Es gibt Leute, die verstehen sich außerordentlich gut auf das Wecken von Erwartungen – A.K., Kopf hinter dem Projekte DECLINE OF THE I, gehört offensichtlich dazu. Vollmundig beschreibt der Musiker, welchen man unter anderem von Vorkreist und Merrimack kennt, sein Werk als Mischung aus Burzum, Neurosis und Code – eine Kombination, die eigentlich per se nach einem Album im Bereich zwischen neun und zehn Punkten riecht.
Der Nachteil an geweckten Erwartungen dieser Art ist jedoch, dass man in der Konsequenz komplett darauf geeicht ist, diese erfüllt zu sehen – beziehungsweise direkt enttäuscht, stellt sich die Behauptung als überzogen oder gänzlich unangemessen heraus. Und damit sind wir beim Problem von „Conjure The Legions“: Als Album, für sich allein stehend, mag die CD wirklich nicht schlecht sein… geboten wird in der Tat doomiger Black Metal, der zwischendurch mit einigen netten Ideen aufgelockert wird und durchaus weit davon entfernt ist, absolutes Mittelmaß zu sein – allein, von den vollmundig angekündigten Parallelen zu genannten Bands ist allerhöchstens die langweiligste (natürlich die zu Burzum) nachvollziehbar… von der atmosphärischen Dichte einer Neurosis-Scheibe oder den genialen Kompositionen und Melodieführungen, die Code ausmachen, ist hier leider nichts zu hören.
Fängt man dann noch einmal bei Null an, indem man die enttäuschten Erwartungen komplett außen vor lässt, und das Album an sich selbst misst, haben DECLINE OF THE I, wie bereits angedeutet, durchaus etwas zu bieten: Die doomigen Passagen sind vielleicht nicht grade die spannendsten ihrer Art, funktionieren aber – versetzt mit elektronischen Elementen („Art Of Cancer“) oder im Kontext mit fast komplett elektronisch gehaltenen Passagen („Mother And Whore“) recht gut, zumal DECLINE OF THE I sich durchaus darauf verstehen, beide Welten gekonnt und natürlich miteinander verschmelzen zu lassen. Gerade an diesem Punkt scheitern bekanntermaßen ja die meisten Projekte, die sich an dieser Synthese versuchen. Und dennoch… so richtig zündet „Conjure The Legions“ auch nach mehreren intensiven Hördurchgängen nicht.
Vielleicht liegt es wirklich nur an den schlichtweg unangemessenen Vergleichen, die zur Promotion dieses Albums angeführt wurden, und den daraus resultierenden, falschen Erwartungen… vielleicht auch daran, dass ich erst vor wenigen Tagen die Promo zum dritten Teil der „777“-Trilogie der ebenfalls aus Frankreich stammenden Blut Aus Nord auf dem Tisch hatte, welche ein Lehrbeispiel in Sachen industriell angehauchten Black Metals darstellt… mit „Conjure The Legions“ wissen mich DECLINE OF THE I jedenfalls trotz allen handwerklichen Geschicks atmosphäretechnisch noch nicht vom Hocker zu reißen.
Das wussten Blut Aus Nord mit dem ersten Teil ihrer Trilogie allerdings zugegebenermaßen auch nicht – nachdem jedoch auch „Conjure The Legions“ als erster Teil einer ebensolchen beworben wird, darf man zumindest gespannt sein – eventuell steigern sich ja auch DECLINE OF THE I.
Wertung: 6 / 10