Nicht selten trifft man Bands, die auf ihrer Debüt-CD schon den Aufdruck eines Labels oder einer Promo-Agentur haben und man fragt sich inständig, wie dieser Vertrag bei einer solchen Darbietung zustande gekommen ist. Auf der anderen Seite gibt es Gruppen, die es verdient hätten mit ihrer Musik schon längst die Bühnen der Welt zu bespielen und es dennoch nicht schaffen, auch nur die kleinste Plattenfirma für sich zu gewinnen.
Worauf das im Fall von DESTINATION’S CALLING zurückzuführen ist, kann ich leider nicht sagen, an der Musik – oder genauer dem ersten Longplayer „Invisible Walls“ nach drei Demo-CDs – liegt es mit Sicherheit nicht. Bereits 2003 veröffentlichte das Quartett eine Demo zu diesem Album welches dann drei Jahre später endlich das Licht der Welt erblicken durfte – eine ziemlich lange Zeit. Das die allerdings im Münchner Dreamscape Studio sehr produktiv genutzt wurde, zeigt schon das sehr stimmungsvolle Intro – auch der Rest der Produktion ist ganz klar auf allerhöchstem Niveau.
Markenzeichen der Band ist neben der hervorragenden Gitarrenarbeit sicherlich die Stimme von Christian Gräter, der gleich im ersten Track „Fallen From Grace“ zeigt, dass er sich nicht nur in hohen Höhen pudelwohl fühlt, sondern auch in den mittleren Stimmlagen sehr solide agieren kann. Auf den im mittleren Tempo gehaltenen Track folgt mit „Sinthetic“ eine um einiges schnellere Nummer und langsam zeigt sich auch der erste (und einzige) Schwachpunkt der Band: So gut wie keine Eigenständigkeit! Die Band schafft es über weite Strecken nicht, einen eigenen „Destination’s Calling Sound“ zu schaffen, der sie unverwechselbar macht, sondern sie klingt einfach so wie deutscher Power Metal klingt – ohne schnulziges Keyboard und nervige Kinderliedmelodien wohlgemerkt!
Auch der düstere Song „Trapped In Silence“ schafft es bei aller Klasse nicht, aus hergebrachten Mustern auszubrechen. Vielleicht wäre ein etwas rauerer Gesang eine Lösung, denn Herr Gräter zeigt sich auf dem kompletten Album nur von seiner bravsten Seite, mehr Ecken und Kanten hätten dem Album mit Sicherheit nicht geschadet.Einziger musikalischer Ausrutscher ist in meinen Augen die (Pflicht-)Ballade „Bleeding Again“. Sowohl von der instrumentellen als auch der stimmlichen Seite wird viel zu unemotional für so ein Stück vorgegangen. Balladen müssen unter die Haut gehen und einen berühren und nicht nur einfach runtergespielt werden wie jedes X-beliebige Speed-Stück, hier bitte nächstes mal mehr Herzblut und Pathos. Bei aller Kritik, muss man sich aber immer vor Augen halten, dass es sich hier um das Debüt einer Underground Band handelt – was schwer genug fällt – die noch unglaubliches Potential besitzt.
Besonders hervorzuheben ist auch noch der Titeltrack „Invisible Walls“, der mit über acht Minuten klar längstes Stück auf der Platte ist und (einmal vom etwas öden Refrain abgesehen) viel Spaß und Abwechslung bringt, sodass man über die tatsächliche Länge bei den ersten Durchläufen eher erstaunt ist. Ebenfalls gebühren der Band-Hymne „Destination’s Calling“ noch ein paar Worte. Da ich im Besitz der oben genannten Promo zu dem Album bin, ist mir der Song schon lange bekannt und als einziger auch im Gehör hängen geblieben. Zu Recht trägt das Stück den Namen der Band, denn ich hab fast das Gefühl als wenn die vier – übrigens noch ziemlich jungen und sehr sympathischen Herren – plötzlich richtig befreit aufspielen. Dieser fantastische Song ist sicherlich das Highlight jeder Live-Show!
Ich kann „Invisible Walls“ jedem Fan von Edguy und Konsorten nur wärmstens ans Herz legen, DESTINATION’S CALLING haben ein Album abgeliefert, das auch jeder Genregröße – sowohl musikalisch als auch produktionstechnisch – gut zu Gesicht gestanden hätte! Wenn die Jungs es jetzt noch schaffen, zukünftigen Werken eine eigene Note zu geben, sehe ich hier einen der Hoffnungsträger des deutschen Power Metal. Wenn nicht, wird es dennoch höchste Zeit, dass die Plattenfirmen hier zuschlagen, Bands wie Freedom Call werden von den Ebelsbachern nämlich in der Pfeife geraucht! Unterstützen den Underground und investiert das restliche Weihnachtsgeld in ein wirklich gut gemachtes Album, dass auch optisch äußerst ansprechend gestaltet ist. Für alle Unschlüssigen gibt’s auf der sehr schönen Website auch die Möglichkeit ausführlich ins Album reinzuhören!
Wertung: 8.5 / 10