Was macht ein Musiker, der mit seiner Band nicht ausgelastet ist? Richtig: Er ruft ein Nebenprojekt ins Leben, mit dem er sich seine überschüssige Zeit vertreibt oder die in das er seine überbrandende Kreativität gießt. Dass einen eine Band wie Sepultura nicht auslasten könnte, ist schwer vorzustellen – offenbar allerdings der Fall. Schließlich kümmert sich Gitarrist und Songwriter Andreas Kisser seit Kurzem zudem um die Belange seines neuen Projektes: DE LA TIERRA.
Bei der Band handelt es sich um ein Quartett, das Kisser mit drei Freunden aus der Taufe gehoben hat, um seinen brasilianischen Wurzeln in einer weiteren Band musikalisch Tribut zu zollen. Dabei ist es vor allem der Gesang, der hier für eine exotische Note sorgt: Zum einen sind die Texte allesamt komplett in portugiesischer Sprache gesungenen, zum anderen ist der Gesangsstil von Andrés Giménez, ehemals Bandleader bei A.N.I.M.A.L. sehr markant: Neben einigen Growls oder geflüsterten harschen Passagen überzeugt Giménez oft mit gekonnt melodischem Gesang – und baut so einen gelungenen Kontrast zum harten Riffing auf.
Musikalisch nämlich liefern DE LA TIERRA auf ihrem selbstbetitelten Debüt keine gänzlich ungewohnte Kost: Von einigen eher dezenten Tribal-Percussion-Elementen wie in „San Asesino“ abgesehen, konzentrieren sich DE LA TIERRA auf kraftvolle Metal-Riffs, aus denen sich sowohl Thrash-, vor allem aber auch Death-Metal-Einflüsse heraushören lassen: Anders als bei Sepultura sind die Riffs meist eher im Midtempo angesiedelt, so dass die Songs düsterer und schleppender, aber auch sehr kraft- und druckvoll aus den Boxen schallen. „Unverkennbar“ klingt allerdings auch anders.
„De La Tierra“ kann als Album durchaus als gelungen bezeichnet werden – immerhin geht die Musik der vier Brasilianer direkt beim ersten Hören gut ins Ohr. Seinen Charakter verdankt das Werk jedoch einzig und allein Giménez starker Leistung am Mikrophon, ist die Musik, die DE LA TIERRA zu bieten haben, doch eher durchschnittlich und wartet mit nur wenigen Überraschungen auf. Fazit: Ein Album, das niemandem weh tut, das aber auch gewiss niemand am Flughafen abholt.
Am Ende bleibt die Frage, ob nicht vielleicht doch allen mehr geholfen gewesen wäre, hätte Kisser die schwächeren Riffs verworfen und die stärkeren bei Sepultura genutzt – deren aktuellem Album mit dem schmissigen Titel „The Mediator Between Head And Hands Must Be The Heart“ hätte das sicherlich auch nicht geschadet.
Wertung: 7 / 10