Review Dawn Of Ouroboros – The Art Of Morphology

Mit einer der Gründe dafür, dass es Oceans Of Slumber mit ihrem zweiten Album „Winter“ (2016) wie kaum einer anderen Band in den letzten Jahren gelungen ist, frischen Wind in die progressive Musiklandschaft zu bringen, ist die beispiellose Diversität der besagten Platte. Den beinahe unweigerlich nachfolgenden Wetteiferern machten es die Texaner um Frontfrau Cammie Gilbert damit alles andere als leicht. So tut sich mit DAWN OF OUROBOROS vermutlich erstmals eine Band hervor, die dazu in der Lage ist, den speziellen Platz, den die Progressive-Metaller mit dem etwas enttäuschenden „The Banished Heart“ (2018) freigemacht haben, auszufüllen. „The Art Of Morphology“ nennt sich das Debüt des 2018 in Kalifornien gegründeten Quartetts – und sein Name ist Programm.

Mag sich der Vergleich mit Oceans Of Slumber neben der stilistischen Ausrichtung dem Anschein nach vor allem darauf stützen, dass DAWN OF OUROBOROS ebenfalls eine fähige Sängerin vorsteht, so liegen die Gemeinsamkeiten der beiden Bands doch viel mehr in der Musik per se. Anders als Gilbert übernimmt Chelsea Murphy auf „The Art Of Morphology“ nämlich sämtliche Gesangs-Parts und somit auch die Scream-Vocals, welche sie darüber hinaus wesentlich frequentierter einsetzt als ihre klare Stimme. Als Vokal-Allrounderin steht Murphy einer Allisa White-Gluz (Arch Enemy) oder Lauren Hart (Once Human) in nichts nach, obgleich ihr mal sanftmütiger, mal dramatischer Gesang im Gegensatz zu Gilbert einen ganz und gar markanten, unverwechselbaren Ausdruck vermissen lässt.

Ist schon Murphys größte Stärke als Frontfau ihre Vielseitigkeit, so gilt dies umso mehr für die restliche Besetzung von DAWN OF OUROBOROS. Radikale Black-Metal-Explosionen, stampfende Modern-Death-Metal-Passagen, geschmackvolle Klavierkompositionen („Gateway To Tenebrosity“) und luftig leichte, träumerische Höhenflüge zwischen Ambient und Post-Rock („Lunar Cathexis“) sind nur ein paar Beispiele für die Ausschweifungen, denen sich die Band im Zuge der knapp dreiviertelstündigen Platte hingibt.

Als besonderes Highlight ist der Neunminüter „Sorrow‘s Eclipse“ zu nennen, der nach einer furiosen Opening-Drumroll über mächtiges Riffing und Blasting einen Bogen zu unbeschwert schwebenden Prog-Spielereien schlägt und selbst auf Ne Obliviscaris‘ Meisterwerk „Portal Of I“ (2012) kaum fehl am Platz gewesen wäre. Einzig in puncto Schlüssigkeit könnten sich DAWN OF OUROBOROS noch einiges von ihren Vorbildern abschauen, denn mit seinen abrupten Kehrtwenden von schmeichelweich zu hammerhart macht das Album mitunter einen etwas zerfahrenen Eindruck („Pinnacle Induced Vertigo“).

Dass ein Album, das thematisch ebenso von persönlichen Erfahrungen mit Verlusten und Ängsten wie von obskuren Horror-Mangas inspiriert wurde, nicht einfach aus acht Variationen desselben Stils besteht, sollte eigentlich niemanden überraschen. Dennoch ist die geradezu aberwitzige Bandbreite an Sounds, die DAWN OF OUROBOROS schon auf ihrer ersten Veröffentlichung abdecken, überaus bemerkenswert. Zwar täte die Band gut daran, ihren wilden Mix noch ein wenig nachvollziehbarer zu strukturieren. Letztlich ist es jedoch gerade ihrer chamäleonartigen Wechselhaftigkeit zu verdanken, dass DAWN OF OUROBOROS mit „The Art Of Morphology“ eine Platte geschaffen haben, die Oceans Of Slumbers letzten Vorstoß in doomigere Gefilde mit ihren vielen spannenden Einfällen ein Stück weit in den Schatten stellt.

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Wertung: 8 / 10

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