geht. So stellt man schließlich nach einer knappen halben Stunde fest, dass man eigentlich auch schon nach Minute fünf im Bilde war, was hier passiert – der bis zur letzten Minute erwartete, ja ersehnte Ausbruch bleibt aus, und mit ihm jegliche Überraschung.
Vielleicht, die Möglichkeit besteht durchaus, ist auch die Message, die DHUL QARNAYN mit „Jilwah“ übermitteln wollen, bei mir schlicht und ergreifend nicht angekommen – so richtig zu fesseln vermag die hier kreierte Atmosphäre jedenfalls nicht. Wer seine Erfüllung im Genre des Ambient findet und auf wirklich ausgefallene Geschichten steht, kann hier durchaus ein Ohr riskieren (was sich in Anbetracht der Tatsache, dass die Band im Internet quasi nicht vertreten und mittlerweile auch aufgelöst ist, wohl etwas schwieriger gestalten dürfte) – einzigartig ist das Dargebotene allemal.
Die meisten anderen werden „Jilwah“ wohl genauso ratlos gegenüberstehen wie ich. Doch auch, wenn mir auf Anhieb keine Gelegenheit einfallen würde, zu der ich diese CD wieder einlegen würde, kann man nicht abstreiten, dass zumindest der einmalige Hörgenuss durchaus als Erfahrung gewertet werden kann, der zumindest bei mir Interesse am restlichen Schaffen der Band geweckt hat. Vielleicht findet sich dort ja auch der in den Metal-Archives erwähnte Black Metal.
Keine Wertung