Es gibt wohl nicht wenige, die hinter DEFLESHED eine neue Band und hinter „Grind Over Matter“ ein Debütalbum vermuten. Immerhin hat man in den letzten 17 Jahren nichts von den Schweden gehört, wodurch sie einer jüngeren Hörerschaft bisher eventuell nicht untergekommen sind. Doch das Trio aus Uppsala ist alles andere als ein Newcomer, veröffentlichte die ursprünglich 1991 gegründete Truppe vor ihrer Auflösung 2005 doch bereits fünf Alben. Nun also das Comeback, ein generell eher schwieriges Unterfangen.
Dementsprechend vorsichtig dürften sich alteingesessene Fans der Band „Grind Over Matter“ nähern. Doch kann direkt nach den ersten Tönen des Openers „Bent Out Of Shape“ Entwarnung gegeben werden. DEFLESHED klingen auch nach ihrer langen Auszeit noch genauso geradlinig und grob wie zu ihren Hochzeiten.
Wobei „grob“ nicht als Kritik zu verstehen ist. Denn natürlich ist die wenig filigrane Musik der Schweden kein Zufall, sondern Daseinszweck der Truppe. Mit wuchtigen Grooves und straightem Riffing bietet „Grind Over Matter“ den Zuhörenden genau das, was es verspricht. What you see is what you get, in Reinmanier.
Das zeigt sich auch in der praktisch kompletten Abwesenheit von Soli und (unnötigen) Melodien. An „Grind Over Matter“ ist kein Gramm Fett dran, es geht einfach nur um Brutalität in Hochgeschwindigkeit. Trotzdem gelingt es DEFLESHED, ihre Musik spannend zu halten, obwohl der Fuß fast durchgehend das Gaspedal durchdrückt. Dafür ist zu großen Teilen Schlagzeuger Matte Modin verantwortlich, der mit seinem Spiel den Takt vorgibt und mit seinen Blast-Beat-Attacken den Songs Struktur verleiht.
Einzelne Songs aus den 35 Minuten Dauerfeuer herauszupicken ist dabei eine vollkommen sinnbefreite Übung, da sich die elf Tracks auf „Grind Over Matter“ nicht nur ähneln wie ein Ei dem anderen, sondern auch allesamt von höchster Qualität sind. Und das nicht nur musikalisch, denn auch die Namen der Lieder sollten die Hörenden schmunzeln lassen: „One Grave To Fit Them All“, „Unburdened By Genius“ oder „Blastbeast“ – Herz, was willst du mehr?
Und so bleiben die Hörenden nach dem Ende von „Grind Over Matter“ mit einem Grinsen im Gesicht zurück und der Gewissheit, dass DEFLESHED einfach da weitergemacht haben, wo sie vor ihrem Split aufhörten. Death, Thrash und Grind in Kombination und bei Hochgeschwindigkeit, keine Kompromisse, einfach voll auf die Zwölf. Herrlich.
Wertung: 8.5 / 10
Gutes Album, auch wenn es für mich nicht an „Under the Blade“ oder „Royal Straight Flesh“ rankommt.
Tatsächlich finde ich das Album für Defleshed Verhältnisse recht abwechslungsreich. Es wird auch mal das Tempo rausgenommen und es gibt ein paar verquere Stellen.
7/10 Punkte vergebe ich.