Mag man den Amerikanern – gelinde ausgedrückt – ein gewisses Ungeschick bei der Wahl ihres politischen Oberhauptes nachsagen, so glänzen die US-Bürger ohne jegliche Zweifel zumindest bei dem Geschick ihrer Tech-Death-Combos. Origin, Death, Nile oder Rivers Of Nihil: Amerikanischer Metal bietet eine Vielzahl an schwindelerregend gut spielenden, technisch hochgradig versierten Bands. Nach sieben Jahre der Stille meldet sich ein weiterer großer Name der Szene mit seinem vierten Album „Axis Mundi“ zurück: DECREPIT BIRTH.
Tech Death protzt nicht sonderlich mit Melodik oder Hooks, sondern ganz im Sinne der Bezeichnung brillieren Tech-Death-Metal-Bands mit einem mühelos wirkenden Spiel, welches Musik mehr zu einem Raffinessen-Wettbewerb ausarten lässt anstatt den Hörer in eine wohlige Klangwelt zu packen. DECREPIT BIRTH beherzen dieses Vorgehen auf „Axis Mundi“ in jeder Sekunde. Obgleich das Quartett dabei wesentlich melodiöser vorgeht als seine Lands- und Genre-Kollegen Origin, gelingt es DECREPIT BIRTH nur bedingt, an Achtungserfolg wie der neusten Obscura-Platte „Akroasis“ oder dem Rivers-Of-Nihil-Debüt „The Conscious Seed Of Light“ anzuknüpfen. An zu vielen Ecken fehlen die gerissenen Tempi-Wechsel, weswegen eine Tech-death-Platte doch erst im Player landet, zu wenig Abwechslung bietet Robinsons Gesang, vergleichsweise unspektakulär wirken die auf Dauer nur bedingt unterhaltsamen, kaum denkwürdigen Tracks.
Merklich aufgeräumter, geradliniger und mit mehr Struktur versehen agieren die US-Amerikaner in ihren letzte drei Tracks. Diese Veränderung im Spiel ist ebenso markant wie die Songs irgendwie auch bekannt wirken; der Blick in die Tracklist verrät, dass DECREPIT BIRTH hier Metallica, Sepultura sowie Suffocation mit einer eigenen Interpretation von „Orion“, „Desperate Cry“ sowie „Infecting The Crypts“ huldigen. Schade, dass das Quartett dann interessant wird, wenn es sich an den Kompositionen anderer bedient.
„Axis Mundi“ kann leider nicht als das große Comeback gefeiert werden, auf das die Fans jahrelang warten mussten. Stattdessen klingt die vierte Platte von DECREPIT BIRTH wie der Grund, weswegen die US-Amerikaner überhaupt erst pausieren mussten; voller Elan eingespielt, aber ohne ein gewisses Etwas versehen, verliert „Axis Mundi“ schnell an Fahrt und lässt den Hörer eher enttäuscht als verzückt zurück.
Wertung: 6 / 10