Review dArtagnan – Seit an Seit (Gold Edition)

Santiano auf dem Meer, Schramme11 in der Taverne und DARTAGNAN mit Mantel und Degen. Zugegebermaßen schwimmen die genannten Bands musikalisch allesamt recht nahe beieinander im gleichen Becken, aber besonders auf der Gold-Edition ihres Erfolgsalbums „Seit an Seit“ zeigen die drei Musketiere, dass nicht alles, was nach Schlager klingt, zwangsläufig auf die Gehirnzellen schlägt.

Natürlich verbirgt sich nicht hinter allen (inzwischen) 17 Liedern ein musikalisches Kleinod. Der unheilige Remix von „Komm mit“ klingt bereits in den ersten Sekunden so sehr nach Graf wie es nur Henning Verlage mit seinem Keyboard gezaubert bekommt. Ungleich angenehmer ist es, dass DARTAGNAN nicht mehr sein wollen als das, was Promomaschine, Website und Co. versprechen: einfache Unterhaltungsmusik mit viel Folk und wenig Schlager oder umgekehrt. Bereits der erste Blick auf das gesamte Projekt verrät quasi alles über die dazugehörige Musik, die man sich parallel dazu in Gedanken ausmalt. Besonders angenehm ist der Einsatz des Dudelsacks auf „Seit an Seit“, der weder zu sehr in den Vorder- noch zu weit in den Hintergrund rutscht, gepaart mit der schier unbändigen Energie und Spielfreude der drei Hauptprotagonisten.

Zu „En Garde“ werden erwartungsgemäß in Gedanken (oder auf der Bühne) die Säbel gezückt und bei „Freiheit“ eben diese besungen. Mit dem instrumentalen „Tourdion“ und der mittelalterlichen „Rabenballade“ mischen sich zwei traditionelle Stücke in Gänze unter den plakativ als Musketier-Rock titulierten Stilmix, der sich sonst frech in Teilen überall dort bedient, wo es etwas zu holen gibt – von Helene Fischer und Carmen Nebel bis ins tiefste Mittelalter und die schottischen Highlands. Das geht insgesamt für die aalglatten, wenngleich hochwertigen Studioaufnahmen in Ordnung, entfaltet sein wahres Potential aber besonders im Live-Gewand. Dort liegt auch die prägnanteste Stärke von DARTAGNAN: Zwar dauert es bei den vorliegenden Aufnahmen, bis besonders Lead-Sänger Ben seine volle Leistung abruft, aber mit fähigen Ergänzungen an der Schlagzeug- und Saitenfront klingt das Trio direkt deutlich wuchtiger und voller im Sound als auf CD. Unter anderem Feuerschwanz sei Dank. „Ehre wem Ehre gebühret“ lädt ebenso zum Mitsingen ein wie der Titeltrack „Seit an Seit“, mit Publikumsinteraktion live noch deutlich mehr als daheim vor der Stereoanlage. Melodisch und eingängig dringen die meist plumpen Texte über die Boxen. Ebensowenig wie Musik immer nach „Atemlos“ schreit, muss es literarisch durchweg schwere Kost von Rilke oder Goethe sein. Vor allem wenn sich die Autoren selbst offenkundig nicht in tiefgründigen Fahrwassern bewegen möchten, ist weniger mehr.

So ist DARTAGNAN objektiv betrachtet und bei genauerem Hinsehen ein Sammelsurium talentierter Musiker, die engagiert Heldenmut, schöne Frauen und mehr oder weniger große Taten bzw. Abenteuer besingen und dadurch viel aus dem sterilen, engen Korsett herausholen. Manchmal tragen die drei Freunde wie in „So wie du“ arg dick auf oder doppeln wie in „7 Meilen“ zu plakativ das Freiheitsthema, so dass alle Nicht-Hitparadengucker auf Grund musikalischer Überzuckerung bzw. mangels Neuigkeiten gepflegt abschweifen. Glücklicherweise zieht sich dies nicht wie ein roter Faden durch die gesamte CD. Stattdessen ist diese geprägt von einem Geflecht traditioneller Melodien, die entsprechend modernisiert verwoben sind, so dass sie ungemein zweckmäßig für das gesamte Projekt geraten. Dessen Substanz erschlägt sich nicht in „Ach Bruder, lass uns trinken / Morgen sind wir lange fort / Auf die Freunde, auf das Leben / Wollen wir noch einen heben“, ist aber sicherlich auch kein musikalischer Meilenstein für die Ewigkeit. Dafür ist das Wenige dann doch nicht ausreichend genug. Am Ende bleibt die bereits erwähnte einfache Unterhaltungsmusik, die besonders im Live-Setting so lange unterhält wie sie gespielt wird und bestimmt keine bleibenden Schäden hinterlässt, selbst wenn es einige Spatzen noch so sehr von den Dächern pfeifen.

 

Wertung: 6.5 / 10

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