Das Cover von "For The Love Of Metal" von Dee Snider

Review Dee Snider – For The Love Of Metal

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Heavy Metal

DEE SNIDER ist in erster Linie als Frontmann der mittlerweile im Ruhestand befindlichen Twisted Sister bekannt, versteht sich selbst aber offenbar nicht nur als Metal-Sänger, sondern als genreübergreifender Künstler, der auch nicht vor Broadway-Musicals und „entmetallisierten“ Solo-Alben zurückschreckt. Zwei Jahre nach dem Ende seiner Hauptband hat Mr. Snider allem Anschein nach wieder Lust auf kernigen Heavy Metal und tat sich flugs mit Hatebreed-Fronter Jamey Jasta zusammen, um mit dem programmatisch betitelten „For The Love Of Metal“ ein neues Album aufzunehmen.

DEE SNIDER hat also keine Angst davor, kreative Wagnisse einzugehen und mit seinen Solo-Alben schon auch Leute vor den Kopf gestoßen, ohne sich hinterher zu entschuldigen. Sein neuestes Werk kann als die Antithese zu solcherlei Ausflügen angesehen werden, denn „For The Love Of Metal“ richtet sich in Titel, Aufmachung und Inhalt ganz klar ans Metal-affine Publikum. Dabei kann die Platte ganz grob in zwei Teile gegliedert werden, die man – etwas überspitzt – als den traditionellen und den experimentellen Part bezeichnen kann, wobei auch die vermeintlichen Experimente innerhalb recht vorhersehbarer Bahnen verlaufen.

Teil eins setzt sich aus Nummern wie den Opener-Doppel aus „Lies Are A Business“ und „Tomorrow’s No Concern“ sowie Songs wie „Roll Over You“, „I’m Ready“ oder dem hymnischen „Become The Storm“ zusammen. Hier gibt es zweifelsohne in der Tradition des Genres verwurzelten U.S. Metal mit treibenden Riff und starken Leadgitarren, was dank wuchtiger Produktion nie altbacken klingt und sich bestens mit der kraftvollen Stimme von DEE SNIDER paart. Müsste man Vergleiche anstellen, man könnte ohne weiteres das Halford-Solomaterial als Bezugspunkt nutzen.

Auch bei den übrigen Songs handelt es sich natürlich um recht gradlinigen Metal vornehmlich amerikanischer Prägung, allerdings agiert DEE SNIDER hier nicht mehr ganz so traditionsbewusst wie in den zuvor genannten Nummern: In „I Am The Hurricane“ schwingt die tonnenschwere Groove-Keule, „Running Mazes“ bietet modernen Thrash mit hohem Groove-Anteil und „Mask“ mutet nicht zuletzt dank seines markanten Refrains wie ein typischer Trivium-Song an. Highlight der eher modern geprägten Songs auf „For The Love Of Metal“ ist das mit dem ehemaligen Killswitch-Engage-Sänger Howard Jones aufgenommene „The Hardest Way“, denn hier werden gekonnt die Tugenden beider stilistischen Pole dieser Platte miteinander verbunden, weshalb der Song von Anfang bis Ende mitreißt.

Insgesamt bietet DEE SNIDER hier ein verdammt kerniges und grundsolides Metal-Album am Puls der Zeit, das allerdings absolut überhaupt keine Innovation zu bieten hat – jeder der auf „For The Love Of Metal“ vertretenen Songs erinnert an irgendein Vorbild oder bietet zum großen Teil Genre-Versatzstücke. Das geht prinzipiell in Ordnung, schließlich ist es ein vollkommen legitimer Beweggrund für ein Solo-Album, vom Schaffen anderer Künstler inspiriert zu werden und ähnliches auch einmal machen zu wollen und wird hier obendrein mit viel Überzeugung und Energie präsentiert – der Hörer sollte jedoch wissen, was ihn erwartet. Einziger wirklicher Ausfall dieses Albums ist somit der Titeltrack, denn der beschränkt sich auf das schnöde Herunterbeten bekannter Song- und Albumtitel. Das ist etwas, das man bei solcherlei Genre-Huldigungen schon x-mal gehört hat und DEE SNIDER kann das eigentlich besser bzw. sollte sich zu schade dafür sein.

Das Solo-Material von DEE SNIDER steht in einem ganz ähnlichen Verhältnis zu dessen Hauptband wie das von Halford zu Judas Priest: Zu keiner Zeit wird hier die Prägnanz stilbildender Twisted-Sister-Alben erreicht, aber dennoch hat man es hier mit einer grundsoliden Heavy Metal-Platte zu tun. Anders als mit den verdrehten Schwestern versucht sich Mr. Snider hier oftmals an modernerem Heavy Metal und zeigt sich so nicht selten von einer neuen Seite, was „For The Love Of Metal“ definitiv zu einem spannenden Hörerlebnis macht. Angesichts der recht einseitig verteilten Songwriting-Credits wäre „Snider & Jasta“ aber vielleicht ein passenderer Name gewesen…

Wertung: 7.5 / 10

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