DEFLORATION reihen sich ein in die inzwischen ellenlang gewordene Riege von Bands, die sich die Aufgabe, (mitunter recht plumpe) Sozialkritik an der Kirche üben zu müssen, auf die Stirn geschrieben haben. Neaera und Hypocrisy sind da nur zwei jüngere Beispiele, „Abused With God’s Blessing“ schlägt ziemlich eindeutig in dieselbe Kerbe. Die fünf bereits seit 2005 aktiven Thüringer wollen mit ihrer vierten Scheibe, dem Nachfolger des 2008er-Werks „Necrotic Nightmares“ weiterhin beweisen, dass der Osten unserer Republik nicht nur mit Heaven Shall Burn herhalten kann, sondern auch guten Death zu bieten hat. Hart zu arbeiten scheinen sie, anders wäre es schwer möglich, in nur fünf Jahren vier Alben rauszuhauen.
DEFLORATION spielen straighten Death mit leichter Schlagseite zum Grindcore. Der äußerst heftige und in den Vordergrund produzierte Grunzgesang von Sänger Uwe Rödel macht da schon einiges her und während die ersten beiden Tracks des Albums mehr oder weniger vor sich hin plätschern, setzt „Braindrill“ eine erste Duftmarke. Vor Allem der wirklich amtliche Groove im Mittelteil macht Laune, und „Mr. Finster“ knüpft genau daran an: Hier wird eher auf langsames und sehr schleppendes Riffing gesetzt – Parallelen zu den Amerikanern von Devourment, ob beabsichtigt oder nicht, drängen sich auf. Der darauf folgende Song „Digested By Conspecifics“ ist deutlich temporeicher und glänzt mit gut platzierten Triolen, eingängigem Riffing und stimmigen Tempowechseln. „The Religious Way“ ist auch größtenteils im Midtempo angesiedelt, und zeigt einige kurze Gitarren-Intermezzi, die auf der zweiten Hälfte des Albums generell deutlich häufiger zu finden sind. „The Fade Of Poor“ ist der wohl heterogenste Song des Albums, und mit seinen schnellen Gitarrenleads, dem Wechselspiel zwischen Midtempo-Groove und temporeichem Riffing, sowie dem Stop-And-Go-Schlagzeugspiel am Ende, erinnert er an Dying Fetus. Genau in diesen Momenten sind DEFLORATION am Stärksten: Wenn sich Mid- und Uptempo die Waage halten, wenn hier und da eine Solo-Einlage eingestreut wird, und wenn bei den Riffs nicht zu viel Wert auf Gleichförmigkeit gelegt wird. Das drängt die Schwächen, die „Abused With God’s Blessing“ und der Stil von DEFLORATION haben (mitunter eintönige Gitarrenläufe, ein Schlagzeug, das kraftvoller klingen könnte, und der bei längerem Konsum doch monotone Gesang), am Besten in den Hintergrund.
DEFLORATIONs neuestes Werk ist nicht das abwechslungsreichste vor dem Herren, aber bei dem Veröffentlichungsrhythmus, der hier an den Tage gelegt wird, sollte es sowieso nicht lange dauern, bis eine neue Scheibe im Laden liegt. Bis dahin dürfen Fans der angesprochenen Bands, Freunde von gorelastigen Lyrics und der älteren Death Metal-Schule gerne mal reinhören oder gleich zuschlagen.
Wertung: 7 / 10