Mein erster Gedanke war: „Die letzte Band mit so einem großen Line-Up waren Slipknot“. Eigentlich geht das ja alles so in Ordnung, aber zwei Keyboarder und einer davon eine Frau? Na das kann ja was werden! Schon beim Anblick der Besetzung war also klar, dass „The Warrior Of The Setting Sun“ von DEUS DIABOLUS kein roher Black Metal sein würde. Dafür aber düdeliger, symphonischer Black Metal, der teilweise auch ziemlich nach Dark- oder Gothic Metal klingt. Ohje, gar nicht gut. Denn wir wissen alle, wie ausgelutscht diese Sparte ist. Aber erstmal reinhören, dann kann man ja immer noch meckern.
Das unglaublich kreativ betitelte Intro „Eine Düstere Legende“ läutet das Album ein (wer hätt’s gedacht?), leider aber ist der Text noch viel kitschiger als der Titel. Irgendeiner labert irgendetwas von wegen Weltuntergang und klingt dabei wie ein krächzender Nazgul, der eine Vorsequenz zu Herr der Ringe spricht. Im Hintergrund tönen andere krächzende Stimmen. Das sind dann die restlichen Orks, die im Schlamm herumturnen. Entschuldigt, aber das ist wirklich fürchterlich. Die Erwartungen sinken und sinken also. Okay, dann geht es richtig los! „In The Lap Of The Earth“ heißt der erste richtige Titel und erstmal bin ich aufgrund des grottig schlechten Intros eher positiv überrascht. Relativ rauh geht’s zur Sache, die Produktion kann sogar was und das Schlagzeug klingt gar erstklassig. Als die recht penetranten Keyboards einsetzen, verziehe ich mein Gesicht, nehme aber hin, dass den Düdeltasten eine derartige Bedeutung beigemessen wird. Denn ansonsten tönt das doch recht ordentlich. Leider klingt ab sofort fast jedes Lied gleich. Ein wahrer Skandal und gleichzeitig musikalische Erlösung ist jedoch „Dreams Of Alteration“, wo stellenweise wohl versucht wird, Dornenreich mit Dimmu Borgir und Eminenz zu vereinen. Zwar klimpert das Keyboard seicht vor sich hin, aber ansonsten ist der Song wirklich gut. Wäre der Text nicht wieder so furchtbar kitschig und wären DEUS DIABOLUS die ersten, die sowas machen, wäre das echt hitverdächtig! Schlechtmachen darf man das Album aber auf keinen Fall, denn hier und dort lauern wirklich sehr gute Ideen, die nur total verkorkst umgesetzt und somit in den Sand gesetzt wurden.
Insgesamt also ein eigentlich durchschnittliches Album, das sich durch einige Makel aber selbst deklassiert. Die Texte sind, wie gesagt, vollkommen uninspiriert, klischeelastig und wenig durchdacht, die Musik klingt insgesamt wie eine Mischung aus Elementen verschiedener Bands, die eigentlich gar nicht zusammenpassen und das Keyboard fügt sich nur an wenigen Stellen wirklich gut ein. Zugute halten muss man der Truppe aber die tolle Produktion und die oft sehr guten Vocals. Hätte sich die Band nicht schon aufgelöst, würde ich jetzt sagen, wenn man hier und da noch feilt, kann man echt gute Musik draus machen. Schade. Das Potential wäre durchaus da, manchmal reißt „The Warrior Of The Setting Sun“ sogar mit und ist anspruchslosen Dunkelmelodiefetischisten durchaus zu empfehlen.
Wertung: 4.5 / 10