Review Dawn Of Disease – Ascension Gate

Das ging ja flott: Erst im Juni 2016 veröffentlichen die Osnabrücker Melodic-Death-Metaller DAWN OF DISEASE mit ihrem Drittwerk „Worship The Grave“ ein bockstarkes und vollkommen zu Recht erfolgreiches Album. Nicht einmal ein Jahr später, im Mai 2017, kündigt die Gruppe schon eine neue Platte für dieses Jahr an und nun steht „Ascension Gate“, das vierte DAWN-OF-DISEASE-Album, vor der Tür. Wie doch die Zeit vergeht.

Ganz spurlos ging der Zahn der Zeit jedoch auch nicht am Sound der Nordlichter vorbei. Denn die Zeiten, in denen DAWN OF DISEASE rohen Death Metal mit nur einem Schuss Melodik versetzt gespielt haben, wie das auf ihrem mit „Legends Of Brutality“ passend betitelten Erstlingsalbum der Fall war, gehören spätestens seit „Worship The Grave“ der Vergangenheit an. Letztendlich war es aber genau die Mischung aus Melodieeinsatz und Zugänglichkeit auf der einen, jedoch durchaus noch vorhandener Brutalität auf der anderen Seite, die das Album so besonders gemacht und ihm doch noch mehr Zähne verliehen hat als dem Durchschnitts-Output des Melodic Death Metal. Um es schließlich vorweg zu nehmen: „Ascension Gate“ erreicht diese Klasse leider nicht ganz – was jedoch auch nicht einfach ist und die vierte Platte keineswegs zu einem schlechten Album macht.
Dennoch ist festzustellen, dass die angesprochene Mischung zwischen Melodik und Härte insgesamt auf dem Vorgänger etwas stimmiger erschien, denn Songs wie das im Vorab veröffentlichte „Perimortal“ oder der Titeltrack zeigen eine deutliche Tendenz hin zu mehr Melodie, sodass die brachiale Komponente des Bandsounds etwas zu oft ins Hintertreffen gerät. Sicher, dem stehen dann wieder waschechte Brecher wie „Akephalos“ gegenüber, doch das konkrete Zusammenspiel zwischen jenem brachialen Riffing und den zugänglichen Melodien funktionierte auf „Worship The Grave“ insgesamt besser. Selbiges gilt auch für den Einsatz von Refrains, wo auf „Ascension Gate“ zwei Extreme kollidieren. Die bereits angesprochene erste Single „Perimortal“ punktet noch mit einem relativ lässigen, wenig aufdringlichen, nach einer Weile aber eine ungemein starke Wirkung entfaltenden Chorus, während der im direkt nachfolgenden „Leprous Thoughts“ sich mit seiner hörbar auf super catchy getrimmten Gesangsmelodie und dem zusätzlichen mehrstimmigen Gesang am Ende schneller als gewollt aufdrängt.

Das alles klingt möglicherweise kritischer, als es gemeint ist. Immerhin fällt „Ascension Gate“ die durchaus undankbare Aufgabe zu, einem grandiosen Album zu folgen und damit unweigerlich hohe Erwartungen zu erfüllen. Doch auch wenn genau dies der Platte nicht vollauf gelingt, sind die angesprochenen Aspekte durchaus als Kritik auf hohem Niveau zu verstehen. Man kann die Songs trotz einiger Kinderkrankheiten dem überzeugenden DAWN-OF-DISEASE-Sound zuordnen, der markante, melancholische Touch findet sich auch auf dem vierten Album und Tracks wie „Perimortal“, „Akephalos“ oder auch „The Growing Emptiness“ lassen am Ende schlichtweg wenige Wünsche offen. Auch hinsichtlich des Gesangs hat sich Einiges getan: Tomasz Wisniewski beherrschte sein Organ schon immer, doch sind seine Growls auf „Ascension Gate“ noch eine Spur mächtiger, tiefer und bösartiger ausgefallen. Ein großer Fortschritt!

Somit bleibt am Ende zu sagen, dass „Ascension Gate“ nicht ganz das Album geworden ist, zu dem DAWN OF DISEASE imstande sind und gerade dem genialen Vorgänger nicht das Wasser reichen kann. Eine überzeugende Platte mit einigen hervorragenden Songs bleibt sie dennoch und das ist gerade angesichts des kurzen zeitlichen Abstandes zwischen beiden Alben bemerkenswert.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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