Das Cover des Destruction-Albums "Born To Perish"

Review Destruction – Born To Perish

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Thrash Metal

Die deutsche Thrash-Metal-Szene proklamiert oft und gerne ihren Zusammenhalt. Tatsächlich scheint es mindestens unter den führenden Bands des Genres solidarisch zuzugehen: Kaum baut Sodom-Chef Tom Angelripper seine Band um, rumpelt es auch bei den Kollegen von DESTRUCTION – das ist doch mal echte Kollegialität. Ganz so radikal wie Herr Angelripper geht DESTRUCTION-Kopf Schmier bei der personellen Umgestaltung zwar nicht vor, dennoch kann ob der Verpflichtung des Thrash-Metal-Veteranen Randy Black am Schlagzeug und des Schweizer Gitarrenvirtuosen Damir Eskic als zweitem Gitarristen auch bei DESTRUCTION durchaus von einer neuen Band gesprochen werden. Mit „Born To Perish“ legen die Baden-Württemberger Dreschflegel sodann ihr erstes Album in neuer Besetzung vor.

Ungeachtet der Personalrochaden scheint sich am Sound von DESTRUCTION jedoch auch auf „Born To Perish“ zunächst nichts Grundlegendes verändert zu haben: Der eröffnende Titeltrack ist ein typischer DESTRUCTION-Song, mit typischen DESTRUCTION-Riffs und dem gewohnt skandierten Gesang von Frontmann Schmier. Der scheint generell nur eine Gesangs-“Melodie“ auf Lager zu haben, und die gibt es seit 37 Jahren zu hören. Weil mit Damir Eskic jetzt ein zweiter Gitarrist an Bord ist, wird die Nummer noch um ein Solo mit allen technischen Schikanen sowie einen singenden Harmoniegitarren-Part erweitert. DESTRUCTION, jetzt mit 20 Prozent mehr Gefrickel in jeder Packung. Weniger zynisch ausgedrückt haben die Ur-Thrasher ihre gewohnte Formel um anspruchsvollere Gitarrenarbeit erweitert und das ist durchaus zu begrüßen. Manch ein Fan mag ja der Meinung sein, dass das der Formation lange Zeit gefehlt hat…

Nun hätten sich DESTRUCTION kaum knappe 40 Jahre im Geschäft behaupten können, wenn sie auf jeder Platte das Gleiche bieten würden. So birgt auch „Born To Perish“ weit mehr Überraschungen, als der vorhersehbare Einstieg vermuten lässt. Das äußert sich überwiegend in Nuancen wie beispielsweise dem zweistimmigen Mainriff (!) von „Inspired By Death“, der teils vom Bass getragenen Strophe von „Rotten“ oder dem ungewohnt ausgedehnten und eingängigen Leadgitarrenpart von „Betrayal“. Zwei Gitarren nebst fähigem Leadgitarristen eröffnen eben neue Möglichkeiten und Schmier und seine Truppe haben auf ihrem neuen Album keine Angst davor, dieses erweiterte Potenzial auch auszuschöpfen.

Richtig spannend wird es auf „Born To Perish“ allerdings, wenn DESTRUCTION ihre Komfortzone verlassen und Neues ausprobieren: Das punkig angehauchte „Filthy Wealth“ etwa klingt wie das uneheliche Kind von Sodom und Death Angel und macht mit seiner Kombination aus Rotzigkeit und tightem Riffing einen Heidenspaß. Ebenfalls erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang „Butchered For Life“, das mit einem ausgedehnten cleanen Intro inklusive temperierterem Gesang beginnt und mit ziemlich intelligenten Gitarrenriffs sowie einem fast schon progressiven Mittelteil aufwartet. Auch das für DESTRUCTION-Verhältnisse schon epische „Fatal Flight 17“ sollte hier genannt werden.

Davon abgesehen finden sich auf „Born To Perish“ noch gelungene wenngleich recht erwartbare Songs, die dank schneidender Riffs, wie sie eben nur aus der Feder von Gitarrist Mike stammen können, sowie des charakteristischen Gebells von Frontmann Schmier sofort als DESTRUCTION-Originale zu identifizieren sind. Als Highlights sind hier das rabiate „Tyrants Of The Nehterworld“ sowie das abschließende „Ratcatcher“ zu nennen. Damit rennt die Band bei ihren Fans offene Türen ein und man hört den Beteiligten die Spielfreude deutlich an, verglichen mit den innovativsten Nummern auf dieser Platte wirkt das aber beinahe etwas banal.

Sicherlich sind nicht nur die Änderungen in der Besetzung dafür verantwortlich, dass bei DESTRUCTION im Jahr 2019 frischer Wind weht, höchstwahrscheinlich haben sie aber dazu beigetragen. Dank der neuen Zusammenarbeit mit Gitarrist Damir Eskic erweitert die Band ihren Sound auf „Born To Perish“ nicht nur um bisher schmerzlich vermisste Leadgitarren, sondern entdeckt obendrein neue, spannende klangliche Facetten. Damit liefern die Thrash-Urgesteine ein Album ab, das alles hat, was sich Fans der Band wünschen könnten und doch auch neues musikalisches Terrain erschließt – etwas, das ausgerechnet bei DESTRUCTION bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist. Bleibt nur zu hoffen, dass Mille Petrozza jetzt nicht auch noch seine halbe Band feuert, um dazuzugehören.

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Wertung: 8 / 10

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2 Kommentare zu “Destruction – Born To Perish

  1. Nach dem ziemlich langweiligen „Under Attack“ hatte ich meine Zweifel und so ließ ich „Born To Perish“ anfangs links liegen und kaufte mir die CD später. Ich bin etwas überrascht. Nicht, dass sich DESTRUCTION neu erfinden aber so frisch klangen sie schon lange nicht mehr.

  2. Naja, Speesy Giesler raus, Leqlercq rein. Mille soll auch schon gesichtet dabei gesichtet worden sein, wie er mit dem Essener Allgemeinen Grundschulblockflötenorchester die epischen Passagen des neuen Albums eingeübt hat.

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