Review Devin Townsend Project – Transcendence

Devin Townsend, das Genie hinter all den unzähligen sich überlagernden Tonspuren pro Song, das Mastermind hinter schirr wirren Liedern wie dem „Mighty Masturbator“ oder einer melodisch-poppigen Ballade wie „Supercrush“, diese Instanz der modernen Prog-Szene macht auf seinem Album „Transcendence“ erstaunlicherweise eines, nämlich entschlacken. Zumindest ist das ein Eindruck, den der sehnlichst auf neues Material wartende Fan bekommen kann, sobald er die erste Single-Auskopplung „Failure“ zu hören bekommt: Der Song wartet mit weniger catchy Riffs, einem reduzierten Bombast und mit einem erst auf dem zweiten Blick melodischen Refrain auf. Überraschungen sind beim DEVIN TOWNSEND PROJECT zwar nicht ungewöhnlich, ebenso wenig wie der kompositorische Freigeist des Kanadiers, der ein „Ki“ (2009) ebenso leicht aus den Ärmeln schütteln konnte wie ein „Epicloud„, aber weswegen erweckt ausgerechnet „Transcendence“ den Eindruck, dass Townsend hiermit Neuland betritt?

Das DEVIN TOWNSEND PROJECT verwöhnt seine Anhänger seit 2009 in regelmäßigen Abständen mit Alben, die sich untereinander weder gleichen noch als solches zu erwarten waren. Grund hierfür war das anfängliche Vorhaben, lediglich vier sich untereinander nicht ähnelnde Alben unter diesem Namen zu veröffentlichen, was mit „Ki“ und „Addicted „(beide 2009) sowie „Ghost“ und „Deconstruction“ (beide 2011) auch gelang. Glücklicherweise folgten danach noch das mit Bombast und Melodien überhäufte „Epicloud“ (2012) sowie das Konzeptalbum „Z²“ (2014) und eben jenes „Transcendence“, welches weder in die Fußstapfen des einen noch in die des anderen Album tritt. Mit seinem siebten Album löst sich das DEVIN TOWNSEND PROJECT nicht prinzipiell, aber spürbar von den charakteristischen Merkmalen, die ein „Juular“ oder „More!“ so treibend und ein „Universal Flame“ oder „Heaven’s End“ so melodisch machten und setzt stattdessen auf die klarste Linie in den Kompositionen, die bisher in seiner Diskografie zu erkennen ist.

Während sich die Songs der vorherigen Alben leicht in die jeweilige Schaffensphase einordnen lassen, könnte ein „Offer Your Light“ ebenso zu einem „Addicted“ passen wie „Stormbending“ auf der „Epicloud“ oder „From The Heart“ auf „Ghost“ hätte Verwendung finden können, was die Krux mit „Transcendence“ deutlich werden lässt: Das Album lässt diese Homogenität vermissen, mit der das DEVIN TOWNSEND PROJECT zuvor seine Scheiben ausstattete; die Songs wirken wie ein Sammelsurium an hervorragenden, seit 2009 gesammelten Tracks, die nun für eine Art B-Sides-Compilation zusammengestellt wurden. In diesem Sinne ist es schlichtweg nur bezeichnend, dass auf diesem Album nicht nur die angestammte Sängerin des Projektes, Anneke Van Giersbergen (seit 2009), sondern auch die vorherigen Sängerinnen Che Aimee Dorval („Ki“) und Katrina Natale („Ghost“) vertreten sind. Das einstündige „Transcendence“ erinnert vielmehr an die Glanztaten, an die gelungenen Alben zuvor, anstatt sie den Hörer zu dem Entschluss kommen lassen, dass sich dieses Album in diese Riege einreihen kann. So vermag diese Platte weder den Chill-Out-Effekt eines ambienten „Ghost“ noch die nicht zu stoppende Verspieltheit eines „Addicted“ zu transportieren, sondern wirkt auch nach mehreren Durchläufen lediglich wie eine gute Auswahl überaus gelungener Tracks („Secret Scienes“, „Transcendence“) bis hin zu wahren Geniestreichen an Liedern („Stormbending“, „Failure“, „Offer Your Light“).

Das DEVIN TOWNSEND PROJECT dürfte mit diesem Album mit der hohen Erwartungshaltung der eingefleischten Fans zu kämpfen haben; einer Erwartungshaltung, welche die Band mit thematischen Konzeptalben und wie aus einem Guss wirkenden Platten selber schuf. Denn „Transcendence“ ist keines von beiden, aber: Es ist dennoch eine hervorragende, Townsend-typische Platte. Nur eben ohne Sahnehäubchen.

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Wertung: 8 / 10

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