Cover DARKSPACE

Review Darkspace – Dark Space -II

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Ich möchte behaupten, dass man auf das neuste Material von DARKSPACE – immerhin ein Album, auf das die Fans exakt zehn Jahre warten mussten – mit nur zwei möglichen Meinungen reagieren kann: Entweder man verneigt sich vor dem 47 Minuten langen Track (!) oder man fragt, zugegebenermaßen gerechtfertigt, warum DARKSPACE zehn Jahre brauchten, um unterschiedliches Intro-, Interlude- und Outro-Material zu kombinieren und unter dem Namen „Dark Space -II“ auf den Markt zu bringen.

Wahrheit liegt in beiden möglichen Meinungen, denn DARKSPACE haben auch auf ihrem fünften Album etwas erschaffen, das einen berechtigten Platz innerhalb der Black-Metal-Landschaft verdient, zugleich aber auch meine Urteilskraft in Frage stellen kann.

Erstmalig hat sich das Trio auf „Dark Space -II“ dazu entschlossen, das Offensichtliche umzusetzen; ist die Diskografie der Schweizer seit jeher darauf auslegt, nicht song-, sondern albumweise gehört zu werden, haben sich DARKSPACE nun auch dem engen Korsett einer Tracklist entledigt, indem sie schlichtweg einen einzigen Song auf „Dark Space -II“ gepresst haben. Das ist konsequent, vor allem aber mutig, denn dieses Album kann nicht stellenweise schnell während einer kurzen Erledigung gehört werden, sondern zwingt den Zuhörer, seinem Namen alle Ehre zu machen und tatsächlich zuzuhören.

Unterteilt man „Dark Space -II“ gedanklich in vier Blöcke, gelingt es am ehesten, den Aufbau des Tracks nachzuvollziehen. Die ersten acht Minuten dienen für die Atmosphäre; der durchgängig aufrecht erhaltene, dichte Synth-Teppich wird von Spoken Words, einem repetitiven, sich nur gering abwechselnden Riffing und einem immer stärker zum Einsatz kommenden Drum-Computer unterbrochen, wobei sich all diese Merkmale im Laufe dieser zehn Minuten in ihrem Zusammenspiel, in ihrer Intensität steigern (Block 1). Anstatt die aufgebaute Atmosphäre in einer ersten Klimax münden zu lassen, nehmen DARKSPACE allerdings den Druck heraus, um in den nächsten zwölf Minuten zwischen stimmungsvollen Riffing und entschleunigenden Synth-Passagen zu wechseln (Block 2).

Zum ersten deutlichen, aber die Stimmung weitertragenden Motivwechsel kommt es in Minute 20, als eine dieser besagten entschleunigten Synth-Passagen genutzt wird, um ein neues Klangbild zu schaffen. Der nun sanfter dröhnende Bass-Teppich bleibt, der Drum-Computer pulsiert, die Saiten werden nur noch alle zehn Sekunden angeschlagen. Nach zehn Minuten baut sich „Dark Space -II“ allerdings wieder auf; krächzender Gesang, Sci-Fi-Loops und dominanteres Riffing unterlegen eindrucksvoll, womit sich DARKSPACE ihren Exotenstatus innerhalb der Szene aufgebaut haben und noch immer halten können (Block 3).

Das Kernstück des Tracks beginnt ab Minute 33, in der das Schweizer Trio nun alle vorgestellten Zutaten gemeinsam in einen brodelnden Kochtopf wirft: Stakkato-Riffs treffen auf atmosphärisch-melodische Leads, Sprach-Samples auf Loops, allesamt eindrucksvoll in den homogen wabernden, basslastigen Klangteppich eingewebt. Neun Minuten später ist die Stimmung zum Bersten gespannt, der krächzende Gesang nimmt zu, die Gitarren-Spuren und Loops überschlagen sich – ein Moment, der gerne noch länger hätte ausgespielt werden können, aber bereits nach zwei Minuten aufgelöst wird und in ein vergleichsweise kurzes Outro mündet (Block 4).

Drei Musiker, ein Track, 47 Minuten Spielzeit. DARKSPACE sind ein Juwel innerhalb einer im Wandel befindlichen Musikwelt. Nicht getrieben von dem Ansporn, so komplex und/ oder catchy wie möglich klingen zu wollen, erhaben über das Konzept einfacher Zugänglichkeit, allergisch gegen Interviewanfragen. DARKSPACE musizieren, um das zu vertonen, wofür ihr Bandname steht, nicht, um ihre Musik zum Diskurs zu stellen. Daran hat sich auch nach dem Weggang von Zorgh und dem Einstieg von Yhs nichts geändert.

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Wertung: 9 / 10

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