Im ersten Moment könnte man auf die Idee kommen, DEAD DARK SLIDE hätten ein falsches Genre angegeben. Industrial-Pop-Gotiker sind normalerweise nicht bekannt dafür, sich das Konzept mit einem möglichst grauenhaften Sound zu verhageln, aber auf „I Am Dead“ tritt das Quartett aus Florida äußert erfolgreich den Gegenbeweis an.
Zum Glück nur fünf Songs. Dieser Gedanke schießt einem unweigerlich durch die Gehirnwindungen, wenn man sich die EP anhört. In praktisch keiner der 26 Minuten lässt sich eine Struktur ausmachen, weil alles in einem verzerrten Rauschen und dem Geschrei von Fronter Ryan Michalski untergeht.
Bei dem, was man verstehen kann, lässt sich gemäßigtes Midtempo mit Tendenz zu kurzen, akustischen Passagen ausmachen, ob es sich um ein Riff in Dauerschleife oder verschiedene Melodien handelt, allerdings nicht. Zu diesem ganzen Wirrwarr kommen noch ziemlich unnötige Effekte, die vermutlich die industrielle Ausrichtung etwas in den Fokus rücken sollen. Mehr herausholen können aber auch sie nicht aus dem Soundbrei, der jeden ereilt, der nicht bei drei auf dem nächsten Baum ist. Alternativ kann man auch einfach das Experiment „I Am Dead“ beenden.
Der Titel könnte Programm sein, vielleicht haben DEAD DARK SLIDE ihr Projekt mit diesem Output selber in Schutt und Asche gelegt. Es ist nicht erkennbar, wo sich auf der EP irgendetwas entwickeln soll und folglicherweise tut es das auch nicht. Wenn man vernünftigen Industrial-Gothic machen will, dann kann man das mit entsprechenden technischen Mitteln sehr einfach. Wenn man den Esprit von „unkommerzieller“ Musik einfangen will, sollte zumindest die Atmosphäre stimmen. Wenigstens aus Norwegen könnte man ja kommen…
Keine Wertung