Acht Jahre sind seit ihrem letzten Release ins Land gezogen, in unseren Breitengraden hörte man praktisch nichts mehr von ihnen. Mitte Januar bringen DEFILED nun über Season Of Mist ihren lange überfälligen „Divination“-Nachfolger „In Crisis“ auf den Markt – gerade noch rechtzeitig, bevor die Japaner auch vom letzten noch so hartnäckigen Fan abgeschrieben wurden.
Dass Gitarrist Yusuke Sumita das einzige noch verbliebene Gründungsmitglied in den Reihen der Technical / Brutal Deather ist, spricht für sich – ansonsten hat sich aber, allen voran in Sachen Produktion, wenig bei den Japanern verändert. Nach dem kurzen Intro zeigt „Lethal Agitator“ sofort, wo der Hammer im gerade angelaufenen Jahr so hängt.
In gewohnter Manier schrammeln die Gitarren in der ersten Albumhälfte hauptsächlich im Hintergrund, erzeugen ein sehr dichtes und disharmonisches Klangbild. Der Bass – großartig gespielt von Haruhisa Takahata, der erst seit 2005 Teil der Band ist – übernimmt bei diesem und den folgenden Tracks eine unangefochtene Führungsrolle. Was bei anderen Truppen nicht unbedingt funktionieren muss, meistern DEFILED vorbildlich. Tatsächlich ist die Spielweise Takahatas schwer beeindruckend und derartige Up-Tempo-Parts auf einem Dicksaiter hinzaubern zu können hat immer noch einen gewissen Seltenheitswert.
„Retrogression“ im Anschluss offenbart dann aber auch den Punkt, der die Hörerschaft in zwei Hälften teilen wird: Die wirklich ordentlich rumpelnde Produktion. Rumpeln bedeutet hier nicht etwa, dass musikalisch von vorne bis hinten durchgebollert wird, nein – man kann diesen Faktor fast ausschließlich an der Veredelung festmachen, deren Art sich einem bei besagtem Track vor allem im Schlagzeug offenbart. Die Snare hört sich, im Gegensatz zu den drei Vorgängern, zwar nicht mehr an, als würden die Deckel zweier Blechmülltonnen aneinandergeschlagen. Trotzdem muss man beispielsweise beim Drive-Monster „Unconscious Slavery“ ordentlich die Ohren spitzen, um die Blast-Beats aus dem dichten Klangbild herauszuhören.
Wo der technische Charakter von „In Crisis“ in der ersten Hälfte des 12 Songs starken Silberlings vor allem durch den überdominanten Bass vertont wird, wird dieser in der zweiten Hälfte vor allem von Gitarrist Sumita unterstrichen. Für das gewisse Maß an Brutalität sorgt auch Frontmann Kenji Sato, der seinem tiefen Grunzen nur mit hier und dort eingesetzte, fast schwarzmetallisch anmutendem Gekeife noch die Krone aufsetzt. Wer DEFILED schon vorher mochte, wird an „In Crisis“ kaum Anstoß nehmen können – wirklich viele neue Fans mit diesem Sound zu gewinnen dürfte dem japanischen Quartett allerdings schwer fallen. Ehrlicherweise muss man auch sagen: Würde eine jüngere Band mit diesem Sound auf einem ihrer ersten Alben ankommen – die Reaktionen würden nahezu ausnahmslos negativ ausfallen. Bei den Japanern macht genau dieser derbe Klang aber ihren Charme aus – und in diesen Maßstäben ist ihnen mit „In Crisis“ ihr bisher bestes Album gelungen. Klasse!
Wertung: 7.5 / 10