Mit Musikern, die im Alleingang vollständige Platten aufnehmen, ist das so eine Sache: Auf der einen Seite kann eine musikalische Vision kompromisslos verfolgt werden und mit ein bisschen Glück ist das Endergebnis exakt das, was sich der Musiker gewünscht hat – und dazu noch gut. Auf der anderen Seite kann es manchmal nicht schaden, den Ball auch mal hin- und herzuspielen und von einem vertrauten Kollegen eine unvoreingenommene Meinung zum eigenen Schaffen zu bekommen. Beide Strategien haben sicherlich ihre Vor- und Nachteile. Bei „Cruel Words“ beschleicht einen allerdings das Gefühl, dass DÉHÀ auf halber Strecke die Inspiration ausgegangen ist – und ein bisschen Input von außen durchaus hilfreich gewesen wäre.
Dabei fängt das alles eigentlich ganz schön an: Der belgische Einzelkämpfer kombiniert technisch sauber und ansprechend Post- und Black Metal zu einem schleppenden, atmosphärisch dichten Gebräu, welches erst einmal „Freude“ bereitet (soweit es die eher eine Depression fördernden Einzelzutaten zulassen). Dass sich der in unzähligen anderen Projekten wie Slow oder Maladie aktive Multiinstrumentalist dabei fortwährend desselben Strickmusters bedient, fällt dann spätestens ab der Hälfte von „Cruel Words“ negativ auf.
Ausnahmslos jeder Song beginnt ausgesprochen ruhig mit melodischer Gitarre, (zugegebenermaßen überraschend facettenreichem) Klargesang und eventuell noch der einen oder anderen Piano- oder Synthesizerspur – zumeist recht pathetisch präsentiert, DÉHÀ durchleidet die Songs des (laut eigener Aussage) recht persönlichen Werks glaubwürdig. Die zweite Songhälfte besteht (ebenfalls ausnahmelos) aus denselben schleppenden Drums, etwas überkomprimiert-fetten und mehrfach gedoppelten Gitarrenwänden, ebenfalls garniert mit der einen oder anderen Piano- oder Synthesizerspur. Allerdings keift hier DÉHÀ den größten Teil seiner Lyrics ins Mikrofon – was die Gesamtsituation allerdings auch nicht nachhaltig verbessert, da sein Organ in dieser Schublade nicht allzu viele Variationsmöglichkeiten bietet.
Diese über die gesamte Länge von „Cruel Words“ durchgezogene Vorgehensweise macht das Album zu einer dementsprechend vorhersehbaren und irgendwie auch belanglosen Geschichte, ohne große Höhepunkte, aber auch ohne wirkliche Ausfälle. Mit Sicherheit kann man DÉHÀ zugestehen, dass er bei manchen Melodien ein besseres Händchen bewiesen hat als bei anderen: Die erste Hälfte von „Pain Is A Wasteland“ ist schon irgendwie ganz cool, „Blackness in May“ weckt bei Minute vier durch den hohen Cleangesang fast schon Sigur-Rós-Assoziationen und „Dead Butterflies“ bietet ohne Frage alle Zutaten, die eine Post-Metal-Walze braucht – aber das letzte Quäntchen Eigenständigkeit, etwas wirklich Besonderes fehlt „Cruel Words“ einfach.
So hinterlässt DÉHÀs neuestes Album… eigentlich nichts. Keinen faden Beigeschmack, keinen wirklich guten Eindruck (aber eben auch keinen richtig schlechten), und vermutlich keine dauerhafte Erinnerung. Zu beliebig und leider belanglos sind die sechs schablonenhaft komponierten Titel auf „Cruel Words“. Wer eine emotional glaubwürdige Mischung aus Post- und Black Metal auf die Ohren möchte, sollte sein Glück lieber bei frühen Lantlôs, Alcest oder (je nach Grad der Experimentierfreude) Altar Of Plagues versuchen.
Wertung: 4.5 / 10