Review Darkthrone – Plaguewielder

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2001
  • Spielart: Black Metal

Kulturschock im Hause DARKTHRONE! Nach dem schon recht polarisierenden „Ravishing Grimness“ aus dem Jahre 1999 dürfte dem traditionellen Schwarzmetaller die Kinnlade bis zum Patronengürtel geklappt sein, als jener allein die Verpackung zum ersten Werk des neuen Jahrtausends der Institution DARKTHRONE gesehen hat. Das Titelbild von „Plaguewielder“ zeigt vermutlich mehr Farben als die Gruppe bisher an Riffs verbraten hat, hinten ist sogar ziemlich viel weiß und alles sieht irgendwie…ja, es sieht irgendwie alles recht modern aus. Wer hätte das schon erwartet? Und was heißt das nun? Hören sich DARKTHRONE jetzt wie Dødheimsgard an? Hat sich viel getan? Um es ganz klar zu sagen – geht so. Wie erwähnt schieden sich an „Ravishing Grimness“ ja schon die Geister, da es eine gewisse Rock-Attitüde offenbart hat und sich atmosphärisch etc. eigentlich in keiner Weise mehr mit den Glanztaten der Frühneunziger vergleichen lässt.

Und der Faktor Rock-Attitüde ist hier sicherlich ausgebaut worden. Nach einem gewohnt lebensverneinendem Einklang dröhnt das geniale, aber wirklich extrem ungewöhnliche Riff von „Weakling Avenger“ aus den Boxen, mit dem vor zehn Jahren niemand, wirklich absolut niemand gerechnet hätte. Selbes gilt für die Produktion, die vermutlich die klarste ist, die Darkthrone je hatten und wohl auch je haben werden. Das Totschlag-Argument des Kellergerumpels verliert bei „Plaguewielder“ auf jeden Fall den Nährboden. Zurück aber zum bereits genannten Stück: Dieses zeigt sich in den ersten drei Minuten doch recht einfach und braucht nicht mehr als zwei Riffs um zu funktionieren, danach gibt es aber einen Umbruch, wie er noch typisch werden sollte und es kommt etwas Abwechselung rein.

Von vornherein schneller zeigt sich „Raining Murder“, welches zudem mit einem guten Refrain – sowohl musikalisch wie auch textlich – auf ganzer Linie zu überzeugen weiß. Auch hier der Umbruch im Mittelteil, allerdings hat man DARKTHRONE ja noch nie allzu große Innovation vorgeworfen. Das einzige Stück aus Fenriz‘ Feder ist das folgende „Sin Origin“, und Tom G. Warrior wird es eventuell nicht so gefallen: Die Fahne der alten Celtic Frost wird hier rigoros hochgehalten und weht majestätisch im Wind, dementsprechend steht das Stichwort Black’n’Roll auch wieder im Raum. Interessant ist der Ausklang der Chose – sehr minimalistisch und ruhig, trotzdem (oder deswegen?) ansprechend und fesselnd.

Die Halbzeit ist erreicht, direkt danach folgt ein wahrer Höhepunkt: „Command“ enthält zum einen das für DARKTHRONE sehr ungewöhnliche Stilmittel der Samples (Kanonenfeuer, Tropfen), zum anderen ist es beinahe als melodisch zu bezeichnen, bis das 8-Minuten-Stück nach der Hälfte vollkommen ausbricht und verdammt wütend wird, Apollyon von Aura Noir kippt mit seinem Gast-Gebrüll noch zusätzliches Öl in das bereits lodernde Feuer. Nocturno Culto steht dem in nichts nach und fabriziert ebenfalls ein paar wirklich deftige Schreie. Zum Ausklang wird wieder auf die Bremse getreten. „I, Voidhanger“ ist anfangs wenig spektakulär, hat seine Stärke aber auch bewusst ans Ende gepackt, zu einem wirklich netten Riff wird hier getrommelt und gebrüllt, dass es eine wahre Freude ist.

An letzter Stelle steht „Wreak“ und erweist sich stellenweise als Reise durch die schwarze Geschichte. Das Riff am Anfang tönt etwas nach „Pagan Fears“ von Mayhem, außerdem erinnert nicht nur die Spiellänge (über 9 Minuten) an das Überstück „Kathaarian Life Code“, da Nocturno Culto mit schnellen Hammer-Ons / Pull-Offs das Flair des Klassikers zu zitieren scheint. Hier gibt es zudem das einzig wirklich melancholische Riff auf „Plaguewielder“.Ein starkes Stück hat sich das legendäre Duo hier geleistet. Die Produktion und die Riffs waren zu diesem Zeitpunkt das ungewöhnlichste was es bei den Norwegern bisher gab, trotz dem hohen Rock-Faktor ist die Attitüde der beiden aber ungebrochen. Manifestiert wird das durch die Texte von Fenriz, die bei den „neuen“ Darkthrone meiner Meinung nach sowieso besser geworden sind, hier aber sogar den Vorgänger noch übertreffen. Definitiv mein Lieblingstexter, definitiv passen die Texte zur Ästhetik und Musik der Gruppe. Diese ist bei mir auch über jeden Zweifel erhaben und entschlossener als bei „Ravishing Grimness“. Empfehlen würde ich die 42 Minuten „Plaguewielder“ DARKTHRONE-Einsteigern, was am meisten an der erwähnt (vergleichsweise) guten Produktion liegt. Erfreulich, dass es hiernach mit ebenso soliden Werken weiterging.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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