Kunst ist immerwährende Veränderung – das gilt sogar für Death Metal. Darüber sind sich offenbar auch DE PROFUNDIS im Klaren, haben sich die Briten doch im Zuge ihres bisherigen Werdegangs schrittweise vom Death-Doom ihrer Anfangstage entfernt und sich zu einer gestandenen Progressive-Death-Metal-Truppe entwickelt. „The Blinding Light Of Faith“ markiert nunmehr einen weiteren Wendepunkt für das Quintett und schon das grobschlächtige neue Bandlogo, welches das morbide Artwork ziert, deutet zielsicher in eine ganz bestimmte Richtung: Oldschool Death Metal. Die spieltechnische Komplexität der Vorgängerplatte „Kingdom Of The Blind“ haben DE PROFUNDIS somit bewusst gegen einen rohen Knochenbrecher-Sound eingetauscht.
Während sich die Themen, die DE PROFUNDIS in ihren Texten adressieren, allenfalls dahingehend geändert haben, dass die Kritik an religiöser Verblendung auf „The Blinding Light Of Faith“ noch unverhohlener artikuliert wird, unterscheiden sich die Songs aus musikalischer Sicht signifikant von den bisherigen Veröffentlichungen. Geradlinige, brachiale Todesblei-Nummern wie der ungestüme Opener „Obsidian Spires“ und das äußerst melodische „Bastard Sons Of Abraham“ bilden hier die Norm, vertrackte Prog-Spielereien gehören hingegen größtenteils der Vergangenheit an.
So ganz können es DE PROFUNDIS aber doch nicht lassen, ihre Fingerfertigkeit dann und wann auszuspielen, sodass das brutale Geprügel beispielsweise auf „Opiate For The Masses“ für einen kurzen Jazz-Einschub mit Akustikgitarre und quirligem Fretless-Bass unterbrochen wird. Letzterer kommt im Zuge der dreiviertelstündigen Platte mehr als nur einmal zum Einsatz und auch die flinken Soli und die zahlreichen Tempi- und Rhythmuswechsel machen keinen Hehl daraus, dass DE PROFUNDIS weit mehr auf dem Kasten haben als bloß stumpfes Gekloppe.
Der Einwand, dass die Briten ihren stilistischen Kurswechsel nicht ganz konsequent durchziehen, ist somit nicht ganz unangebracht, was zur Folge hat, dass „The Blinding Light Of Faith“ gewissermaßen zwischen den Stühlen sitzt. Einerseits sind die Kompositionen immer noch zu anspruchsvoll, um schnell ins Ohr zu gehen oder mit schierer Wucht zu punkten, andererseits gibt es nun kaum noch beeindruckende Tech-Death-Kunststücke zu bestaunen. Dass DE PROFUNDIS auf manchen der Tracks erst spät („Godforsaken“) oder sogar gar nicht („Bringer Of Light“) in Fahrt kommen, liegt demnach nicht nur an Craig Lands heiser-kehligen Growls, die in puncto Stimmgewalt leider auch diesmal einiges zu wünschen übrig lassen.
Was DE PROFUNDIS auf ihrem fünften Silberling abliefern, hat definitiv eine Menge Vorzüge. Die Hinwendung zum klassischen Death Metal der alten Schule war gewiss keine Fehlentscheidung, denn einige der neuen Tracks haben es durchaus in sich. Sämtliche Instrumente sind gekonnt eingespielt und mit einem kräftigen, wenn auch nach heutigen Maßstäben nicht allzu druckvollen Klang ausgestattet. In ihrem Streben nach einem primitiveren Sound hätten DE PROFUNDIS allerdings noch viel weiter gehen können, weshalb „The Blinding Light Of Faith“ letztlich zwar eine mehr als solide, aber stellenweise zu schwerfällige und sperrige Platte geworden ist.
Wertung: 6.5 / 10