Review Dawn Of Dreams – Darklight Awakening

Erinnert ihr euch noch an die Apokalypse? Wie, gar nicht mitgekriegt? Die war doch vor acht Jahren, also… zumindest wenn’s nach DAWN OF DREAMS ginge, einer Melo-Death-Band aus Aalen, die damals, Anno Domini 2000, ihr erstes und bislang einziges Album mit dem Titel „Darklight Awakening“ herausgebracht hat. Denn auf der Langrille der fünf Jungs ging es äußerst apokalyptisch zu, allerdings wurde sie damals, in der Flut der In Flames/Dark Tranquillity Nachzügler ziemlich übersehen. Und mit Last Episode hatten sie auch labeltechnisch kein gutes Händchen, aber gut, die signten damals ja eh alles, was bei drei nicht auf dem Baum war und ritten damit einen ganzen Haufen hoffnungsvoller Bands tief in die Kreide, aber darüber schweigen wir an dieser Stelle lieber mal…

Worüber nicht geschwiegen werden sollte ist das, was die fünf Aalener auf ihrem Album fabrizierten. Apokalyptisch, ja, das Adjektiv ist schon gefallen. Schon das Coverartwork verspricht einiges in die Richtung und gefällt mir persönlich sehr gut, im Booklet selbst verrennt die Band sich aber ein wenig in mehr oder weniger zusammenpassenden Klischees. Die (überraschend guten englischen) Texte sind hinterlegt mit Bildern der Band wie sie gemeinsam mit Skelettkriegern unter einem Wolkenverhangenen Himmel voller Drachen dahin marschieren. Auf der nächsten Seite gibt es gekreuzigte Skelette und ein paar gespenstische Spektren, auf dem Coverinlay dann ein paar brennende Totenköpfe. Okay, so weit alles doch schon relativ zerstörerisch, aber… Drachen? Die stoßen mir doch etwas sauer auf.

Egal, ich hänge mich wieder mal an Äußerlichkeiten auf, obwohl es ja auf die inneren Werte ankommt, die Musik. Und schon in den ersten paar Sekunden des Openers „Dark Black Conscious“ machen DAWN OF DREAMS klar, wo’s lang gehen soll: Gespielt wird prinzipiell ziemlich heftiger Death Metal, der von Anfang an klar nach vorne geht. Hier werden Doublebass-Attacken und Highspeed-Riffing betrieben, bis die Instrumente glühen. Melodien gibt’s auch ein paar, wobei die weniger im Vordergrund stehen als bei der direkten Konkurrenz, namentlich alte In Flames und Dark Tranquillity, trotzdem setzen sie sich nicht minder gut im Ohr fest. Und dadurch, dass einige von ihnen ein wenig im Soundbild untergehen, offenbaren sie sich erst nach einigen Durchläufen, so dass es immer wieder was neues zu entdecken gibt. Schön soweit.

Aber DAWN OF DREAMS wären keine besonders gute Band, wenn das schon alles wäre. Glücklicherweise definiert der Fünfer sich aber nicht nur über hintergründige Melodiebögen, sondern auch über eine sehr beeindruckende Stiloffenheit, die sich auch erst nach einiger Einarbeitungszeit offenbart. Trotz der prinzipiellen Heftigkeit des Materials muss ich nämlich sagen, dass ich bisher noch keine Melo-Death-Band gehört habe, die so extrem breitgefächerte und vor allem gut eingebaute Anleihen an den gotisch angehauchten Doom Metal in ihre Musik reingehämmert hat. Wirklich doomig langsam wird es eher selten bis gar nicht, aber die Attitüde ist einfach da. Die Musik auf „Darklight Awakening“ fährt von Zeit zu Zeit so einen wirklich tiefgreifend melancholischen, doomigen Charakter auf, dass man am liebsten niederknien möchte. Das was die Aalener hier abfeiern ist wahrlich apokalyptisch geraten, wenn es auch hin und wieder doch ein wenig in schnulzige Gefilde abdriftet, wie beispielsweise im Refrain von „A Forgotten Yearning“ (den man mit ein bißchen gutem Willen aber auch noch mögen kann).

„Darklight Awakening“ ist aus rein technischer Sicht keine Offenbarung. Das Riffing ist eher simpel, die Drums bollern zwar ganz gut, können größtenteils aber nur dank hohen Tempi glänzen, der Gesang aus der Kehle von Bernd Kombrink ist nett (und teilweise sehr heftig) aber auch nichts, was jetzt das Genre neu definieren würde. Und die Produktion ist… um es nett zu sagen: komisch. Die Gitarren wirken etwas dünn, aber sie kleistern das Soundbild trotzdem ganz ordentlich voll, was sie um so merkwürdiger klingen lässt. Dem Drumming fehlt etwas der Druck und der Bass könnte genau so gut gar nicht spielen. Aber die Mischung aus unterschwelligen Melodien und dieser bösartigen, zerstörerischen Atmosphäre, das macht den besonderen Reiz an DAWN OF DREAMS‘ erster (und bislang leider einziger) CD aus und läd immer wieder zu einer Runde im Player ein. Und mal ehrlich… eine Band, die ein Lied über die Ego-Shooter-Legende „Doom“ schreibt und dann auch noch Szenen aus dem Spiel sampelt, die kann gar nicht schlecht sein, oder?

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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