Review Der Rote Milan – Schlund (EP)

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

DER ROTE MILAN sind eine Band aus dem rheinland-pfälzischen Trier. Seit 2016 positioniert sich damit eine weitere Formation auf dem derweil sehr weiten Feld atmosphärischen Black Metals. Mit „Moritat“ hat die Gruppe vor bereits sechs Jahren ihre letzte Full-Length-Platte veröffentlicht. Darauf geboten wurde moderner Black Metal, wie man ihn auch von Der Weg einer Freiheit kennt. Die Mixtur aus Melancholie und flirrender Schwärze mag dabei gut konsumierbar daherkommen, jedoch im Vergleich wenig originell zurückbleiben.

In den letzten Jahren hat sich die Band eher dem kurzen Hörvergnügen verpflichtet und mit „U C Death“ eine Split sowie eine EP namens „Sinis“ veröffentlicht, die es gerade einmal auf elf Minuten Spielzeit brachte. Damit entschieden sich DER ROTE MILAN gegen ausladende Arrangements, was eine gute Entscheidung war, denn auch wenn man auf „Sinis“ die Grundrezeptur nicht anrührte, führte der Fokus auf zwei Lieder dazu, dass ebendiese umso dichter und reifer ausfielen. Nun folgt satte vier Jahre später mit „Schlund“ die zweite EP. Will gut Ding hier etwa Weile haben?

Das sinistre Intro „Passion“ leitet die EP sehr passend ein. So sind DER ROTE MILAN hier in der Lage, schon jede Menge Stimmung aufzusetzen. Das Wort „Schlund“ wurde wohl selten passender intoniert. „Erloschen“ wird dann erst einmal allen Erwartungen an zeitgemäßen Black Metal gerecht. Zwar könnte man meinen, der Mann am Schlagzeug hätte mit den anfänglichen Blastbeats ein wenig zu kämpfen, demgegenüber stehen aber sehr stimmige Midtempo-Parts, die wirklich viel Spaß machen. So hat Song Nummer zwei mit seinen groovenden Gitarren und den düsteren Leads alles, was besonders vor Live-Publikum gut funktioniert. „Der Keiler“ präsentiert sich noch eine Spur brachialer und erklärt bei seinen vielen verschiedenen Harmonien auch, warum er als Single ausgekoppelt wurde.

Im weiteren Verlauf scheint es, als hätte sich die Band gut warmgelaufen, denn „Schwarze Winde“ kommt als wunderbar simple und doch gefühlsechte Nummer zwar noch einmal recht konform daher, aber das Stück ergibt im Kontext mit dem letzten Song „Herr der Schaben“ durchaus Sinn. Denn dieser Track ist einfach fies – und das ist wunderbar. Hier offenbart sich das eigentliche Potenzial von DER ROTE MILAN. Ein wenig erinnern die Trierer an aktuellere Helrunar, wenn sie sich so atmosphärisch wie rasant auf das unvermeidliche Ende zubewegen. Zwar geht dem Song durch seinen relativ langen und spannungslosen Mittelteil ein wenig die Puste aus, ab dem letzten Drittel kann sich die Band aber nochmal aufraffen und bringt ihre EP stimmig zu Ende. Ist das Starren in den Abgrund nun alternativlos oder ein kreativer Quell für DER ROTE MILAN?

Es ist eine schwierige Sache, denn klar ist: DER ROTE MILAN wissen, was ihr Genre benötigt und an vielen Stellen schaffen sie es auch, diesen Anspruch auf ihrer neuen EP umzusetzen. Leider ist es aber nicht selten so, dass die Musik der vier Herren recht uninspiriert vor sich hin tröpfelt. Das ist schade und nimmt noch an zu vielen Stellen die Spannung. Nach vier Jahren ist „Schlund“ einfach zu wenig, als dass es nachhaltig im Gedächtnis bliebe.

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Wertung: 6 / 10

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