Man kann mit Recht sagen, Tuomas Saukkonen ist einer der umtriebigsten Musiker im (melodischen) Death Metal. Erst Ende 2024 hat der Finne mit seinem „Winter Metal“-Aushängeschild Wolfheart ein neues Album veröffentlicht. Nun rückt er mit seinem Projekt DAWN OF SOLACE nach und legt deren zweites Album vor. Oft passiert es, dass Musiker, die mehrere Bands oder Projekte unterhalten, ihre ureigene Handschrift nur bedingt ändern (wollen). Ob das bei DAWN OF SOLACE 2025 der Fall ist?
Um es vorwegzunehmen: Saukkonen ist eben dieser Schritt mit dem neuen Album von DAWN OF SOLACE nicht geglückt. Natürlich ist da die Frage, ob so etwas überhaupt erwartet werden sollte. Vielleicht nicht, hätte der Finne neben Wolfheart nur ein Projekt, das sich dem melancholischen Metal verschrieben hat. Aber er hat gleich drei davon, die er (je nach Belieben) aktiviert und wieder auf Eis legt. Die Krux dabei: Egal, welches Projekt Saukkonen fokussiert – die entstehenden Songs könnten sich auch unter dem Banner Before The Dawn oder Black Sun Aeon wiederfinden. „Affliction Vortex“ ist dafür nur ein weiterer Beleg.
Ganz ohne Zweifel – was das Handwerkliche angeht, so gibt es am neuen Output von DAWN OF SOLACE nichts auszusetzen. Die tief sitzende Ermangelung an Kreativität allerdings kann nicht durch Know-how aufgewogen werden. Zwar sorgt der Song „Murder“ mit stimmigen Leads für kurze Aufmerksamkeit, und auch die Vocals mögen sich gut einfügen, aber der stampfende Rhythmus und die mangelnde Dynamik in der Strophe zeigen gleichsam, wie wenig einfallsreich Tuomas Saukkonen seine Musik angeht.
Da mag ein Taktwechsel als Tür ins sanft-progressive, wie auf „Fortress“ zu hören, gar sinnvoll erscheinen, und auch der eingängige Refrain der Nummer rechtfertigt ihren Platz als Single-Auskopplung. Unter dem Strich ist die Formel aus einem Maximum an Spannung im Refrain zu eindimensionalen Strophen des Vorgänger-Titels austauschbar ähnlich. Könnte man es an dieser Stelle abhaken, wäre zumindest die Ernüchterung von gleichbleibender Intensität. Dann gibt es aber Titel wie beispielsweise „Into The Light“ oder „Mother Earth“, die offenlegen, wie viel Gefühl abseits üblicher Begrenzungen möglich wäre. Vermögen es doch gerade deren sehnsüchtige Melodien in Kombination mit Mikko Heikkiläs dienlichen Clean-Vocals, eine gut greifbare Stimmung aufzubauen.
Mit „Rival“ bekommt man gar eine schmissige Midtempo-Nummer, die instrumental ein wenig an Lacrimas Profundere in ihrer mittleren Schaffensphase erinnern mag. Ebenso ansprechend sind die Reminiszenzen an Insomnium auf „Invitation“ bei Gitarren und Gesang. Allerdings sind das auch die besten Momente auf „Affliction Vortex“. Dass nun ausgerechnet jene Songs am stärksten sind, die gewisse Querverweise zulassen, ist so bezeichnend wie bedauerlich. Denn es gibt einige Momente während der neuen Stücke von DAWN OF SOLACE, die absolut hervorstechen und das eigentliche Potenzial beleuchten, das ausgeschöpft werden könnte, würde Tuomas Saukonen nicht stoisch auf den immer gleichen Formeln herumreiten.
Damit ist „Affliction Vortex“ im Vergleich zu „Flames Of Perdition“ nicht schlechter geraten; an den bereits gelegten Stolpersteinen fällt man aber auch 2025, so wie schon drei Jahre zuvor. „Affliction Vortex“ ist kein schlechtes Album, den großen Wurf oder gar den Schritt aus dem Schatten von Wolfheart verwehrt sich Saukkonen jedoch aufgrund zu gefälligen Songwritings erneut selbst.
Wertung: 6.5 / 10