Review Devin Townsend Project – Ocean Machine – Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv

Die Meldung, dass Devin Townsend in irgendeiner Art und Weise neue Musik auf den Markt bringt, führt schon lange nicht mehr zu Jubelstürmen; zu regelmäßig veröffentlicht der Kanadier in Form von The Devin Townsend Band, unter seinem eigenen Namen oder mit dem DEVIN TOWNSEND PROJECT. Diese regelmäßige Veröffentlichungsrate gehört wohl schon eher zum guten Ton unter seinen Jüngern.

Und als ob das dem Prog-Tausendsassa nicht schon reichen würde, scheint Townsend auch noch Fan von Live-Alben zu sein; zuletzt mit „Devin Townsend Presents: Ziltoid Live At The Royal Albert Hall“ oder „The Retinal Circus“ in aller Munde, zeigte das DEVIN TOWNSEND PROJECT aber besonders mit „By A Thread: Live in London 2011“, dass sie eine Vorliebe für ausufernde Live-Darbietungen haben.

Die Ankündigung, dass Townsend und Co. mit „Ocean Machine – Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv“ auch 2018 ein Live-Album präsentieren werden, dürfte bei seinen Fans somit zu routiniertem, zustimmenden Kopfnicken geführt haben. Auch, weil der zwanzigjährige Geburtstag von „Ocean Machine“ somit gebührendlich gefeiert werden kann. Dennoch folgt nach dem coolen Kopfnicken ein offener Mund und weit aufgerissene Augen, denn „Ocean Machine – Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv“ ist das letzte Stück Musik, was das DEVIN TOWNSEND PROJECT (vorerst) veröffentlichen wird.

Anfang das Jahres verkündete Townsend „[to] take a break from this band and focus on a number of other projects„. Nach einem kurzen Moment des Sackenlassens mag man froh sein, dass uns der Kanadier also weiterhin in irgendeiner Form erhalten bleiben wird, etwas traurig darf man allerdings dennoch sein, schließlich gestaltete sich das DEVIN TOWNSEND PROJECT als hervorragender melting pot all der kreativen Ideen, die Townsend umhertreiben. Und nun, „Ocean Machine – Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv“ als finales i-Tüpfelchen des Schaffens?

Nur bedingt. Kein einziger Song von „Sky Blue“ sowie „Dark Matters“ oder „Epicloud„, „Addicted„, „Deconstruction“ und „Ki“ findet sich auf der ersten Hälfte des Live-Albums, dem by request-Teil. Lediglich vier Tracks vom letzten Studioalbum „Transcendence“ schafften es in die Setlist, die zum Großteil aus alten mehr-oder-weniger-Hits von The Devin Townsend Band besteht. Der Fakt, dass der Blick auf selten gespielten Tracks liegt, führt dazu, dass der Fan nun ein weiteres Live-Album im Schrank stehen hat, was immerhin gewisse Raritäten beherbergt. Allerdings gestalten diese Raritäten „Ocean Machine – Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv“ in den ersten 90 Minuten als zähen Brocken, der sich aus zwölf langen, vergleichsweise gering verspielten und nur bedingt mitreißenden Songs zusammensetzt; eben das typische Townsend-Material kurz vor der Jahrtausendwende bis 2007. Allenfalls „By Your Command“ und „Bad Devil“ bringen den Esprit ins bulgarische Plovdiv, für den das DEVIN TOWNSEND PROJECT die letzte Dekade stand.

Dass der sympathische Kanadier für den zweiten und eigentlichen Teil dieses Konzertabends, der kompletten Darbietung von „Ocean Machine“, aus dem Gespräch mit der Fans gerissen werden muss, ist typisch Townsend: Publikumsnah und voller Feuer für seine treuen Anhänger. Apropos Feuer: Dieses wird mit „Seventh Wave“, dem Opener von Townsends Debüt, nun auch endlich entfacht! Und das nicht ganz überraschend, schließlich ist das zwanzig Jahre alte Material noch immer ein benchmark für progressiven Metal. Ein „Night“ hat nichts an seiner Ziehkraft eingebüßt, geschweige denn ein „Regulator“. Und dass das nahezu alleine durch Townsends Stimme getragene „The Death Of Music“ noch immer Gänsehaut bereiten kann, zeigt sich auf „Ocean Machine – Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv“ eindrucksvoll!

Nach 160 Minuten endet das, was sich schwer bewerten lässt. Die Aufnahmen profitieren von der großartigen Kulisse und einem spielwütigen wie tief dankbaren Townsend, dessen Drummer ihm mitunter die Show stiehlt – mit seiner Leidenschaft für sein Spiel steht Van Poederooyen Townsend in Nichts nach. Seine Band ist in Höchstform, was sich von dem eingesetzten Orchester und Chor allerdings nur vermuten lässt, denn sie wurden schlichtweg zu leise abgenommen, um ihren Beitrag für „Ocean Machine – Live At The Ancient Roman Theatre Plovdiv“ vollends einschätzen zu können. Der by request-Teil punktet demnach weder mit der Setlist noch mit den zusätzlichen Gästen auf der Bühne. Tatsächlich ist es lediglich die Darbietung von „Ocean Machine“, die mit Überraschungsgast und damaligen Bassisten Harder sowohl personell als auch musikalisch überzeugen, berühren und faszinieren kann.

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Wertung: 7.5 / 10

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