Review Darkseed – Give Me Light

Die deutschen Gothic Metaller DARKSEED scheinen um die Jahrtausendwende ein Faible für Beleuchtungsmissstände gehabt zu haben, mal tauchten sie in die Dunkelheit („Diving Into Darkness“), hier fragen sie nach Licht. Wie man aus der Geschichte weiß, hat diese Forderung selbst Johann Wolfgang Goethe nicht mehr vom Sterbebett geholt, ganz so übel ist es den Bayern mit diesem Album jedoch nicht gegangen, immerhin erfreut sich die Band nach einem kurzen Split zwischen 2006 und 2008 nach wie vor bester Gesundheit.

Der Verweis auf den Dichterfürsten hat trotzdem eine gewisse Berechtigung, denn leider ist auch dieses, damals durch das Label sehr stark supportete Album, unter dem Strich ein eher dahinsiechender Patient. Gewiss, vor über zehn Jahren war das Songmaterial vielleicht noch etwas innovativer, aber den Vergleich mit den zu der Zeit noch großartigen Paradise Lost, die sich in der Folge auch die eine oder andere künstlerische Schaffenspause nahmen, habe ich 1999 schon nicht verstanden. Sicherlich kann man stilistische Parallelen sehen und in guten Momenten klingt Sänger Stefan Hertrich zumindest entfernt ähnlich wie Nick Holmes, aber damit hat es sich dann schon.
Gut, möchte man sagen, DARKSEED machen ihr eigenes Ding. Prinzipiell richtig, aber dann sollte man auch auf hochwertigere Qualität achten. Viele Songs wirken nicht bis zum Ende durchdacht, ein Blick auf die Längen lässt vermuten, die Band habe auf Biegen und Brechen versucht, jeglichen Ballast zu entfernen. Und so ist es wenig verwunderlich, dass mit dem emotionalen und nach vorne preschenden Titeltrack und dem getragenen „Cosmic Shining“ die beiden längsten Nummern auch die besten sind.
Ansonsten glaubte man, mit dem einfachen Rezept „nimm eine handvoll Riffs, packe ein paar lockere Rhythmen drauf und garniere mit einem Wechselspiel aus rauem und cleanem Gesang“ eine erfolgreiche Speisekarte zu kreieren. Letztlich landet man damit auch aus heutiger Sicht keine Vollkatastrophe, aber es wird schon seine Gründe gehabt haben, dass das nachfolgende „Diving Into Darkness“ das letzte bei Nuclear Blast geblieben ist.

„Give Me Light“ war letztlich nicht der Karrieresprung, den man DARKSEED prognostizierte, wobei der Vorgänger „Spellcraft“ diese Annahme meiner Meinung nach ohnehin nicht gerechtfertigt hatte. Die Platte wirkt im Vergleich zu Standardwerken aus dieser Zeit wie ein zahmes Schosshündchen und anders als diese Gesellen tut sie tatsächlich nichts, aber ob man sie spielen lässt, muss man sich schon selber fragen, da gibt es etliche Veröffentlichungen, deren Anschaffung sich eher lohnt.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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